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Titel: nmp08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mit“gespielt“ hatte, lag sie auf ihrem Bett, atmete von Minute zu
Minute schwächer. Meine Ohnmacht war mir unerträglich, aber ich konnte nichts
für sie tun. Die Uhr tickte, der Zeiger des Weckers stand auf io...
Zweiundzwanzig Uhr... In dem Augenblick war im Ruban-Bleu der Vorspann
des Films gelaufen, an den die Unglückliche als einzige nicht geglaubt hatte,
der sie aber wieder zum gefeierten Star machte. Ein dramatischer Abschied, ihre
letzte große Rolle! Viel Schauspielerei. Sie war eben Schauspielerin. Und das
konnte man ihr nicht verübeln.
     
    * * *
     
    Zu meiner großen Erleichterung
quietschten bald die Bremsen der Polizeiwagen vor der Unglücksvilla. Aus dem
ersten stiegen zwei Flics in Uniform und zwei Zivile, ein schmächtiges Kerlchen
mit Arztkoffer und Florimond Faroux, den schokoladenbraunen Hut auf Sturm. Aus
dem zweiten Wagen stieg nichts und niemand. Das war
die Ambulanz. Sie war gekommen, um was einzusammeln.
    „Und?“ dröhnte die Stimme des
Kommissars. „Sie wissen natürlich wieder Bescheid, hm? Ach, Marc Covet ist auch
hier? Das vereinfacht die Dinge. Was tun Sie hier, im Smoking?“
    „Nur keine Aufregung!“
beruhigte ich hin. „Schwarz paßt zur Beerdigung.“
    „Hm. Also, was ist los?“
    Ich klärte ihn auf. Wie wir
hier angekommen waren, warum, was wir entdeckt hatten usw.
    „Gut“, sagte er. „Wo ist die
Leiche?“
    „Sie ist noch nicht ganz
soweit. Ich...“
    „Und wo ist sie?“
    „Oben.“
    „Los, kommen Sie Doktor. Und
Sie auch, Burma. Covet, bleiben Sie hier. Privatdetektive reichen mir schon zu
meinem Glück. Brauch nicht noch Journalisten dazu...“
    Wir betraten das Sterbezimmer.
    „Nichts berührt?“ fragte der
Kommissar.
    „Nichts“, erklärte ich.
    „Sie scheinen Gefallen am Film
zu finden. Leibwächter von Grace Standford... Waren Sie auch ihr Leibwächter?“
    „Nein.“
    „Haben Sie für sie gearbeitet?“
    „Ja. Als Double in ihrem
nächsten Film.“
    „Quatschkopf“, knurrte der Arm
des Gesetzes.
    Der Arzt untersuchte Lucie
Ponceau. Faroux stand mitten im Zimmer und betrachtete Wände, Möbel, Bilder.
Ich betrachtete angestrengt die Spitzen meiner Lackschuhe. Der Inspektor auf
dem Treppenabsatz erforschte sein Gewissen, ein Streichholz zwischen den
Zähnen.
    „Starke Intoxikation“, stellte
der Arzt nach einer Weile fest. „Ein tödlich wirkendes Gift. Hier, das hab ich
neben ihr gefunden, Kommissar.“
    Ganz vorsichtig reichte er
Faroux eine kleine Metalldose. Sie enthielt flaches, bräunlichrotes Gebäck.
Roch stark nach Mohn. Damit konnte man eine ganze Rhinozerosherde umbringen!
Oh, reines, feines, stark wirkendes Opium!
    „Lag da noch ein Deckel?“
fragte Faroux, als wär das alles, was ihm dazu einfiel.
    „Hier.“
    Der Kommissar schloß die Dose,
wickelte sie in ein Taschentuch und ließ alles in seiner Tasche verschwinden.
Ich machte mich hüstelnd bemerkbar.
    „Wird sie überleben?“ fragte
ich.
    Der Arzt sah mich an, als käm
ich grade vom Mond.
    „Das ist kein Film mehr“, sagte
er. „Sie ist gestorben, während ich sie untersuchte.“
    Diese Feststellung erinnerte
ihn daran, daß er seinen Hut noch aufhatte. Er nahm ihn pietätvoll ab, was sehr
komisch wirkte.
    „Hm“, machte Florimond. „Sagen
Sie, Doktor, hat sie diesen Dreck häufiger gefressen?“
    „Kann ich Ihnen nicht sagen.
Nach der Autopsie wissen wir mehr.“
    „Immerhin ist das ja kein
Teegebäck, das man jemandem eintrichtern kann, wenn der’s nicht will, oder?“
    „Nein. Es gibt auch keine
Spuren von Gewalt. Offensichtlich hat sie das Gift freiwillig eingenommen.“
    „Also Selbstmord?“
    „Sieht ganz so aus.“
    „Eine Verrückte mehr“,
schimpfte der Kommissar. „Weniger, besser gesagt. Was halten Sie davon, Burma?“
    „Nicht verrückt“, erwiderte
ich. „Müde. Erschöpft. Angewidert. Kann Vorkommen. Marc Covet wird’s Ihnen
bestätigen: eine ängstliche Frau, immer im Zweifel. Ganz besonders in den
letzten Tagen. Sie war an einem Wendepunkt ihrer Laufbahn angelangt. Stellen
Sie sich vor, Faroux: fünfzehn Jahre hat sie nicht vor der Kamera gestanden.
Vergessen von Produzenten, Kollegen, vom Publikum. Und dann gibt ihr ein
mutiger Regisseur eine Chance: der junge Jacques Dorly. Und was für eine
Chance! Hab eben den Film gesehen. Der taugt nur was, weil diese Frau die
Hauptrolle spielt. Eine Frau, die man für erledigt hielt... die sich selbst für
erledigt hielt. Was sie jetzt ja auch ist, aber ganz anders. Am Ende aller
Hoffnungen.

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