Nicht schon wieder Liebe
murmelte Coop zynisch, als er sich am späten Abend, nachdem er das Tonk geschlossen hatte, draußen vor Veronicas Schlafzimmertür wiederfand. »Hast du diese Bittstellerszene nicht schon einmal gespielt, Kumpel?«
Und dennoch stand er dort im dunklen Korridor, eine Hand gegen die Türverschalung gedrückt, als könnte er Ronnies warmes Herz auf der anderen Seite des kalten Holzes schlagen fühlen. Ein Teil von ihm wollte nur die Tür öffnen, ins Zimmer gehen und eine Möglichkeit finden, um diese schreckliche Distanz zwischen ihnen zu überwinden.
Die andere Hälfte seines Ichs war zutiefst frustriert und wütend darüber, wieder einmal um jemandes Zuneigung betteln zu müssen.
Die Suppe, die er und Ronnie am Nachmittag mit so viel Spaß gemeinsam gekocht hatten, hätte ebenso gut Fischpaste sein können. Es hatte ihn seine gesamte Selbstbeherrschung gekostet, mit ihr und Lizzy dort am Küchentisch zu sitzen und so zu tun, als ob überhaupt nichts gewesen wäre. Der Appetit auf das Essen war ihm jedoch gründlich vergangen, und er hatte das Gefühl, dass es Veronica auch nicht viel besser ergangen war.
Genauer gesehen, hatte der kleine Spatz auch keinen allzu munteren Eindruck gemacht. Sie hatte mit ungefähr ebenso viel Enthusiasmus in ihrer Suppe herumgerührt wie die Erwachsenen. Keiner von ihnen hatte mehr als einen oder zwei Bissen hinunterbekommen.
Er griff nach dem Türknauf. Verdammt noch mal, das hier war doch wirklich verrückt! Er würde jetzt hineingehen und Ronnie wecken, um diesen ganzen Kuddelmuddel ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.
Und was genau wirst du sagen? Seine Hand sank wieder herab. Denn die nackte Wahrheit war, dass er nicht bereit war, von seinem Standpunkt abzurücken, und für Veronica galt das Gleiche. Also, was zum Teufel gab es dann noch groß zu bereden? Coop wandte sich wieder von der Tür ab.
Es ist einfach noch zu früh, sagte er sich. Lind deshalb würde er das Klügste tun, was er unter diesen Umständen tun konnte, und die Sache erst einmal ruhen lassen. Zumindest für diese Nacht. Morgen war schließlich auch noch ein Tag. Ja, das Beste war, sie würden morgen darüber reden, nachdem sie beide die Chance gehabt hatten, eine Nacht darüber zu schlafen.
Morgen würde alles schon wieder ganz anders aussehen.
Das Einzige, was anders aussah, war das Wetter. Heller Sonnenschein strömte durch die Fenster, als Coop am nächsten Morgen die Treppe herunterkam, und die Kälte, die in letzter Zeit durch die Außenwände des Hauses gedrungen war, hatte nicht mehr diese durch Mark und Bein gehende Eisigkeit an sich. Die Temperaturen waren eindeutig milder geworden. Als Coop sich einen Becher Kaffe aus der halb vollen Kanne auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine einschenkte, hörte er Veronicas Stimme im Wohnzimmer. Er schnappte sich seinen Becher und stürzte Richtung Tür.
»Ich weiß, dass Mr. Peavy sehr beschäftigt ist, aber ich muss ihn unbedingt so bald wie möglich sprechen«, sagte Veronica gerade in den Telefonhörer, als Coop ins Zimmer kam. Sie blickte ihn kurz an, dann kehrte sie ihm den Rücken zu. »Lizzy Davis und ich ziehen nach Seattle, aber ich dachte, ich sollte besser zuerst mit Mr. Peavy abklären, welche gesetzlichen Bestimmungen für diesen Fall gelten.«
Coop erstarrte. Sie wollte abreisen? Sie hatte tatsächlich vor, einfach ihre Koffer zu packen und nach Hause zu fahren, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, die Dinge zwischen ihnen wieder in Ordnung zu bringen?
»Ja, ich bleibe dran.«
Er stellte seinen Becher auf einem vergoldeten Tischchen ab und machte den einen riesigen Schritt, den er benötigte, um zu Veronica zu gelangen. Er blieb dicht hinter ihr stehen, nur einen Zentimeter von ihr entfernt. Er wollte die Hände nach ihr ausstrecken und sie zu sich herumdrehen, um sie zu zwingen, ihn anzusehen, doch er traute sich nicht so recht, sie zu berühren.
»Geh weg, Cooper«, sagte sie mit grimmig klingender Stimme, ohne sich zu ihm umzuwenden.
»Ich denke ja überhaupt nicht daran! Wieso läufst du davon?«
Diese Frage ließ sie nun doch herumwirbeln, und ihre Augen blitzten vor Zorn. »Wieso ich davonlaufe? Was meinst du denn wohl, warum ich das tue? Du bist doch ein intelligenter Mann - streng mal deinen Grips ein bisschen an, dann wird dir bestimmt der eine oder andere Grund einfallen.« Sie hob den Hörer, der ihr unter dem Kinn weggerutscht war, mit einem wütenden Ruck wieder zum Mund hoch. »Er wird seine
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