Nett ist die kleine Schwester von Scheiße
Interessen durch – gegenüber Ihren Eltern, Ihren Partnern, Ihren Kindern. Denken Sie daran, dass auch Ihr Gegenüber mit allen Mitteln für sich kämpft und allzu schnelle Zugeständnisse zu Ihren Lasten gehen – und Sie sich vor allen Dingen immer weiter von Ihrer persönlichen Idealsituation entfernen.
Fünfter Pfad
Arbeiten Sie nicht an sich –
das ist gesund
»Alles, was Sie absichtlich tun,
ist nicht echt.«
Jiddu Krishnamurti
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Kann irgendjemand in dieser Welt leben, ohne sich mit jemand anderem zu vergleichen? Wer hässlich ist, will schön sein, wer cholerisch ist, will sanftmütig sein – anders sein zu wollen, »mehr« zu sein, ist der Anfang des Neides, sagt jedoch der spirituelle Lehrer Jiddu Krishnamurti. Das bedeutet nicht, dass jeder einfach akzeptieren sollte, wie er ist. Doch laut Krishnamurti steht der Wunsch, anders zu sein, immer in Beziehung zu etwas, das vergleichsweise größer, gerechter, schöner, mehr dies und mehr jenes ist. Wir sind dazu erzogen, uns zu vergleichen. Wir sollen ein Leben lang an uns arbeiten, uns verbessern, wie es so schön heißt, deswegen sollen wir auch Kritik ertragen können und daraus lernen. Aber das alles dient letztlich nur dazu, uns in unserer Wertigkeit zu schaden. Menschen, die sich trauen, sie selbst zu sein, die nicht an sich arbeiten und Kritik an ihrer Person verweigern, sind vielleicht nicht »everybody’s darling«, werden aber feststellen, dass ihr Leben und ihre Beziehungen an Klarheit gewinnen.
Krishnamurti nennt zur Verdeutlichung der Tatsache, dass es zu Unklarheit führen kann, an sich zu arbeiten; ein Beispiel: »Angenommen, Sie entdecken, dass Sie snobistisch sind. Diese Entdeckung verursacht eine Beunruhigung, einen Konflikt. In diesem Konflikt könnte sich Ihr Snobismus einfach auflösen. Wenn Sie aber lediglich den Geist disziplinieren, nicht snobistisch zu sein, dann entwickeln Sie eine andere Charaktereigenschaft, die das Gegenteil von snobistisch ist, und da Sie es absichtlich tun, es also nicht echt ist, ist das genauso schädlich.«
Schwören Sie niemals, sich bessern zu wollen. Nicht einmal sich selbst.
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Lassen Sie sich daher nicht von Kollegen und Bekannten kritisieren. Bo meint: »Wenn mich jemand kritisiert, antworte ich ihm: ›Behalt es für dich, ich weiß auch ohne dich, wer ich bin.‹«
Probieren Sie es aus: Hören Sie sich ab heute nicht mehr an, was andere an Ihnen verbessern würden.
Sechster Pfad
Nehmen Sie die Gefühle anderer
nicht zu ernst – das macht frei
Nehmen Sie die Gefühle der anderen nicht
zu persönlich, spielen Sie lieber damit.
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Alles ist ein Spiel, auch die Beziehungen. Viele Probleme entstehen daraus, dass die Menschen die Befindlichkeiten anderer zu ernst nehmen. Wer ehrlich ist, muss zugeben, dass er ständig in der Angst lebt, dass Freunde, Partner oder Eltern ihm Privilegien oder gar ihre Zuneigung entziehen könnten. Dabei passiert dies normalerweise nicht so schnell, auch wenn es vielleicht angedroht wird – denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es gilt als verpönt, auszusprechen, dass Beziehungen oft durch Gewohnheit, eine gemeinsame Wohnung, ein Auto oder die Kinder und nicht immer nur durch Gefühle zusammengehalten werden. Man sollte sich daher nicht von seinen Liebsten emotional erpressen lassen. Was von ihnen Liebe genannt wird, ist nicht immer ein edles Gefühl, vielmehr ein Bündel von Bedürfnissen, in dem durchaus auch Zuneigung enthalten sein kann.
Zen-Meister Bo beschreibt die Beziehungen zu seinen Schülern, die mit Liebesbeziehungen und Freundschaften vergleichbar sind, so: »Meine Beziehungen zu meinen Schülern durchlaufen stets drei Phasen – Phase eins: sie lieben mich. Phase zwei: sie empfinden Hass oder Wut; danach folgt Phase drei: sie bringen mir eine normale Sympathie entgegen. Viele meiner Schüler bleiben in Phase zwei stecken und hassen mich. Sie gehen raus, reden schlecht über mich, kritisieren oder verleumden mich sogar. Doch das ist mir gleich, sowohl Liebe als auch Hass sind Projektionen.« Und somit nicht besonders ernst zu nehmen.
Folgende Dinge sollten Sie sich bewusst machen, um die Gefühle Ihrer Mitmenschen besser einordnen zu können:
Jemand kann Sie heute lieben und morgen hassen, doch das hat wenig mit Ihnen zu tun. Sie müssen nicht ständig agieren, also etwas tun oder unterlassen, um das von Ihnen gewünschte Gefühl zu erzeugen. Gehen Sie also auch mal über die Gefühle anderer hinweg.
Wut und Hass
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