Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
mich kraftlos sagen, als er ins Zimmer kommt.
Jens starrt mich an und ich möchte wirklich am liebsten im Boden versinken ... oder mich in Luft auflösen ... ich meine, das liest man ja manchmal, dass die Protagonisten diese brennende Scham verspüren und dann findet man's auch immer irgendwie spannend ... man sitzt gemütlich zuhause oder wer weiß wo und erfreut sich an des Buchdarstellers Nöte ... aber ganz im Ernst, wenn man sich dann selbst in einer solchen Situation befindet, dann ist es nur noch schrecklich.
Oder eben peinlich. Wie heißt es so schön? Hochnotpeinlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, mich schon einmal auf diese Art und Weise geschämt zu haben. In meinem ganzen Leben nicht ... Nicht einmal damals mit Jules Stiefmutter im Garten ... oder als Toms Bruder ihn und mich am Beckenrand ihres Keller-Pools in flagranti erwischte ... wie hieß er noch? Klaus. Klaus Reichenbach. Und reich waren sie wirklich ... allein schon der Pool im Keller! Geil!
Himmel, Nick, du bist pervers. Schäm dich.
„Nick", sagt er, als er sich wieder gefasst hat, „mein Gott, du bist ja bildhübsch! So sähe also eine Tochter von mir aus." Und er lächelt.
Er lächelt! Ganz freundlich ... so wie sonst auch. Er wendet sich nicht angewidert ab. Er scheint mich immer noch zu mögen! „Bloß diese kräftigen Arme und seine behaarten Beine", nörgelt Dietlinde schon wieder, „aber er wollte sie sich partout nicht rasieren lassen ... er sagte, dann könne er ..." „Ja ha", unterbreche ich sofort, „ich hab's gehört, Dietlinde, meine haarigen Beine stören ... du wiederholst dich ... aber ehrlich gesagt, ich wollte jetzt auch keine Kleider tragen. So, und nun habt ihr euren Willen gehabt." Ich erkläre Jens kurz, um was es ging und kriege langsam wieder Oberwasser, weil er amüsiert guckt, „und jetzt macht mir endlich diesen blöden Reißverschluss an dem verdammten Fummel auf, ich will wieder was Vernünftiges anziehen!"
„Ja, tu' das", sagt er, „ist wahrscheinlich auch besser, wenn du normale Sachen trägst ... wenn wir ins Krankenhaus fahren. Franziska schickt mich übrigens. Ich soll dich abholen und mitnehmen. Krieg' jetzt keinen Schreck - aber der Vater von Katharina ist verunglückt und der wird gerade nach Eppendorf gebracht, wie ich sie verstanden habe ..." Er erwähnt es eher beiläufig.
Es klirrt, weil Uli sein volles Sektglas fallen lässt. Arne ist urplötzlich da und hält mich mit erstaunlich kräftigem Griff. „Bleib ruhig", meint er, „komm', zieh' dich erst mal um." Und er zieht mich in die Küche, wo meine Sachen liegen.
A R N E
An jenem bewussten Juliwochenende hätte ich ihm jeden nur erdenklichen Schrecken, mindestens aber Aids oder aber wenigstens die Pest an den Hals gewünscht ... ich lag im Bett und heulte mir die Augen aus, weil er nebenan mit Mats schlief.
Ich wusste schon, dass ich verloren hatte, als er am Abend in die Küche kam. Es war sein Blick. Wie er Mats ansah ... Ich hab' mich an dem Abend total affig benommen. Am nächsten Morgen war Mats ganz lieb und er versicherte mir, dass es ihm leid täte und dass er nicht anders gekonnt hätte, aber ich fühlte gleichzeitig, dass es für ihn aus war ... Irgendwie bin ich danach ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass er wieder mit Nick Zusammensein würde. Und dann zog er auch noch in dessen WG.
Nick war sowieso der dunkle Schatten, der immer über unserer Beziehung geschwebt hatte. Von Anfang an. Mats hatte mir erzählt, dass er seine erste große Liebe war und ihn im letzten Herbst nach zehn Jahren wiedergetroffen hatte. Wir lernten uns im Frühjahr kennen und Mats war stets deprimiert, wenn er Mails von ihm bekam.
Ich spürte ganz deutlich, dass er ihn mehr mochte als er zugeben wollte. Nick spielte eine besondere Rolle für ihn. Und als Mats das Angebot von dem Hamburger Verlag bekam, schwante mir gleich Übles.
Zwar fragte er mich, ob ich nicht mitfahren wollte (was ich ja dann auch tat), aber das hätte ich mir wirklich sparen können. Nick war echt ein Teufel an diesem Freitag. Ein fieses mieses Aas! Seine Nummer in der Disco mit dem Glatzkopf - und Mats fiel voll drauf rein!
Ich hatte überhaupt keine Chance mehr an dem Abend. Sein lustvolles Gestöhne klingt noch jetzt in meinen Ohren. Absichtlich hatte er es gemacht, dieses Luder!
Mats zog dann in eine eigene kleine Wohnung, aber ich gab die Hoffnung auf ihn immer noch nicht auf. Ich beschloss, ihn spontan zu besuchen (ich wollte ihn
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