Nie wirst du vergessen
anderes als nur ihr Anwalt war. Sollte es ihm nur
darum gehen, sie auszuhorchen, musste sie sich von ihm trennen.
Und was dann, fragte sie sich. Ihr Herz zog sich
zusammen, und unwillkürlich schweifte ihr Blick zu dem Foto von Alicia und
Ryan.
„Teilen Sie die Meinung Ihrer Kollegen von der
Bank?", erkundigte sich Zachary.
„Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll.
Wie man mich heute in der Bank behandelt hat, war wirklich nicht sehr
angenehm", sagte sie heftig. Doch gleich bereute sie ihren Zorn, denn sie
sah, dass
Zachary die Zähne zusammenbiss. „Es tut mir leid,
Zachary", entschuldigte sie sich und fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich
wollte meinen Arger nicht an Ihnen auslassen. Aber der heutige Tag im Büro war
schrecklich für mich. Entweder haben mich die Leute mit ihrem Mitleid
überschüttet oder wie eine Verräterin behandelt." Lauren schloss für
einen Moment die Augen. „Lieber Himmel, was habe ich da nur angerichtet! Ich
hätte gestern Abend nicht im Fernsehen auftreten sollen."
„Nun, Sie haben nur getan, was Sie für richtig
hielten." Sanft berührte Zachary ihre Schulter. „Und jetzt zu Ihnen. Wie
fühlen Sie sich? Ist wieder alles in Ordnung?"
Die Fürsorge, die sie in seinen braunen Augen sah,
griff ihr ans Herz. „Ja. Oder richtiger: Sobald ich mich noch etwas mehr
beruhigt habe, wird alles okay sein."
Lauren warf den Mantel über die Rückenlehne der Couch,
stellte die Aktenmappe ordentlich auf das Schreibregal und hörte die
hinterlassenen Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter ab. Trotz Anzeige war
keine einzige Nachricht gespeichert. Enttäuscht wandte Lauren sich ab.
„Ich dachte mir, dass Sie am Telefon nicht sonderlieh
gut auf mich zu sprechen sein würden, weil Sie bereits von der Übernahme des
Mason-Mandats durch meinen Partner erfahren hätten. Deswegen beschloss ich,
gleich herzukommen", erklärte Zachary.
„Damit hatten Sie durchaus recht", erwiderte Lauren
verbittert.
„Ich war überrascht, als ich Sie hier noch nicht vorfand.
Aber da ich annahm, dass Sie bald kommen würden, habe ich auf der Terrasse auf
Sie gewartet."
„Ich musste zu einer unvorhergesehenen Unterredung
mit dem Bankpräsidenten."
„Lassen Sie mich raten. Es ging natürlich um den
Mason-Fonds."
„Ja, und um den Anwalt, der die Erben vertritt",
entgegnete Lauren zerstreut.
Ihre Gedanken waren weder bei George West noch dem
Treuhandfonds. Sie ging noch einmal zum Anrufbeantworter. Dann ließ sie
resigniert die Schultern fallen. Niemand hatte wegen Alicia und Ryan angerufen.
Keiner der Zuschauer der Fernsehsendung war mit ihr in Verbindung getreten.
Warum hatte sie sich nur so große Hoffnungen gemacht, dass ihr dieses
Interview helfen würde?
Zachary schien ihre traurigen Gedanken lesen zu
können, denn er sagte beruhigend: „Lauren, seit der Sendung ist doch erst ein
einziger Tag vergangen."
„Ich weiß. Ich glaubte - oder vielmehr, ich hoffte -
auf ein schnelles Ergebnis, weil sich die Zuschauer jetzt noch gut an das
Interview erinnern könnende mehr Zeit vergeht, desto geringer wird die Chance,
dass sich noch jemand meldet." In einer hilflosen Geste hob sie die Hände
und ließ sie dann entmutigt sinken.
„Das ist doch gar nicht bewiesen, Lauren", sagte
Zachary weich. „Wer weiß, was noch geschieht."
„Ach, Zachary, ich habe einen langen, schweren Tag
hinter mir, und ich hatte mir so sehr gewünscht ..."
„Dass ein Zuschauer anruft und Ihnen etwas über die
Kinder mitteilt", fiel er ihr ins Wort und legte die Hand auf ihren Arm.
Dabei sah er sie zärtlich an.
„Ja, genau das." Lauren drängte die Tränen zurück,
die ihr in die Augen stiegen. Sie wollte vor Zachary nicht schon wieder
Schwäche zeigen. Sie sammelte sich einen Augenblick, bevor sie sich zu ihm
umdrehte. „Und ich vermute, dass Sie auch noch nichts haben."
„Außer einem Streitgespräch mit meinem Partner gibt es
nichts Neues zu berichten." Zachary sah, wie Lauren enttäuscht den Kopf
hängen ließ. Er umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. „Ich habe
auch nur einen einzigen Tag Zeit gehabt", sagte er mit fester Stimme. „Sie
müssen sich und mir ein bisschen mehr Zeit geben, Lauren."
„Oh Zachary", stöhnte sie. „Es ist schon über ein
Jahr vergangen. Dreizehn endlose Monate."
„Kommen Sie, Lauren. Ich lade Sie zum Abendessen
ein", schlug er lächelnd vor.
Lauren richtete sich auf. Sie wollte kein Mitleid und
keine Freundlichkeit von Zachary Winters. Ihre Gefühle für ihn
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