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Necare (Verlangen) (German Edition)

Necare (Verlangen) (German Edition)

Titel: Necare (Verlangen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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Korridor. Einige Schritte
weiter befanden wir uns in einem schummrigen Raum, der überall mit Herzen,
kleinen Amor-Figuren, Wolken, Sternen und anderen romantischen Bildern verziert
war. Vor uns befand sich ein Kanal, in dem Boote lagen. Ein Pärchen nach dem
anderen stieg ein und schipperte gemächlich in den nächsten Raum. Ich ahnte allmählich
nichts Gutes. Wo war ich hier nur gelandet? Ich sollte ganz allein neben Night
in einem kleinen Boot sitzen und mit ihm herum gondeln?! Mein Herz schlug mir
bereits bis zum Hals. Wir stiegen in eines der roten Boote und setzten uns.
Sofort zog es mir die Beine weg. Die Sitze waren so tief, dass man eher darin
lag. Sich aufrecht zu halten, kostete mich alle Mühe. Angespannt saß ich nun da
und spürte seine Wärme an mir. Langsam fuhren wir los und kamen in einen
anderen großen Raum. Auch hier war es dunkel. Kerzen spendeten ein wenig Licht
und leise romantische Musik rieselte auf uns herab. Ich versuchte, nicht so
dicht auf Night zu liegen, doch die Sitze waren genau dafür ausgelegt. Eine
flammende Röte stand mir im Gesicht, während meine Hände allmählich schweißnass
wurden. Mein hämmernder Herzschlag dröhnte in den Ohren, überspielte so aber
wenigstens das meiste der Musik.
    Was sollte
ich nur sagen oder tun? Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, so nah bei ihm
sein zu können, doch das alles war so erzwungen und vollkommen falsch. Zudem
schwamm unser Boot an unzähligen Figuren vorbei, die sich zur Musik bewegten,
sich in den Armen lagen oder küssten. Wohin man auch sah, alles war voller
Herzen, blinkender Lichter, küssender Pärchen oder schmusenden Plastikpuppen.
    „Ganz schön
kitschig“, durchbrach Night die Stille. Er zog gerade sehr verführerisch eine Augenbrauen
nach oben, was ihm aber wohl nicht bewusst war, als wir an zwei bunten
Bärenfiguren vorbeifuhren, die sich an den Händen hielten und im Kreis drehten.
    „Zum Glück
bist du mit dabei, sonst hätte ich wohl den nächsten Notausgang nehmen müssen.“
Ich konnte mir das Bild nur allzu gut vorstellen. Endlich fiel ein wenig Anspannung
von mir ab und ich konnte in sein Lächeln einstimmen.
    „Ja, da sind
mir die Achterbahnen doch lieber“, stimmte ich ihm zu.
    Er lehnte
sich entspannt zurück, legte die Arme hinter den Kopf und sagte: „Wenigstens
sind wir diese Kletten für ein paar Minuten los. Dafür ertrage ich auch diesen
Kitsch und diese abartige Musik.“
Er mochte die Mädchen also nicht…
    „Tja, die
beiden scheinen deine Gegenwart aber sehr zu genießen.“
    Er verzog
angewidert das Gesicht, als er erklärte: „Sky wollte ja unbedingt, dass sie
sich uns anschließen und Melodys Angebot ist für seine berufliche Zukunft sehr
wichtig.“ Er versuchte also, zu den beiden freundlich zu sein, damit Sky den
Praktikumsplatz bekam?
    „Zudem will Sky
was von Melody. Geschmack konnte man ihm leider noch nie nachsagen.“
    „Ich dachte
immer, er wäre in Thunder verknallt. Wie kann er sich dann an diese Ziegen
ranmachen, wenn sie auch noch dabei ist?“
    Er zuckte mit
den Schultern. „Er mag sie, aber ich denke, er rechnet sich nicht besonders
viele Chancen bei ihr aus, da nutzt er eben jede andere, die sich ergibt.“
    Das Boot
machte gerade eine Kurve und in diesem Moment flog ein dicker, kleiner Amor
über uns und schüttete einen Eimer mit goldenem Glitter aus. Dazu sang dieses
Ungetüm „Liebet euch auf Ewiiiiiig!“
    Ich wäre
beinahe vor Schreck aus dem Boot gefallen, zum Glück hatte Night mich am Arm
festgehalten.
    „Das wird ja
immer besser“, knurrte er und wischte sich die kratzenden Glitterteile aus Haar
und Nacken.
    Wieder gab es
einen Ruck und plötzlich fuhr das Boot in rasantem Tempo in die nächste Kurve.
Dieses Mal war es Night, der sich am Bootsrand festhalten musste, um nicht
hinausgeworfen zu werden. Ich wurde stattdessen fest an ihn gedrückt, während
schon die nächste Puttenfigur über uns erschien und mit einem Pfeil auf uns
zielte. „Ein Liebeszauber für schöne Stunden“, sang sie. In diesem Moment flog
das Geschoss auf uns zu. Night schnappte sich meinen Arm und riss mich vom
Sitz, so dass wir beide auf dem Boden landeten. Vor Schreck hatte ich die Luft
angehalten und staunte nicht schlecht, als zwei Pfeile in den Rückenlehnen
steckten. Beinahe wären wir getroffen worden.
    „Was soll
das?“, fragte ich entsetzt. „Wollen die uns umbringen?“
    Gerade lösten
sich die Pfeile auf und verschwanden, als hätten sie nie existiert.

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