Neuigkeiten aus dem Paradies: Ansichten eines Sizilianers
Unterschied.
Jetzt, wo es auf den Weltfrauentag zugeht, habe ich andere Männer auf den Tag angesprochen. Die erste Reaktion war bei allen gleich: Sie senkten die Stimme und blickten argwöhnisch um sich. Der Mann, den meine Frage am meisten verunsichert hatte, zeigte sich von dem Festtag ganz besonders begeistert und verkündete laut seine Meinung, damit alle Passantinnen ihn auch deutlich hören konnten. Es lag auf der Hand, dass er den Tag feiern würde, um die Angst zu vertreiben, die Frauen ihm einflößten.
Andere Männer wiederum behaupteten, allerdings mit Hintergedanken, der Tag sei keine normale, sondern eine hochheilige Pflicht: Sie waren in ihrem tiefsten Innern frauenfeindlich, und der Frauentag bot ihnen die Chance, ihre Fassade aufzupolieren. Ein Mann antwortete mir, er respektiere die Frauen, es gebe jedoch keinerlei Grund, sie zu feiern. »Würdest du denn jemanden feiern, der dein Auto verbeult hat?« Ich war überrascht: »Was hat das denn mit Autos zu tun?« Und er: »Schließlich haben wir wegen der Frauen eine Rippe eingebüßt und das Paradies verspielt.« Ich wies ihn darauf hin, dass er damit eine alte Geschichte aufwärme. »Mag sein, dass sie alt ist«, entgegnete er, »aber sie ist nicht vorbei.«
Ein weiterer Freund, der, wie wir alle wissen, mit einer unerträglichen Frau verheiratet ist, antwortete, er werde seine Gattin wie jedes Jahr groß feiern. Keine Spur von Ironie, weder in seinen Augen noch in seiner Stimme. Doch er ahnte mein Erstaunen. »Weißt du«, erklärte er, »ich bin ihr dankbar, denn allein dadurch, dass ich sie tagaus, tagein ertrage, erreiche ich allmählich den Zustand der Heiligkeit.« Nach Meinung wieder eines anderen, der immer und überall ein Komplott wittert, wird der Weltfrauentag mittels Medien und Gehirnwäsche von der »Multmim« durchgesetzt, die, wie er erklärt, ein multinationales Unternehmen von Mimosenzüchtern ist. Wie man sieht, bin ich nicht der Einzige, der an dem Tag seine Zweifel hat.
Bevor ich erkläre, warum, möchte ich die Frauen in aller Freundschaft warnen: Sie dürfen nicht vergessen, dass die Zahl der Feiertage im Vergleich zu den Nichtfeiertagen verschwindend gering ist, sie sollen sich von dem Mimosengeschenk nicht trügen lassen, denn »ist das Fest vorbei, so lacht man des Heiligen«, wie uns die alte Volksweisheit lehrt. Der Grund für meine Bedenken ist ganz einfach. Als ich ein Junge war, hieß es, wir müssten das Brot ehren, es sei das Parfum des Tisches, der Schatz des Hauses und so weiter. Für mich war die Frau in- und außerhalb des Hauses immer wie Brot, notwendig, unverzichtbar für meine Existenz und mein Überleben. Wie die Luft, die wir atmen. Und wer würde schon auf die Idee kommen, einen Weltlufttag einzurichten?
DIE ZIGEUNERJUNGEN IN AGNELLIS SCHRANK
Als meine Frau und ich vor etwa zehn Jahren eines Tages nach Hause kamen, es war August und das Gebäude menschenleer, fanden wir unsere Wohnungstür komplett aus den Angeln gehoben vor. Ich weiß noch, dass wir eine halbe Stunde auf dem Treppenabsatz verbrachten und nicht wussten, was wir tun sollten. Als Mann und – wenn auch oft in Frage gestelltes – Familienoberhaupt hätte ich die Wohnung zuerst betreten müssen, aber ich traute mich nicht, ich hatte Angst, die Einbrecher könnten noch drin sein. Ich beschloss, vorübergehend abzudanken, meine Frau ging hinein und beruhigte mich kurz darauf; die Einbrecher hatten keine Zeit gehabt, etwas mitzunehmen. Am Nachmittag folgte ein auf die engsten Freunde ausgedehnter Großrat, und wie in einem anderen, viel berühmteren Großrat wurde am Ende Anklage gegen mich erhoben. Ich, der ich diesen Rat einberufen hatte, wurde beschuldigt, »noch immer« keine Panzertür angebracht zu haben. Ich klapperte also drei Tage lang sämtliche Spezialgeschäfte ab und präsentierte meiner Frau danach die Kostenvoranschläge. Wir rechneten nachts stundenlang hin und her und kamen betrübt überein, dass selbst der niedrigste Kostenvoranschlag doppelt so hoch war wie der Schätzwert aller Wertsachen in der Wohnung, einschließlich einer uns besonders lieben kleinen Vase aus Terrakotta, die wir auf einem Markt gekauft hatten. Die Tür ließen wir, so gut es ging, reparieren; wir haben sie heute noch. Diese Geschichte fiel mir ein, als ich hörte, dass zwei Zigeunerjungen, dreizehn und vierzehn Jahre alt, die Tür der historischen Villa Agnelli in Villar Perosa bei Pinerolo aufgebrochen hatten. Auf den Alarm hin benachrichtigte der
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