Neonträume: Roman (German Edition)
Anton.
» Woher weißt du das denn schon wieder?«, staune ich.
» Ich treffe mich jede Woche einmal mit Linda Evangelista zum Kräutertee. Wen interessiert das, woher ich das weiß? Ich bin eben informiert, das ist alles. Erklär mir lieber, was Perfectil mit deinem unterirdischen Stil zu tun hat!«
» Ich habe heute Morgen bei Lena versehentlich vier Kapseln von dem Zeug geschluckt, gegen Magendrücken.«
Anton schnauft verächtlich.
» Was gibt’s da zu schnaufen, woher sollte ich wissen, was das ist?« Langsam werde ich echt sauer.
» Und was passiert jetzt mit dir?«, fragt Wanja neugierig.
» Nichts! Mir wachsen lange Krallen und dicke Titten, ich kriege Lippen wie Fahrradschläuche oder gleich wie Angelina Jolie, und dann heirate ich einen Oligarchen. Dann brauche ich wenigstens nicht mehr meine Zeit mit euch Pfeifen zu verschwenden!«
» Aus dir wird bestimmt eine heiße Braut«, lacht Wanja. » Wir schicken dich auf den Strich, und von dem Geld richten wir uns ein Tonstudio ein.«
» Ich glaube, du hast dein komisches Perfectil nicht gefressen, sondern geschnupft, du Kate Moss für Arme«, bemerkt Anton säuerlich.
» Musst du gerade sagen!«, gebe ich grob zurück. » Wanja, weißt du überhaupt, was für einen pfiffigen Kumpel wir da haben? Ich erzähle dir mal eine schöne Geschichte über unseren Freund hier. Pass auf, das war letztes Jahr, da war dieser Snob bei so einer Braut zuhause gelandet, und als er zwischendurch mal im Badezimmer verschwindet, findet er doch vor ihrem Badezimmerspiegel so eine Spezialcreme, so ein Zeug, mit dem die Weiber sich die Brustwarzen einreiben, Marke Agent Provocateur, verstehst du?«
» Was für ein Zeug?« Wanja hat’s noch nicht kapiert.
» Komm, hör schon auf zu spinnen«, wirft Anton unbehaglich ein.
» Von wegen spinnen! Du hast mir das damals selber erzählt. Also, mit dieser Creme reiben sich die Bräute die Brustwarzen ein, damit sie schön stehen, wenn sie ein T-Shirt darüber anziehen.«
» Und? Ist doch geil.« Wanja steht auf der Leitung.
» Und dieser Pfiffikus«, ich zeige auf Anton, » dachte sich, schlau wie er ist, wenn dieses Zeug Brustwarzen erigieren lässt, dann könnte man damit doch auch mal seinen Schwanz einreiben! Stimmt’s, Anton?«
» Es reicht! Halt die Klappe!«
» Nein, los, erzähl schon, Andrej!« Jetzt ist Wanja neugierig geworden.
» Also gut, gesagt, getan. Unser Freund hier reibt sich den Dödel ein, und dann harrt er der Dinge, die da kommen sollen. Tja, Erektion kam keine, dafür brannte das Zeug wie Feuer! Und zwar ziemlich lange, was, Anton?«
» Das wird hier heute anscheinend eine Comedy-Show, aber keine vernünftige Probe«, sagt Anton leise.
» Du hast mich hochgenommen, jetzt nehme ich dich hoch, das ist nur gerecht.«
» Irgendwie gehst du mir in letzter Zeit ziemlich auf den Wecker mit deiner Hochnehmerei.«
» Wenn du dich auf meine Kosten amüsierst, kann ich mich ja wohl auch auf deine Kosten amüsieren, oder?«
» Na gut, Andrej, du hast deinen Witz erzählt, alle haben gelacht, dann können wir wohl nach Hause gehen. Ich hab keine Lust mehr zu proben.«
» He, Leute, was soll das? Ihr zickt hier rum wie kleine Mädchen! Wir haben am Mittwoch unseren Auftritt, falls ihr das vergessen habt«, versucht Wanja die Wogen zu glätten.
» Wahrscheinlich hat Anton gestern kein Shit mehr gekriegt, was, Anton? Oder hast du zu lange nicht mehr gevögelt?«
» Ich?« Anton zerdrückt wütend seine Zigarette im Aschenbecher, springt auf und rast durchs Zimmer. » Dafür habt ihr offenbar einen rundum gelungenen Abend hinter euch. Jeden Tag Saufen, Ficken, Koksen, die ganze Nacht durch. Wie oft hab ich euch gesagt, hört endlich auf damit, jedenfalls, wenn am anderen Tag eine Probe ansteht! Mit euch ist heute absolut nichts anzufangen, und das nervt mich!«
» He, Anton, entspann dich«, grinst Wanja. » Gestern war doch Freitag!«
» Bei Mirkin ist immer Freitag«, brummt Anton und zerrt wütend an seinem Pullover. » Die letzte Probe hatten wir an einem Sonntag, da kam er stramm wie ein Kellermeister. Und die Woche davor war überhaupt nichts von ihm zu sehen.«
» Kurt Cobain hat direkt bei den Proben gesoffen, gekokst und Party gemacht. Hat das irgendeinen negativen Einfluss auf die Musik von Nirvana gehabt?« Ich bemühe mich jetzt echt, ruhig zu bleiben.
» Du bist aber nicht Kurt Cobain, mein lieber Andrej!« Anton fängt an zu brüllen. » Du bist nicht mal der Arsch von Kurt Cobain, du bist
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