Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
nmp06

nmp06

Titel: nmp06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
die Beute geklaut. Diese hätten ihn dann umgelegt, um ihren Schatz zurückzuerobern.
    Florimond Faroux hatte von meiner Anwesenheit im Zentrum des Geschehens keinen Wind bekommen. Beehrte mich weder mit seinem Besuch noch mit einem Telefonanruf oder einer Vorladung. Mir sollte es recht sein.
    Bis fünf Uhr hatte ich genug mit den Zeitungen zu tun. Um halb sechs jedoch setzte ich mir meinen Hut auf und nahm Kurs aufs „Dorf“, Pfeife im Mund. Man ändert sich nicht. Auch wenn man manchmal auf die Schnauze fällt.

    * * *

    Das Échaudé hatte gerade erst seine Pforten geöffnet. Außer Louis hinter der Theke war noch ein anderer Kellner da. Henri tauchte nie vor zehn Uhr auf. Louis wischte noch schnell über die Theke. Sein Kollege stellte gerade die letzten Stühle um die Tische. Aus dem Radio klang gedämpft sanfte Klaviermusik. Keine weiteren Geräusche. Nur spärliches Licht. Gerade mal eine Wandleuchte brannte, ganz hinten im Lokal. Die Hitze war erträglich. Keine Gäste, außer Marcelle. Sie saß unter dem Plakat von Chéri-Bibi und rauchte. Vor sich ein leeres Glas, das nur auf mich wartete, um wieder gefüllt zu werden. Ich setzte mich neben meine Freundin.
    „Hab’s eilig“, sagte ich. „Was hast du für mich?“
    „Ich hab’s auch eilig“, erwiderte sie. „Hab noch ‘ne Verabredung im Flore, um halb. Aber was ich dir zu sagen habe, ist schnell gesagt,... Den Jungen im Hotel haben sie rausgeschmissen.“
    „Den Portier?“
    „Ja.
    „Ist das alles?“
    „Ja.
    „Hör mal, meine Süße. Genauso hab ich mir das gedacht. Das ist die beiden Gläser hier nicht wert. Werd ich trotzdem bezahlen. Dummheit muß eben bestraft werden. Aber belästige mich bloß nicht noch mal wegen solcher Kleinigkeiten. Sie haben den Portier rausgeschmissen! Ja und? Meinst du etwa, das haut mich vom Hocker?“
    „He, ist ja gut“, sagte die Kleine enttäuscht. „Wußte nicht, daß du’s schon wußtest.“
    Ich zuckte die Achseln.
    „Ich wußte es nicht, aber gedacht hatte ich’s mir. Einer, der bei der Arbeit pennt, und das in der Nacht der langen Messer! Konnte wohl kaum mit ‘ner Gehaltserhöhung rechnen.“
    „Moment!“ sagte sie, plötzlich lebhaft geworden. „Bernard hat nämlich gar nicht gepennt... ich meine... das ist keiner, der pennt.“
    „Ach nein? Und was hat er gemacht, als wir uns reingeschlichen haben? Hat nicht mal geknurrt, als du ihn berührt hast.“
    „Aber von dem ist doch gar nicht die Rede!“
    „Von wem denn?“
    „Von Bernard. Der Glatzkopf, den du gesehen hast, heißt Désiré. Bernard hatte vor ihm Dienst, zu der Zeit, als der Schwarze vermutlich getötet wurde.“
    „Ja und?“ fragte ich wieder. „Dein Bernard hat vielleicht ebenfalls geschnarcht. Soll vorkommen.“
    „Das hat er den Flics und seinem Chef erzählt. Sei leicht besoffen gewesen, und dann die Hitze und so...“
    „Siehst du!“
    „Aber das glaub ich nicht!“ rief sie so überzeugt, daß ich sie aufmerksam ansah. „Ich weiß nicht, wie ich’s dir erklären soll. Aber Bernard ist keiner, der bei der Arbeit pennt. Ganz im Gegenteil! Verdammt wach, egal welche Uhrzeit oder Temperatur. Hab ihn auch nie blau gesehen. Und ausgerechnet in der Nacht soll er sich besoffen haben und eingeschlafen sein? Sehr seltsam. Und auch, daß er sich widerspruchslos rauswerfen ließ... Sonst hat er immer ‘ne große Schnauze. So! Und das interessiert dich nicht?“
    Ich lächelte gewinnend.
    „Entschuldige, hab’s nicht so gemeint.“
    „Also interessiert’s dich doch?“
    „Mehr oder weniger. Ist Bernard sein Vor- oder Familienname?“
    „Vorname. Bernard Lebailly.“
    „Natürlich wohnte er im Diderot.“
    „Ja.“
    „Und jetzt...“
    „Tja, jetzt... nein, weiß ich nicht.“
    „Wie sieht er aus?“
    „Groß, blond, ziemlich lange Nase. Geht etwas gebeugt. Narbe an der Wange. Zwischen dreißig und vierzig. Blaue Augen. Glatte Haare...“
    Und Plattfüße. Und am Gelenk ‘ne Armbanduhr. Bei fünf Millionen Einwohnern würde er mit bestimmt eines Tages über den Weg laufen. Ich legte einen Tausender als Untertasse unter Marcelles Glas.
    „Vielleicht ist deine Information mehr wert, vielleicht auch weniger“, sagte ich. „Die Endabrechnung machen wir später, falls nötig. Danke erst mal.“
    „Auch so.“
    Sie schob den Schein in die Tasche und stand auf.
    „Jetzt muß ich aber rüber.“ Sprach’s und verschwand.
    Ich sah auf meine Uhr. Gleich sieben. René Hervé war vielleicht noch in seinem Büro im

Weitere Kostenlose Bücher