Nicholas' Geheimnis (German Edition)
vorzuzeigen. »Sind sie nicht wunderschön?«
»Hübsch … Sehr hübsch!« Mit einem trügerisch sanften Lächeln begab sich Captain Tripolos auf die andere Seite des Salons. »Ich muss Sie leider bitten, sich zur Verfügung zu halten und das Haus nicht zu verlassen, bis das Verhör abgeschlossen ist«, erklärte er höflich. »Zweifellos ist dieser Mord auf einen dörflichen Streit zurückzuführen, aber da die Leiche in unmittelbarer Nähe der beiden Villen gefunden wurde, muss ich jeden von Ihnen als Zeugen zur Sache vernehmen.« Er ließ den Blick teilnahmslos über die Gesichter der Anwesenden schweifen und fügte hinzu: »Es könnten sich wichtige Hinweise aus der jeweiligen Aussage ergeben.«
Zur Sache! dachte Melanie, einem hysterischen Anfall nahe. Ein Mensch wird ermordet. Man findet seine Leiche, und er wird zu einer Sache. Ich muss träumen.
»Ganz ruhig, Melanie«, flüsterte Andrew ihr ins Ohr. »Komm, trink einen Schluck.« Behutsam hielt er ihr das Glas an die Lippen.
»Wir stehen Ihnen selbstverständlich zur Verfügung, Captain.« Alex stand auf. »Für keinen von uns war es angenehm, von einem Mord in unmittelbarer Nähe des Hauses zu erfahren, zumal ein Gast meines Hauses das Mordopfer finden musste.«
»Natürlich. Ich verstehe.« Tripolos nickte müde und rieb sich das kantige Kinn. »Ich werde Sie am besten der Reihe nach vernehmen. Würden Sie mir das Arbeitszimmer kurz zur Verfügung stellen?«
»Selbstverständlich. Ich zeige es Ihnen.« Alex ging zur Tür. »Wenn Sie wollen, können Sie mich zuerst befragen.«
»Vielen Dank.« Nach einer für alle Anwesenden bestimmten knappen Verbeugung folgte Tripolos dem Hausherrn – gelassen, mit ausdruckslosem Gesicht.
Melanie sah ihm nach. Ein Mann, der in der Maschinerie des Strafvollzugs ein Segen für die Menschheit ist, der nicht an den Triumph des Bösen, sondern an den Sieg der irdischen Gerechtigkeit glaubt. Fröstelnd zog Melanie die Schultern hoch. Er sah aus wie ein Bluthund, der eine frische Spur witterte.
»Ich brauche einen Drink!« Liz ging an die Bar. »Einen doppelten. Noch jemand?«
Nick schaute kurz zu Melanie hinüber und gab Liz durch eine Handbewegung zu verstehen, Melanie nachzuschenken.
»Dieses Verhör ist eine Zumutung!« Iona trat ebenfalls an die Bar, weil es ihr zu lange dauerte, bis Liz sie bediente. »Einfach absurd! Alex hätte es verhindern müssen. Er hat genug Einfluss, uns die Polizei vom Hals zu halten.« Sie schenkte Gin in ein hohes Glas und kippte die Hälfte davon hinunter.
»Wie käme Alex dazu?« Liz reichte Nick einen Drink und schenkte Melanie Brandy nach. »Wir haben nichts zu verbergen, oder? Möchtest du auch einen Drink, Dorian?«
»Verbergen? Was hat das damit zu tun?« gab Iona zurück und lief nervös im Salon hin und her. »Ich habe nichts zu verbergen, aber ich denke nicht daran, mich von diesem Typ verhören zu lassen, nur weil sie auf die Wahnsinnsidee verfällt, in irgendeiner Höhle eine Leiche aufzustöbern«, erklärte sie und zeigte auf Melanie.
»Einen Ouzo bitte, Liz«, sagte Dorian, ehe Liz Iona eine passende Erwiderung an den Kopf werfen konnte. Dann richtete er den Blick auf Iona. »Wir können Melanie nicht die Schuld anlasten, Iona. Man hätte uns in jedem Fall verhört. Melanie ist noch übler dran als wir. Immerhin fand sie die Leiche. Vielen Dank, Liz«, fügte er hinzu, als diese ihm mit einem grimmigen Lächeln das Glas reichte.
»Ich halte es hier im Haus nicht aus.« Iona lief wie ein gereizter Panter im Salon umher. »Nicky, komm, lass uns mit deinem Boot hinausfahren.« Sie blieb vor Nick stehen und setzte sich dann auf die Armlehne seines Sessels.
»Dazu fehlt mir leider die Zeit, Iona. Wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde, muss ich zu Hause eine Menge Papierkram erledigen.« Nick trank einen Schluck und tätschelte Ionas Hand. Er schaute kurz zu Melanie hinüber und fing einen vernichtenden Blick von ihr auf. Verdammt, dachte er wütend, ich habe schließlich einen Job zu erledigen. Wie kommt sie dazu, mich wie einen Verbrecher zu behandeln!
»Oh Nicky.« Iona streichelte Nicks Arm. »Wenn ich hier bleibe, drehe ich durch. Bitte, nur für ein paar Stunden, ja?«
Nick seufzte resigniert. Innerlich verfluchte er die Fesseln, die Melanie ihm angelegt hatte, ohne etwas davon zu ahnen. Aber er musste durchführen, was er sich vorgenommen hatte. Melanie durfte ihn nicht von dem einmal eingeschlagenen Kurs abbringen.
»Okay, Iona. Heute Nachmittag.«
Iona
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