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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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gegangen, Nick?«
    Ich wandte mich ab und begann im Kopf weitere
    zweihundert Schritte abzuzählen, während sie neben mir herging.
    Sechsundzwanzig, siebenundzwanzig,
    achtundzwanzig.
    Ich füllte die Pause mit sachlichen Erwägungen. »Ich habe mir überlegt, dass ich morgen früh um vier vor Charlies Haus sein muss. Also muss ich heute Abend um zehn von hier weg – und wir müssen überlegen, wie ich Ihnen das hier zurückgeben kann.« Ich hielt das Gewehr hoch. »Ich nehme an, dass Sie’s zurückhaben wollen?«
    Neununddreißig, vierzig, einundvierzig.
    »Natürlich. Es ist das einzige Geschenk meines
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    Vaters, das wirklich etwas taugt. Uns wird schon etwas einfallen.«
    Ich merkte, dass ich nicht mehr wusste, wie weit ich gekommen war. Ich machte bei fünfundvierzig weiter, als ihre Sonnenbrille sich wieder mir zuwandte. »Wissen Sie schon, wie Sie’s anfangen wollen – Sie wissen schon, ihn an seine Verpflichtungen zu erinnern?«
    Zweiundfünfzig, dreiundfünfzig, vierundfünfzig.
    »Ich habe über verschiedene Möglichkeiten
    nachgedacht …«
    Sechsundfünfzig, siebenundfünfzig, achtundfünfzig.
    Ich blickte über die Lichtung hinweg und hatte dabei eine weitere Idee. »Ist noch Sprengstoff übrig? Ich habe die Fotos an der Pinnwand gesehen.«
    »Sie sind neugierig, was?«
    Carrie zeigte zur Waldgrenze jenseits des Hauses hi-nüber. »In dem kleinen Schuppen liegt noch einiges
    davon.«
    Ich war verblüfft. »Soll das heißen, dass Sie das Zeug einfach herumliegen lassen? In einem Schuppen?«
    »Hey, warum nicht? Wo sind wir schließlich? Hier
    gibt’s Dinge, die einem mehr Sorgen machen müssen als ein paar Kanister Sprengstoff. Wozu brauchen Sie den überhaupt?«
    »Ich möchte einen Riesenknall veranstalten – um
    Charlie an seine Verpflichtungen zu erinnern.«
    Ich konnte keinen Schuppen, sondern nur grünen
    Dschungel sehen – wegen des abfallenden Geländes lag das untere Drittel des Waldrands in einem toten
    Winkel.
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    »Wissen Sie, wie man damit umgeht? Oh, wie dumm
    von mir … natürlich wissen Sie das.«
    »Was für eine Art Sprengstoff haben Sie?«
    Carrie verzog das Gesicht. »Er macht Krach und
    sprengt Bäume, diese Art. George und ein paar
    Einheimische haben damit rumgespielt.«
    Ich wusste schon wieder nicht, bis wohin ich gezählt hatte. Ich tippte auf neunundachtzig, neunzig,
    einundneunzig, als sie stehen blieb und verkündete:
    »Der erste Hunderter.«
    Sie deutete dorthin, wo der Schuppen stehen musste.
    »Ich begleite Sie dort runter, sobald wir …«
    »Mom! Mom! Grandpa will dich sprechen!«, rief Luz
    ihr von der Rückseite des Hauses aus zu.
    Carrie legte ihre Hände als Sprachrohr an den Mund.
    »Ich komme, Baby!« Sie wirkte irgendwie besorgt, als sie die Wasserflasche und den Munitionsbehälter
    abstellte. »Tut mir Leid, ich muss gehen.«
    Sie holte ihr Zigarettenetui und das Zippo-Feuerzeug aus der Tasche und warf beides in den
    Munitionsbehälter. Dann sah sie zu mir auf und lächelte.
    »Luz würde mir eine Szene machen.«
    Als sie sich in Bewegung setzte, um die etwa
    zweihundert Meter zum Haus zurückzujoggen, deutete
    sie nochmals auf den unsichtbaren Schuppen unter den Bäumen. »Sie können ihn gar nicht verfehlen. Bis
    später!«

    Ich ließ alles liegen, machte mich auf den Weg zum
    Waldrand im tiefsten Teil der gerodeten Fläche und
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    hielt mich dabei im Schatten unter den Bäumen. Der
    Schuppen kam erst nach einiger Zeit in Sicht, und selbst als ich ihn endlich entdeckte, konnte ich mich nicht dazu entschließen, aus dem Schatten in die Sonne zu treten, um den Weg abzukürzen. Die flirrenden Hitzewellen
    über dem Erdboden sahen nicht gerade einladend aus; ich war ohnehin schon in Schweiß gebadet.
    Während ich mir den Rücken kratzte, schritt ich im
    Schatten unter den Bäumen zwei Seiten der Lichtung ab, bis ich etwas erreichte, das wie ein hölzerner
    Außenabort aussah. Die windschiefe Tür hing nur noch an der rostigen unteren Angel, die schon von Gras
    überwuchert war. Spinnweben umgaben den Schuppen
    wie ein schützendes Netz. Ein Blick durch den Türspalt zeigte mir keinen Klositz, sondern vier quadratische mattgraue Metallbehälter mit einer Beschriftung in
    roter und schwarzer Schablonenschrift.
    Das war ein Geschenk des Himmels: vier zugelötete
    Blechbehälter mit je acht Kilogramm Sprengstoff. Ich verstand die spanische Aufschrift nicht, aber die
    wichtigste Angabe war unübersehbar – das Zeug
    enthielt fünfundfünfzig Prozent

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