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Nichts als Erlösung

Nichts als Erlösung

Titel: Nichts als Erlösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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dem durchscheinenden Himmel. Hat das irgendeine Bedeutung? Nein. Ja. Im Tarot ist das Pferd ein Symbol für die Intuition.
    Sie will nicht zurück in ihr enges Büro, geht stattdessen zu Manni, der eine Berichtmappe zuschlägt und mit theatralischer Geste die Sonnenbrille auf seiner Nase platziert, als er sie bemerkt.
    »Samos«, sagt er. »Gratuliere. Millstätt hat dich wieder richtig lieb.«
    »Viel Zeit zum Baden werde ich wohl nicht haben.« Sie lehnt sich an ein vollgestopftes Aktenregal. Er wippt mit seinem Stuhl zurück, verschränkt die Arme hinter dem Kopf, lässt sie dann wieder sinken. Seine Augen sind wegen der Sonnenbrille nicht zu erkennen. Unter seinem T-Shirt-Ärmel schaut eine Tätowierung hervor, ein chinesisches oder japanisches Zeichen.
    Er bemerkt ihren Blick. Grinst. »Willst du wissen, was das heißt?«
    »Unbedingt.«
    »In der Ruhe liegt die Kraft.« Er grinst noch mehr. »So ähnlich jedenfalls.«
    »Jemand schickt mir Fotos«, sagt sie und erzählt ihm endlich von den Briefen. »Das erste Foto bekam ich schon, bevor Jonas überhaupt in Köln gelandet ist.«
    »Und das sagst du erst jetzt?«
    »Ich hab’s anfangs nicht ernst genommen. Und dann war keine Zeit. Du warst viel unterwegs.«
    Er antwortet nicht. Schiebt nur seine Sonnenbrille ins Haar, was genauso cool aussieht, und mustert sie. Sie haben sich angebrüllt, missverstanden, misstraut und schließlich doch noch zusammengerauft. Er hat sie im Arm gehalten und geheult, weil er dachte, sie sei tot. Er hat ihr das Leben gerettet und sie vermutlich auch seins. Und dennoch ist da noch immer eine Art Scheu zwischen ihnen. Dennoch, oder vielleicht gerade wegen dieser Nähe, die Manni vor zwei Jahren wohl für genauso utopisch gehalten hatte wie sie.
    »Der Täter kündigt dir seine Tat also an«, sagt er genau in dem Moment, in dem auch ihr das Schweigen zu unbehaglich wird.
    »Ja.«
    »Warum dir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie schaut aus dem Fenster, denkt an die Nacht in der Altstadt, als sie den toten Jonas gefunden hat, an die Gaffer und an den Mann auf der Brücke. War das der Täter, hat er diesen Tatort mit Absicht gewählt? Damit er sie beobachten konnte? Dieselbe Frage, wieder und wieder.
    »Das Heim, in dem die Vollenweiders gelebt und gearbeitet haben, ist 1981 abgebrannt«, sagt Manni langsam. »Kaum drei Monate nachdem es geschlossen worden war und die Vollenweiders nach Hürth gezogen sind.«
    »Brandstiftung?« Sie starrt ihn an.
    »Ja. Benzin.«
    »Und?«
    »Wer das war, wurde nicht aufgeklärt.«
    »Man ließ das einfach so stehen?«
    »Das Heim stand ja leer, niemand wurde verletzt. Es gab in dem Jahr mehrere Fälle von Brandstiftung in der Gegend. Man ging davon aus, dass auch dieses Feuer auf das Konto desselben Täters ging.«
    »Und als die Vollenweiders ermordet wurden, stellte man keinen Zusammenhang her?«
    »Tja. Das war ja fünf Jahre später und in Köln. Ein Mord, keine Brandstiftung. Laut Schneider und Dannenberg und allen Ermittlungsprotokollen gab es keinen Anhaltspunkt dafür, dass das derselbe Täter war.«
    Manni blättert in einem Papierhaufen auf seinem Schreibtisch. »Frohsinn! Ich hatte recht, der Name stammt aus der Nazizeit.«
    »Du meinst, Hans Vollenweider war rechtsradikal?«
    »1929 geboren. Aufgewachsen im Heim …« Er steht auf. »Ich schau mir das Heim und seine Geschichte jedenfalls näher an, während du dich am Strand aalst.«
    »Ich ess ein Eis für dich mit.« Auf einmal hat sie das Bedürfnis, ihn zu umarmen, aber dann lässt sie es doch, sagt einfach Tschüs und geht in ihr Büro.
    Noch zwei Stunden, bis sie einchecken muss. Sie könnte Berichte tippen, doch stattdessen schaltet sie ihren Rechner aus, nimmt ihren Rucksack und fährt nochmals nach Hürth. Langsam, sehr bewusst, geht sie durch das Haus und fotografiert alle Zimmer. Warum, weiß sie selbst nicht, aber sie weiß, dass es wichtig ist, diese Fotos zu haben. Sich ein Bild von dem Haus zu machen, es sich anzueignen – so wie der Täter. Das Heim brennt er nieder, das Wohnhaus in Hürth konserviert er. War es so? Ja, vielleicht, auch wenn wir nicht wissen, warum.
    Zeit vergeht, Minuten, fast eine Stunde. Die Stille tut ihr gut, erdet sie. Irgendetwas ist hier in diesem Haus, etwas, das sie sucht. Etwas anderes als alte Fotos. Etwas, das sie dringend finden muss.
    »Frau Kommissarin?«
    Als sie wieder vor das Haus tritt, steht Regina Sädlich am Gartentor.
    »Sie hatten doch gesagt, wenn mir noch etwas einfällt

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