Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Leron’das sammelte einige Kräuter auf der Wiese, die er zwischen den Fingern verrieb und Philip auf die Wunde legte.
»Das müsste deine Schmerzen etwas lindern und ist gleichzeitig ein Kissen auf deiner harten Schuhsohle.« Philip nickte und machte probehalber ein paar Schritte.
»Wir können weitergehen.«
»Bevor es dunkel wird, werden wir den Schellbach erreichen. An seinem Ufer werden wir Schutz finden für eine Nacht«, sagte Leron’das, während er sich prüfend umsah.
Philip fragte sich, wieso der Elbe sich so gut auskannte. Leron’das schien den Namen eines jeden noch so kleinen Rinnsals zu kennen, das sie durchwateten, und auch eines jeden Weilers, den sie sorgfältig mieden.
»Schellbach«, murmelte er vor sich hin, aber Philip bezweifelte, dass der Name länger in seinem Gedächtnis haftenbleiben würde als die Namen all der anderen Gewässer, die er am heutigen Tage schon gesehen hatte.
Mit dem letzten Tageslicht erreichten sie einen etwas breiteren Bachlauf. Auch wenn es schien, dass er zu anderen Zeiten mehr Wasser führte, floss zu dieser Jahreszeit nur ein schmaler Wasserstrahl zwischen all den Steinen entlang und bildete in seinem eigenen Bett immer wieder kleine Inseln. Leron’das suchte nach einer geeigneten Stelle im Ufergestrüpp. Der Platz, den er schließlich fand, war nicht viel breiter als ihre beiden Decken, und an ein kleines Feuer war hier nicht zu denken. Missmutig sah Philip sich um. Er hatte schon eine ganze Weile Hunger. Leron’das setzte sich neben ihn und hielt ihm etwas entgegen, das wie ein Keks aussah und auch leider nicht viel größer war.
»Danke«, murmelte Philip und betrachtete das kleine harte Ding von allen Seiten.
»Das ist unser Brot«, erklärte Leron’das. »Vor allem, wenn wir unterwegs sind, nehmen wir es gerne mit, denn es beansprucht wenig Platz, macht anhaltend satt und stärkt unsere Glieder.«
Philip probierte vorsichtig. Er konnte nicht sagen, wonach es schmeckte. Weder war es süß noch salzig, aber der kleine Bissen schien in seinem Mund aufzugehen, und er hatte eine Weile daran zu kauen. Er spürte, wie sich eine gewisse Zufriedenheit in ihm breitmachte, und als er aufgegessen hatte, fühlte er sich vollkommen gesättigt.
»Das war wirklich hervorragend«, sagte er und streckte sich auf seiner Decke aus. »Eine gebratene Ente könnte nicht besser sein.« Leron’das schwieg. Er wirkte nachdenklich, wie schon oft an diesem Tag.
»Und morgen sind wir wirklich in Saulegg?«, fragte Philip.
»Noch bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht haben wird.«
»Das ist gut. Ich hoffe, Elomer hat einige Antworten für mich. Ich kenne ihn zwar nicht, aber er muss ein wirklich guter Freund von Theophil gewesen sein.« Die Worte klangen in seinem Ohr wie sinnloses Geplapper. All das hatte er Leron’das bereits ausführlich erzählt. Trotzdem wollte er jetzt nicht schweigen, denn er fürchtete die wortlose Stille. »Ich hoffe, er wird auch dir ein wenig von Nutzen sein. Willst du dich ihm gleich zu erkennen geben, oder soll er es selbst herausfinden? Vielleicht sollten wir uns einen etwas menschlicheren Namen für dich einfallen lassen. Was hältst du von Leon oder Leander …« Leron’das' Blick war ziellos in die Ferne gerichtet, und Philip verstummte, als er merkte, dass er ihm gar nicht zuhörte. Er schaute ihn an, bis Leron’das seinen Blick aus der Ferne löste. Seine Augen waren unergründlich.
»Dich bedrückt etwas«, sagte Philip. »Ich sehe es schon den ganzen Tag.«
Leron’das sagte nichts, und Philip fürchtete bereits, er hätte ihn nun vollständig verärgert, als er ihn plötzlich gepresst flüstern hörte.
»Pal’dor ist mir verschlossen.«
»Verschlossen?«
»Verschlossen. Keine einzige meiner Nachrichten erreicht die Stadt im Wald. Ich hatte gehofft, über das Wasser des Fils und die Kraft, die mir die Weiden an seinem Ufer verleihen, endlich wieder mit Ala’na der Weisen sprechen zu können, doch der See Latar’ria war unerreichbar.«
»Ihr könnt über das Wasser sprechen?«, fragte Philip staunend, mit weit aufgerissenen Augen.
Leron’das sah ihn an und lächelte. »Nicht über jedes Wasser und nicht an jeden beliebigen Ort. Aber zu Latar’ria. Sie ist ein Medium, und sie nimmt Dinge war, die an den Ufern von anderen Gewässern geschehen. Ala’na, die Herrin von Latar’ria, kann über sie Botschaften in andere Flüsse und Seen senden. Auf diese Art besteht immer eine Verbindung nach Pal’dor.«
»Und
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