Naechtliche Versuchung - Roman
sie das herausfindet?«
»Soll ich ihn denn sterben lassen? Er ist ein guter Mann, Ess.«
Stöhnend verdrehte Esmeralda die Augen. »O nein, nicht dieses Gesicht!«
»Was meinst du?«
»Diese weinerliche Miene, die besagt - Brad Pitt ist auf dem Bildschirm.«
»Wie, bitte?«, fragte Amanda gekränkt.
»Ganz klar, du bist in ihn verliebt.«
Amandas Wangen färbten sich feuerrot.
»Großer Gott, Mandy, wo ist nur dein Verstand geblieben?«
Verlegen wich Amanda dem forschenden Blick ihrer Schwester aus und spähte zum Wohnzimmer, wo Kyrian auf der Couch lag. »Hör mal, Essie, ich bin nicht dumm und kein Kind mehr. Für Kyrian und mich gibt es keine Zukunft. Das weiß ich.«
»Aber?«
»Was - aber?«
»Du siehst so aus, als wolltest du am Ende dieses Satzes ein ›Aber‹ hinzufügen.«
»Nein, es wäre sinnlos.« Amanda schob ihre Schwester aus der Küche und zur Treppe. »Geh wieder ins Bett, und ruh dich noch ein bisschen aus.«
»Okay. Bist du sicher, dass Mr Vampir uns nicht in die Hälse beißen wird, während ich schlafe?«
»Er saugt niemandem das Blut aus.«
»Wieso weißt du das?«
»Weil er das gesagt hat.«
Seufzend verschränkte Esmeralda die Arme vor der Brust. »Und deshalb ist es eine Tatsache?«
»Würdest du bitte aufhören?«
»Komm schon, Mandy!« Irritiert zeigte Essie zur Couch. »Der Mann ist ein Killer.«
»Wieso behauptest du das? Obwohl du ihn gar nicht kennst?«
»Krokodile kenne ich auch nicht. Trotzdem würde ich sie nicht in mein Haus lassen. Die Natur einer Bestie kann man nicht ändern.«
»Kyrian ist keine Bestie.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Amanda las immer noch unverhohlene Skepsis in den Augen ihrer Schwester.
»Hoffentlich behältst du Recht, kleines Mädchen. Oder wir werden unseren Leichtsinn bitter büßen.«
Nachdem Esmeralda ein paar Stunden später zur Arbeit gegangen war, bereitete Amanda ein Frühstück für Kyrian vor.
»Nett von dir«, sagte er leise, »aber ich bin wirklich nicht hungrig.«
Sie stellte das Tablett auf den Couchtisch und berührte die Bandage an seinem Arm, durch die bereits Blut sickerte. »Hättest du bloß auf mich gehört und wärst daheim geblieben!«
»Da ich einen Eid geschworen habe, musste ich meine Pflicht erfüllen.«
Oh, dieser verdammte Job … War das alles, was er wichtig nahm? Beschützte er sie, weil sie ihm etwas bedeutete? Oder gehörte sie nur zu seinen Pflichten? »Trotzdem - du glaubst an meine Fähigkeiten. Wenn ich dir sage …«
»Bitte, Amanda, ich hatte keine Wahl.«
»Hoffentlich wirst du Desiderius töten.«
»Ganz bestimmt.«
Behutsam drückte sie seine Hand. »Deine Stimme klingt nicht mehr so überzeugt wie früher.«
»Weil ich stundenlang an ein Brett genagelt war. Heute Morgen fühle ich mich nicht besonders gut.«
»Sehr komisch.«
»Ja, ich weiß. Was mir Sorgen macht - er wusste ganz genau, wie er mir das allerschlimmste Leid zufügen konnte. Sogar …«
Ein paar Sekunden lang wartete sie. Aber er schwieg. »Sogar - was?«
»Nichts.«
»Sprich mit mir, Kyrian. Ich muss wissen, wie du in diesen Zustand geraten bist.«
»Darüber will ich nicht reden.«
Bevor sie ihn noch länger bedrängen konnte, klopfte es an der Tür.
»Bitte, lass D’Alerian herein«, sagte er leise.
»Ist das der Traumjäger?«
Kyrian nickte.
Neugierig eilte sie in die Diele und öffnete die Haustür. Dann trat sie zurück.
Der Mann, der auf der Veranda stand, sah ganz anders aus, als sie es erwartet hatte. Hoch gewachsen, mit pechschwarzem Haar und hellen, farblosen Augen, die zu irisieren schienen. Wie ein dunkler Jäger war er ganz in Schwarz gekleidet. Gewiss hätte er ihre Aufmerksamkeit erregt, würde sie nicht dass seltsame Bedürfnis empfinden, wegzuschauen. Geradezu unheimlich. Sie musste sich zwingen, einen Mann zu betrachten, der in jeder Frau sinnliche Gelüste wecken müsste.
Wortlos ging er an ihr vorbei zu Kyrian. Die Haustür entglitt ihrer Hand und fiel ins Schloss, um das Tageslicht fern zu halten.
Mit geschmeidigen Schritten näherte sich D’Alerian der Couch, schlüpfte aus seiner Lederjacke und krempelte die schwarzen Hemdsärmel hoch.
»Seit wann klopfst du an?«, frage Kyrian.
»Das mache ich immer, wenn ich die Menschen nicht erschrecken will.« D’Alerian inspizierte Kyrians Körper. »Wie grässlich du aussiehst!«
»In letzter Zeit höre ich das immer wieder.«
In D’Alerians Miene zeigte sich keine Belustigung. Gar nichts. Er wirkte sogar noch ruhiger und
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