Nicht ohne Risiko (German Edition)
Monaten versucht, meine Zweizimmerwohnung zu verkaufen, und habe davon Abstand genommen, als der Makler mir sagte, mit Glück könne ich etwa fünfundneunzigtausend dafür bekommen. Und da soll Delmore es geschafft haben, für eine viel kleinere Wohnung fünfundzwanzigtausend Dollar mehr zu kriegen? Entweder, er ist ein verdammt guter Makler, und ich sollte ihn mal mit dem Verkauf meiner Wohnung beauftragen, oder die Sache stinkt zum Himmel. Ich habe auf Letzteres gewettet. Also habe ich noch ein bisschen tiefer gebuddelt und herausgefunden, dass Delmore nicht nur einen sagenhaft hohen Preis erzielt hat, sondern obendrein für seine Maklertätigkeit zwölf Prozent Provision kassiert. Das ist fast doppelt so viel, wie andere Makler nehmen. Ich schätze, er gibt in seinen Unterlagen höhere Einnahmen für Verkäufe an, als er tatsächlich erzielt, und höhere Provisionen. Und zwar in einem Rahmen, der nicht groß auffällt, aber ausreicht, um seine illegalen Einkünfte zu kaschieren.“
„Und was jetzt?“, fragte Emily. „Könnt ihr ihn damit festnageln?“
Jim schüttelte den Kopf. „Nein. Wir können ihn wegen seiner getürkten Buchhaltung drankriegen. Aber uns fehlen immer noch die Beweise dafür, dass er Drogen ins Land schmuggelt.“ Er seufzte frustriert. „Das Beste wäre, ihn auf frischer Tat zu ertappen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, sein Büro nach einem Segelplan oder einem Kalender zu durchsuchen. Nach irgendetwas, das mir sagt, wann er den nächsten Segeltörn plant, bei dem er über Nacht draußen bleibt.“
„Montagabend“, sagte Emily prompt. „Alex segelt Montag am späten Nachmittag los und kommt erst am Dienstag zurück.“ Als Jim sie überrascht anschaute, erklärte sie: „Er hat mir seinen Terminkalender gegeben, damit ich einen Hochzeitstermin aussuchen kann, und hat gesagt, alles in Bleistift Eingetragene könne er verschieben, die mit Kugelschreiber eingetragenen Termine aber nicht. Mir ist aufgefallen, dass er die geplanten Segeltörns mit Kugelschreiber eingetragen hat, und das kam mir komisch vor.“
Jim war tief in Gedanken versunken, als sie auf den Parkplatz des Apartmenthauses einbogen, in dem Emily wohnte. „Ich muss einen Weg finden, auf Delmores Boot zu gelangen, und am Montagabend an Bord sein, wenn er die Drogenlieferung entgegennimmt.“
„Das kann ich für uns beide arrangieren“, meinte Emily.
Jim zog die Handbremse an und stellte den Motor ab.
Dann wandte er sich ihr zu und musterte sie verärgert. „Bist du übergeschnappt? Ich lasse dich unter keinen Umständen noch einmal in Delmores Nähe. Schon gar nicht in einer Situation, in der du den Leuten begegnen könntest, die ihm die Drogen verkaufen.“
In Emilys Augen blitzte es gefährlich auf. „Merkwürdig. Ich weiß ganz genau, dass du es niemals wagen würdest, mich herumzukommandieren, aber das klang mir sehr viel mehr nach einem Befehl als nach einer Bitte.“
„Emily …“
Sie beugte sich vor und küsste ihn. „Lass uns jetzt nicht darüber streiten, okay? Ich bin müde. Und ich muss dringend unter die Dusche.“
„Ich will, dass du morgen früh einen Flieger nach Connecticut nimmst“, sagte er. „Du solltest für etwa eine Woche bei deiner Familie bleiben, bis wir den Kerl überführt haben.“
„Jim …“
„Emily, bitte. Lass mich für deine Sicherheit sorgen. Das musst du.“
„Für meine Sicherheit ist gesorgt“, antwortete sie betont fröhlich. „Schließlich lebe ich mit einem Polizisten zusammen.“
Sie hatte erwartet, ihn mit dieser Bemerkung zum Lächeln zu bringen, aber das Gegenteil geschah. Sein Gesicht verschloss sich, wurde finster. „Meinem Bruder hat das eine Menge genützt“, stieß er verkniffen hervor und stieg aus dem Wagen.
Er ging um das Auto herum, öffnete ihr die Tür und blieb stocksteif daneben stehen. Seine Wut war ihm anzusehen, und schlagartig schien er wild entschlossen, einen heftigen Streit vom Zaun zu brechen. Aber Emily war genauso wild entschlossen, sich nicht auf einen Streit einzulassen. Nicht heute Abend.
Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn sanft zur Treppe, die zu den Wohnungen im zweiten Stock hinaufführte.
„Ich meine das ernst mit dem Besuch bei deinen Eltern“, sagte er, als sie die Wohnungstür aufschloss. „Ich bestelle heute Nacht noch das Ticket für dich.“
In Emilys Wohnung war es kühl und dunkel. Sie schloss die Tür hinter ihnen und zog ihre hochhackigen Schuhe aus. Das kleine rote Licht an ihrem
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