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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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Autounfall erlitten. Vermutlich sind Sie während der Fahrt bewusstlos geworden. Zum Glück ist alles noch glimpflich ausgegangen. Es ist zwei Wochen her, dass Sie eingeliefert wurden.« Sie maß Alba mit einem prüfenden Blick. »Nun, es scheint Ihnen ja gutzugehen. Aber es ist besser, wenn Sie sich ins Bett legen.«
    Alba ließ sich fortführen, obwohl Beates Worte sie mehr als nur beschäftigten. Was war mit ihr los? Langsam dämmerte es ihr. Wenn sie die Antwort finden wollte, musste sie herausbekommen, was all das bedeutete, wer ihren Opa umgebracht hatte und was er mit seinem Brief hatte sagen wollen.
    Einige Tage später wurde sie entlassen. Der abschließende Gesundheitscheck ergab keine neuen Erkenntnisse, die Ärzte waren ratlos, versuchten es aber so gut wie möglich hinter dem Fachchinesisch zu kaschieren.
    Egal, wie sehr Alba sich bemüht hatte, es war ihr nicht gelungen, Beate allein zu treffen, um mehr über das, was sie im Koma gesagt hatte, zu erfahren. Die junge Frau hatte sie wie den Teufel selbst gemieden, und wenn die Schwester sich in ihr Zimmer getraut hatte, dann nur in Begleitung einer anderen Person.
    So hatte Alba das wenige eingepackt, was ihr gehörte,
und wartete nun auf den Stufen vor dem Krankenhaus auf Georg, der sie abholen sollte. Er kam nicht. Sie wollte gerade ein Taxi rufen, als ein schwarzer Mercedes der S-Klasse vor ihr im Parkverbot zum Stehen kam. Ihr Vater stieg aus.
    Sie hatte ihn schon länger nicht mehr gesehen und erschrak, wie fertig er aussah. In den vergangenen Monaten war er noch dürrer geworden. Sein schneeweißes Haar leuchtete in der Sonne, die sich durch die Wolken zu kämpfen versuchte. Der Stress, sein steter Begleiter, hatte sein Gesicht zerfurcht, und die blassen Augen blickten teilnahmslos drein. Jegliche Energie war aus ihnen gewichen.
    Bei seinem Anblick schnürte sich Alba die Kehle zu. Sei dankbar, Alba! Gib deinem neuen Papa einen Kuss für dieses tolle Puppenhaus. In ihrem Leben hatte sie ihm viele Küsse gegeben oder ihn umarmt. Widerstrebend, weil sie es auch nach Jahren des Zusammenlebens nicht mochte, ihn anzufassen. Aber jetzt, da sie beobachtete, wie seine abgezehrte Gestalt aus dem Auto stieg, wollte sie zu ihm laufen, ihn in die Arme schließen und Danke! in sein Ohr hauchen. Danke, dass du da bist. Dass du immer da warst. Dass ich mich bei dir immer erwünscht fühlte.
    Lauf zu ihm! Lass ihn das wissen! Doch sie sah ihm bloß zu, wie er sich ihr näherte, seine Hand ausstreckte und ihr auf die Beine half. »Wie geht es dir?«
    Alba redete nicht. Aber manchmal, ja, manchmal versuchte sie es. Gut, wollte sie erwidern, doch der Laut blieb ihr in der Kehle stecken.

    Behutsam führte ihr Vater sie zum Wagen und öffnete die Beifahrertür, damit sie einsteigen konnte. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Alba lehnte sich im Ledersitz zurück, wartete, bis er den Motor gestartet hatte, und lauschte dem Rauschen der Reifen über den Asphalt.
    Ihr Vater redete. Normalerweise war er ein stiller Mensch, aber in ihrer Gesellschaft war es, als wollte er alle Gespräche mit ihr aufholen, die er während seiner Geschäftsreisen und Termine verpasst hatte.
    Alba hörte nur mit halbem Ohr zu: Die Corvette war ziemlich zerbeult, ob sie sich nun doch für einen Neuwagen entscheiden würde? Ihre Mutter kümmerte sich um den Empfang – ob Alba noch jemanden einladen wollte?
    Sie lächelte grimmig. Wen denn? Seit Kindertagen umgaben sie die unterschiedlichsten Luxusgüter. Aber eine wahre Rarität in ihrem Leben stellten Menschen dar. Freunde, um genau zu sein. Abgesehen von Georg.
    Endlich waren sie in Nienstedten angelangt. Alba wollte gleich ins Haus gehen, da schloss ihr Vater sie in die Arme und hielt sie so einige Minuten lang fest. Plötzlich fragte er etwas, was sie nie von ihm erwartet hätte: »Bist du glücklich?«
    Sie starrte ihn an.
    Â»Ich meine, bist du glücklich mit Georg?«
    Alba zögerte. Dann nickte sie, obwohl sie nicht sicher war, was Glücklichsein bedeutete. Mit jemandem zusammen zu sein, weil er der Einzige war, der einen ertragen konnte?

    Â»Schön.« Ihr Vater drückte sie noch einmal. Sie wollte fragen, was das alles zu bedeuten hatte, aber er musste bereits zu seinem nächsten Termin eilen, und um die Frage zu stellen, hätte sie bestimmt eine kleine Ewigkeit gebraucht.
    Â 
    Der Tod ihres

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