Nemti
Zelle führten.
»Noch ein ahnungsloser Bastard.« Gleißner warf ihm einen Blick voller Verachtung zu, der ihm wie ein Eissplitter ins Herz fuhr. Er wand sich und versuchte, sich dem Griff der Polizisten zu entziehen, besaß jedoch keine Chance. Er spie Lukas vor die Füße. Sie zerrten ihn weiter.
Von hinten näherten sich Schritte. Die Kommissare hatten den Vernehmungsraum verlassen und kamen auf Lukas zu.
»Das ist vielleicht ein fanatischer Idiot, ein glatzköpfiger Quadratschädel«, schimpfte Weinbrecht.
»Regen Sie sich nicht auf, Kollege«, beruhigte ihn Habermehl. »Was wollte Gleißner von Ihnen, Herr Dux?«
»Nur eine hässliche Bemerkung loswerden.«
Weinbrechts Mobiltelefon klingelte. »Hallo, Frau Prohaska.« Dann sprach nur noch die Kriminaltechnikerin. Erst nach einer ganzen Weile gelang es ihm, ihren Redefluss zu unterbrechen.
Habermehl grinste Weinbrecht breit an, als er das Handy in der Hosentasche verschwinden ließ.
»Puh. Wir sollen rüberkommen.«
Evelyn Prohaska saß auf einem Hocker. Die in Klarsichtfolie verpackte Waffe lag vor ihr auf dem Labortisch. Die Brille hatte sie hoch auf die Stirn geschoben. Ihre Gesichtszüge drückten Verstimmung aus.
»Frau Prohaska, warum so missgelaunt?«, fragte Habermehl freundlich.
»Weil ich nicht herausfinden kann, was das für ein Ding ist.« Eine Bewegung ihrer Stirnmuskeln ließ die Brille auf die Nasenwurzel fallen. »Eine Hiebwaffe mit scharfer Klinge. Bestens geeignet, die Kehle zu durchtrennen. Damit können sie einem Menschen auch glatt den Kopf abschlagen.«
»Haben Sie die entsprechenden Datenbanken durchforstet?«
»Was glauben Sie denn.« Sie rutschte vom Hocker. »Nichts. Das Ding ist in keiner Datenbank gespeichert.«
»Warum fragen wir nicht Jan Gleißner?«, schlug Weinbrecht vor.
»Könnten wir«, erwiderte Lukas. »Aber ich habe einen anderen Vorschlag, der uns mehr Informationen bringt.«
Frau Prohaska wirbelte herum. »Eine Datenquelle, von der ich nichts weiß?«
»Lassen Sie Herrn Dux bitte ausreden«, sagte Habermehl.
»Nach Jans Festnahme zeigte mir Herr Weinbrecht die Waffe. Mir ist eine Ritzzeichnung im Metall aufgefallen.« Lukas zog die Waffe heran und strich die Klarsichtfolie glatt. »Sehen Sie hier. Nach alldem, was ich im Laufe der Ermittlung erfahren habe, deutet die Ritzung auf ägyptischen Ursprung hin.«
»Jetzt haben Sie mir die Pointe geklaut.« Frau Prohaska schlug die Hände zusammen. »Die Idee ist mir nämlich auch gekommen.«
»Machen Sie sich nichts daraus«, beruhigte sie Habermehl. »Sie wollen diesen Studenten ins Spiel bringen, Herr Dux?«
»Ich könnte einen Termin mit ihm vereinbaren.«
»Einverstanden.«
Lukas aktivierte sein Handy und wählte Knickriems Nummer. Er meldete sich nicht und Lukas sprach auf die Mailbox.
Als er das Mobiltelefon einsteckte, sagte Habermehl gerade: »Konnten Sie irgendwelche Spuren auf der Waffe feststellen, Frau Prohaska?«
»Sie ist gründlich gereinigt worden. Fingerabdrücke sind verwischt und unbrauchbar. Der Schlitzer wird Handschuhe getragen haben. Allerdings ließ sich mit Luminol Blut nachweisen. Für eine DNS-Analyse reicht es aber nicht.«
»Dann taugt die Tatwaffe als Beweismittel nichts. Schade«, sagte Weinbrecht resigniert.
Lukas war um den Tisch herumgetreten und stand Frau Prohaska gegenüber. Etwas in ihren Augen verriet ihm, dass sie die Lage nicht so pessimistisch beurteilte wie Weinbrecht.
»Was wissen Sie, was wir nicht wissen?«, fragte er.
Sie langte hinter ein Mikroskop und holte aus einem Karton Plastiktüten hervor. »Sie sehen die Papierstreifen? Die sind mit getrocknetem Blut getränkt. Wunderbares Material für eine DNS-Bestimmung.«
Habermehl betrachtete die Tüten. »Wo sind die her?«
»Aus dem Keller von Gleißners Haus. Schicke ich gleich zum Landeskriminalamt. Die Spurensicherung ist dort auf interessante Dinge gestoßen, hat mir Christian verraten. Noch jemand eine Frage? Es ist Samstag und ich möchte irgendwann nach Hause.«
»Was ist mit dem Stilett?«, wollte Lukas wissen.
»Spurentechnisch ein Reinfall.«
»Liegen inzwischen Ergebnisse der Untersuchungen der Autos vor?«, fragte Weinbrecht.
»Meine Kollegen arbeiten noch daran, konnten aber Haare sicherstellen.«
Als sie die Schwingtür zu den Räumlichkeiten der Spurensicherung aufstießen, glaubte Lukas seinen Augen nicht zu trauen. Neben der Tür standen zwei Umzugskartons. Engels Schreibtisch flankierten zwei Holzfiguren. Eine
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