Nebelsturm
Länge nach hingefallen und dann auf Händen und Knien durch den Wald gekrochen zu sein.
Tilda überprüfte alle Spuren und rechnete nach. Die Einbrecher waren zu dritt gewesen.
Eine Frau kam ihnen auf der Veranda entgegen. Es war die Nachbarin, die den Schlüssel bekommen hatte, um auf das Pfarrhaus aufzupassen, während sich das Ehepaar im Krankenhaus aufhielt. Die Frau fragte, ob die Polizisten mit in ihr Haus kommen wollten, um dort bei einer Tasse Kaffee alles zu besprechen.
Kaffee trinken mit Majner?
»Ich glaube, ich sehe mich lieber erst einmal im Haus um, vielen Dank«, wehrte Tilda das Angebot ab.
Nachdem sie die Nachbarin nach Hause geschickt hatte, ging sie die steinerne Eingangstreppe hinauf.
In der Eingangshalle lag ein Mosaik aus Glassplittern von einem großen Spiegel, der zu Boden gestürzt war. Die Teppiche lagen verschoben und unordentlich herum, und an den Türrahmen und auf dem Parkett waren überall Blutspritzer.
Die Tür zum großen Wohnzimmer stand einen großen Spalt offen, Tilda ging vorsichtig über die Glassplitter und warf einen Blick in den Raum.
Auch hier herrschte ein wildes Durcheinander. Die Türen der Glasvitrine waren aufgerissen und alle Schubladen der Kommodeherausgezogen. Tilda sah auch hier lehmige Fußspuren auf dem neu geschliffenen Parkett – die Spurensicherung würde einiges zu tun bekommen.
Nachdem sie den Tatort inspiziert hatten, verließen die beiden Polizeibeamten den Hof, ohne ein weiteres Wort miteinander gewechselt zu haben. Tilda setzte sich in ihren Wagen und fuhr zu Gerlof ins Altersheim.
»Wieder ein Einbruch«, sagte Tilda als Erklärung für ihre Verspätung.
»Ach ja?«, fragte Gerlof. »Wo denn?«
»Im Pfarrhaus von Hagelby. Sie haben den Eigentümer niedergeschlagen.«
»Schlimm?«
»Ziemlich, sie haben ihn auch noch niedergestochen … du wirst morgen in der Zeitung bestimmt noch weitere Details lesen können.«
Sie setzte sich an den Tisch und baute das Tonbandgerät auf. Sie musste an Martin denken. Er war mittlerweile bestimmt zu Hause angekommen, hatte Frau und Kind umarmt und sich darüber beklagt, wie langweilig diese Konferenz in Kalmar gewesen sei.
Gerlof sagte etwas.
»Wie bitte?«
Tilda hatte nicht zugehört. Ihr hing das Bild vor Augen, wie er ihre Wohnung verlassen hatte, ohne sich ein letztes Mal umzudrehen.
»Habt ihr nach Spuren gesucht?«
Tilda nickte.
»Sie werden den Tatort morgen früh genauer untersuchen.« Sie schaltete das Mikrofon ein. »Wollen wir uns ein bisschen über die Familiengeschichte unterhalten?«
Gerlof nickte, fragte aber weiter:
»Was macht ihr denn da, am Tatort?«
»Nun ja, die Spurensicherung sichert die Spuren«, antworteteTilda steif. »Sie fotografieren und filmen, suchen nach Fingerabdrücken, Haaren und Textilresten, also Stofffasern. Und nach biologischen Spuren wie Blut zum Beispiel. Und dann werden von den Fußspuren draußen Gipsabdrücke angefertigt. Man kann auch im Hausinneren die Spuren sichern, indem man eine elektrostatische …«
»Mann, seid ihr tüchtig«, unterbrach Gerlof sie.
Tilda nickte.
»Wir versuchen, methodisch vorzugehen. Vermutlich kamen sie mit einem Wagen, einem großen Personenwagen oder einem Lieferwagen. Mehr Hinweise haben wir zurzeit leider nicht.«
»Und es ist natürlich wichtig, dass ihr diese Schurken zu fassen bekommt.«
»Absolut.«
»Könntest du mir bitte vom Schreibtisch ein Blatt Papier holen?«
Tilda beobachtete Gerlof, der drei Zeilen auf das Papier schrieb. Dann reichte er ihr den Zettel.
Darauf standen in Gerlofs gepflegter Handschrift drei Namen:
John Hagman
Dagmar Karlsson
Edla Gustafsson
Tilda sah Gerlof fragend an.
»Sehr schön«, sagte sie. »Sind das die Diebe?«
»Nein, das sind alte Bekannte von mir.«
»Aha?«
»Die könnten behilflich sein.«
»Wie das denn?«
»Die sehen Dinge.«
»Ach was?«
»Die drei wohnen an Hauptstraßen und beobachten den Verkehr ganz genau«, erklärte Gerlof. »Für John, Dagmar und Edla sind vorbeifahrende Fahrzeuge ein großes Ereignis, besonders im Winter. Edla und Dagmar lassen alles stehen und liegen, um nachzusehen, wer vorbeigefahren ist.«
»Okay. Dann werde ich mich mit ihnen mal unterhalten«, sagte Tilda. »Wir sind dankbar für alle Hinweise.«
»Ja, am besten fängst du mit John aus Stenvik an, wir sind alte Freunde … du kannst ihn von mir grüßen.«
»Und dann soll ich ihn nach unbekannten Fahrzeugen fragen?« Tilda sah ihn verdutzt an.
»Ganz genau. John
Weitere Kostenlose Bücher