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Nachtzug

Titel: Nachtzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood , Gareth Wootton
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bitte?«
    »Nehmen wir mal an, wir kommen weiter, und Sie erinnern sich, wie Sie den Impfstoff gewannen, und Sie injizieren ihn Keppler.«
    »Ja und?«
    »Was ist, wenn es nicht klappt?«
     
    Rudolf Bruckner kehrte am frühen Nachmittag mit den Urin- und Blutproben des kranken Milchbauern zurück und berichtete, daß es sehr schlecht um den alten Mann bestellt sei.
    »Ich werde heute abend mal bei ihm reinschauen«, sagte Szukalski, während er die Proben für die Routineuntersuchung vorbereitete. »Ich glaube kaum, daß er eine Chance hat. Fleckfieber verläuft bei über Sechzigjährigen fast immer tödlich. Denken Sie daran, die Kleidung, die Sie da draußen getragen haben, zu wechseln und richtig zu waschen. Sie könnten sich bei dem alten Mann oder in seinem Haus Läuse geholt haben, und Läuse sind die Überträger.«
    »Ich werde darauf achten, Doktor«, entgegnete Bruckner.
    Bruckner, ein schlanker junger Mann mit schmalem Gesicht und klugem Blick, hatte nur widerwillig die Aufgabe übernommen, das Blut und den Urin des polnischen Bauern zu besorgen. Obwohl in Polen geboren, war er rein deutscher Abstammung und hielt sich daher für etwas »Besseres« als die anderen in Sofia.
    »Übrigens, Rudolf, ich werde mich um die Urinprobe kümmern; und Sie schicken bitte das Blut ins Warschauer Zentrum für Infektionserkrankungen mit der Bitte um einen Weil-Felix-Test.«
    »Ja, Doktor.« Der Laborassistent machte mit einer steifen Bewegung {116} kehrt und verließ den Raum. Szukalski war froh, daß man ihm einen so fleißigen jungen Laborassistenten zugewiesen hatte, obwohl es ihm gelegentlich doch merkwürdig vorkam, daß Bruckner nicht zum Militär eingezogen worden war.
    Kurz darauf verschloß er das Labor. Als er sicher war, daß Bruckner nicht zurückkehren würde, ließ Szukalski Maria zu sich kommen. Sie beobachtete ihn, wie er die Urinprobe in die von ihm vorbereitete Bouillon-Lösung und anschließend auf einen Agar-Nährboden inokulierte. Dann stellte er beide Kulturen in den Inkubator.
    »Wir werden ihn auf siebenunddreißig Grad stellen. Bis morgen abend müßten dann ausreichend Bakterien herangewachsen sein, um zu beurteilen, ob Proteus darunter ist.«
     
    Nach dem Abendessen fuhr Jan Szukalski mit seinem Chevrolet Baujahr 1929 zu Piotr Wajda, der in einem kleinen Häuschen nicht weit vom Kirchhof entfernt wohnte. Normalerweise kam die Haushälterin an die Tür, aber diesmal öffnete ihm der Priester persönlich.
    »Jan«, begrüßte er ihn leise.
    »Ich bin auf dem Weg zum Wilk-Hof, Herr Pfarrer, der alte Mann liegt im Sterben. Wollen Sie mich begleiten? Ich muß mit Ihnen über dieses, äh …, Problem sprechen.«
    »Ja, ja, natürlich. Die guten alten Wilks. Ich hatte sowieso vor, bei ihnen vorbeizuschauen, um ihnen geistlichen Beistand zu leisten. Ich glaube, Sie haben mir neulich noch gesagt, daß es sich um Fleckfieber handelt, nicht wahr? Ich hole nur noch schnell meine Sachen.«
    Szukalski wartete vor der Tür, während Pfarrer Wajda die Gegenstände zusammensuchte, die er für die Letzte Ölung benötigte, und nach kurzer Zeit saßen beide im Auto.
    »Ich bin froh, daß Sie bei mir reingeschaut haben, Jan«, meinte der Priester, während der Wagen knallend ansprang und schlingernd losfuhr. »Das war heute kein guter Tag für mich.«
    »Ich habe von dieser Sache auf dem Feld gehört.«
    »Sie und Maria hatten Glück, daß man Ihnen erlaubte, weiter Ihrem Dienst nachzugehen und der Aktion fernzubleiben. So verrückt ist Schmidt auch wieder nicht, daß er die beiden einzigen Ärzte der Stadt tötet.«
    »Auch Deutsche werden krank.«
    {117} »Ich mußte mit Dolata an der Spitze gehen, und als ich durch den Schnee stapfte, dachte ich jeden Augenblick, daß es der letzte Schritt in meinem Leben sein könnte. Ich werde wohl mindestens hundertmal ein Ave Maria gebetet haben, als ich dieses Feld überquerte.«
    Szukalski nickte ernst. »Und es waren keine Minen vergraben?«
    »Nicht eine einzige. Wer auch immer diese zwei Soldaten in die Luft gejagt hat, jedenfalls hat er keine Hinweise hinterlassen, auf welche Art und Weise er es geschafft hat.«
    »Widerstandskämpfer«, überlegte Jan. »Und sie werden jeden Tag mutiger.«
    »Um wen handelt es sich, Jan? Und wo verstecken sie sich?«
    Szukalski schüttelte den Kopf und umkrampfte das Lenkrad so fest, daß er das Blut aus seinen Fingern preßte. »Ich wünschte, ich wüßte es, Herr Pfarrer, denn dann würde ich ihnen sagen, daß sie die ganze

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