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Natascha

Natascha

Titel: Natascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erschüttern. So tat er also sehr überlegen und sah zu Luka hinauf, der wie ein schwankender Turm vor ihm aufgebaut war.
    »Sieh, sieh, der Fedja Iwanowitsch! Auf einmal fällt's ihm ein, daß in Krassnoje Mowona ein liebes Mädchen ist. Macht's der Frühling, Genosse? Fünf Monate war er stumm, der Unterleutnant, und hat unser Herz kalt gemacht. Sieh dir mein Täubchen an … wie schmal es geworden ist, wie traurig. Es singt nicht mehr und es lacht nicht mehr. Ja ja, die Flügelchen hat er ihm gebrochen, der Fedja Iwanowitsch. Warum kommt er nicht selbst, der schmucke Genosse Unterleutnant?«
    »Er ist in einem Lehrgang. Leutnant soll er werden.« Luka drückte das Kinn an den Hals. »›Luka‹, hat er gesagt, ›wenn ich zurückkomme, wird geheiratet. Deinen Kürbis schlage ich dir ab, wenn du nicht Natascha zu mir bringst.‹ Ist ein witziges Jüngelchen, unser Unterleutnant, was?!« Luka lachte dröhnend und spuckte auf den Boden.
    »Man muß das alles überlegen!« Nikolai Igorowitsch wiegte den Kopf. »Was verdient ein Leutnant? Kann er eine Frau ernähren? Und wenn Kinderchen kommen … haben sie satt zu essen? Unsicher ist's heute auf der Welt, Genosse Luka. Du weißt es! Die Deutschen halten keinen Frieden. Und ich weiß, wie's ist, wenn sie kommen. Ich hab's erlebt im letzten Krieg, oben in Grodno. Und so ein Leutnant ist immer vorneweg … Man muß das alles überdenken, Genosse –«
    »Väterchen«, bettelte Natascha. Sie hatte ihr Herz wiedergefunden … es schlug wieder und der Atem stockte nicht mehr. »Ich liebe ihn doch –«
    »Ein Windhund ist er!«
    »Ich denke doch nur an ihn, Väterchen …«
    Luka grinste. »Sie spricht wie Fedja, Nikolai Igorowitsch. Immer sagt er: ›Wenn ich die Augen schließe, sehe ich nur Natascha …‹ Ganz anders ist er geworden. Sitzt am Abend vor dem Haus und starrt in die Wolken. Sag endlich ja, Genosse Nikolai Igorowitsch … und ich nehme Natascha mit …«
    »Mitnehmen? Nein.« Nikolai reckte sich. Er streckte sich so weit, bis sein Kopf unter dem Kinn Lukas war, weiter ging es nicht. »Hier wird geheiratet. In Krassnoje Mowona! Soll er kommen, der Fedja, mein Schwiegersöhnchen … Die Arme werde ich ausbreiten und ihn an mein Herz drücken. Sag ihm das …« Nikolai wischte sich über die Augen. Zu dumm, sie waren feucht. Das machte der Wetterumschwung, nur er! »Komm 'rein, Luka … iß und trink dich satt –«
    »Nur darauf habe ich gewartet!« Luka hieb Nikolai auf die Schulter. Er tat es vorsichtig, denn er wollte ihm nicht die Knöchelchen zerbrechen. Trotzdem knickte Nikolai ein und lachte verzerrt zu ihm hinauf.
    »Soll ich wieder einen Speckkuchen backen?« fragte Olga. Sie weinte vor Freude, und bei ihr war's nicht der Wetterumschwung, sondern ihr mütterliches Glück. Luka packte sie um die Hüften und trug sie ins Haus.
    »Speckkuchen!« brüllte er. »Mütterchen, dafür geb ich dir einen Kuß!«
    »Friß mich nicht auf!« zeterte Olga. »Friß mich nicht auf, du Barbar!«
    Wirklich, es war Fröhlichkeit im Hause der Tschugunows.
    Als der Flieder und der Goldlack blühten, heirateten Fedja und Natascha Tschugunowa.
    Der General in Smolensk hatte Fedja zum Leutnant befördert und sogar gratuliert. Eine Abordnung der Kompanie in Schamowo brachte als Geschenk des Kommandeurs und der Kameraden ein großes Bild des Genossen Stalin, einen Korb Krimwein und einen riesigen Mohnkuchen, den Darja gebacken hatte. Der alte Distriktsowjet und Leiter der Sowchose Krassnoje Mowona schenkte zur Hochzeit ein Ferkelchen. Bis nach Moskau hatte er deswegen telefonieren müssen, denn auch die Ferkelchen gehören zum Fünfjahresplan. In Moskau hatte man ein Herz für den jungen Leutnant Fedja und sagte ja. So konnte man also über einem offenen Feuer an einem eisernen Spieß das Ferkelchen braten. Luka hatte sich erboten, es fleißig zu drehen. Um Versuchungen zu widerstehen, nahm Fedja ihm das Messer ab. Der Mensch ist schwach, Genossen. Und ein knuspriges, braunes Ferkelchen am Spieß ist wie die leibhaftige Sünde.
    Die Trauung nahm der Bezirkssowjet in der stolowaja von Krassnoje Mowona vor. Er hatte den Tisch mit der roten Fahne dekoriert, stand vor einem Stalinbild, und links und rechts von ihm, auf hölzernen Podesten, blickten ernst die Köpfe von Lenin und Marx auf die Festversammlung herab. Sie waren aus Gips, aber schön goldbraun bemalt, daß sie aussahen wie aus wertvoller, alter Bronze.
    In Galauniform stand der junge Leutnant Fedja da. Sein blondes

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