Neuigkeiten aus dem Paradies: Ansichten eines Sizilianers
erzählen können. Heutzutage fahren Schmuggler in gepanzerten Autos mit Rammbügel durch die Gegend. Und töten Kinder.
Mir ist es lieber, mein Enkel schaut sich weiterhin japanische Zeichentrick-Monster an. Die sind wenigstens nicht echt.
DER SPION IM HANDY
»Wo steckst du denn, mein Miezekätzchen? Was macht mein süßes Miezekätzchen denn?«
»Dein Miezekätzchen ist beim Friseur, geliebtes Dickerchen.« Dabei ist Miezekätzchen mit ganz anderen Dingen beschäftigt, von denen Dickerchen besser nichts erfährt und die mit dem Mantel des Schweigens bedeckt werden sollten.
Man könnte Hunderte, Tausende kleiner und großer Lügen anführen, die durch die Erfindung des Mobiltelefons erst möglich wurden. Und wenn die Lüge wirklich eine Sünde ist, die schnurstracks in die Hölle führt (doch diese Art Vergehen ist anscheinend nichts Besonderes mehr, wie alle Strafanstalten wird auch die Hölle bald hoffnungslos überfüllt sein), dann kann man logischerweise behaupten, dass die Erfindung des Handys ein genialer Schwanzstreich des Teufels ist. Ich bin überzeugt, dass die Anzahl der Mobiltelefone, die ein Land besitzt, exakt der Zahl der Lügen in diesem Land entspricht. Allerdings scheint es den neuesten Nachrichten zufolge mit dem lustigen Leben vorbei zu sein.
Wir stehen am Beginn einer universellen Perestroika. Der Teufel wird sich ein neues Gerät einfallen lassen müssen. British Telecom und Nortel Networks entwickeln nämlich ein Mobiltelefon mit Bildschirm und integrierter Kamera. Jemand, der einen auf dem Handy anruft, »sieht« also gleichzeitig, wo man sich befindet, ob man allein oder in Gesellschaft ist und so weiter. Eifersüchtige Ehefrauen werden ihren Männern (umgekehrt gilt das Gleiche) nur noch Handys mit Videokamera und Bildschirm gestatten. Jeder kann von überall auf der Welt mit einem Telefonanruf feststellen, womit man gerade beschäftigt ist. Und wer ein solches Telefon ablehnt, macht sich natürlich verdächtig.
Wo gibt’s denn so was! Ich hatte noch nie viel Geschäftssinn, aber diesmal wage ich eine Prognose: Einem solchen Handy wird bei uns kein großer Erfolg beschieden sein.
UND DAS RENTIER NAHM DEN WEIHNACHTSMANN AUF DIE HÖRNER
Der vierzigjährige James Emery aus Belleforche in South Dakota lebt offenbar in dem festen Glauben, ein waschechter Weihnachtsmann zu sein. Nun tauchen ja, wenn es auf den 25. Dezember zugeht, zwischen den Vereinigten Staaten und Canicattì Zehntausende von Weihnachtsmännern auf. Allerdings handelt es sich bei ihnen sozusagen um Reserveweihnachtsmänner. Sie schlüpfen für ein paar Tage in die Uniform und ermuntern die Kinder, sich beschenken zu lassen, aber wenn das Fest vorbei ist, ziehen sie die Uniform wieder aus und kehren in ihren Zivilberuf zurück. Nicht so Emery, der als Profi im Dauereinsatz ist. So wird berichtet, dass er 1975 beim Nationalfeiertag am 4. Juli den ersten Preis für den schönsten Festwagen gewann. Und wissen Sie, wie er gekleidet war? Als Weihnachtsmann. Am 4. Juli! Wir sind zwar in South Dakota, aber Juli ist Juli! Er hätte eine Tapferkeitsmedaille verdient, weil er den Mut hatte, in dieser Bruthitze Klamotten für Schneewetter zu tragen!
James Emery besaß drei Rentiere, ein Männchen und zwei Weibchen. Was wäre er auch sonst für ein Weihnachtsmann gewesen? Nur zweitklassige oder Amateurweihnachtsmänner können es sich erlauben, mit einem Auto oder einem Mofa durch die Gegend zu fahren. Selbstverständlich kümmerte sich Mister Emery gewissenhaft um seine Rentiere, er ließ es ihnen an nichts fehlen und fütterte sie mit Leckerbissen. Doch ganz besonders schlug James’ Herz für eine der beiden Rentierdamen, mit der er zwar auch nicht mehr schmuste als mit den beiden anderen, doch einem wachsamen Auge entging die zärtliche Zuneigung nicht. Und das wachsamste Auge hatte natürlich Casper, das einzige Männchen des Trios. Die Brunftzeit kam, in der die Männchen launisch werden und beim geringsten Anlass in Wut geraten. Als James eines Tages einer von Caspers Frauen ein bisschen zu lange die Schnauze streichelte, ging Casper auf den Weihnachtsmann los und nahm ihn aufs Geweih. Wer buhlen will, muss leiden viel (das Sprichwort habe ich gerade erfunden).
Der arme James versuchte vergeblich, sich aus dem Hörnergezweig zu befreien – ohne Erfolg, je mehr er sich wand, desto mehr verfing er sich darin. Er musste um Hilfe rufen und schämte sich zu Tode. So eine Blamage, als Weihnachtsmann von einem Rentier aufs
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