Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
Vom Netzwerk:
die Tür auf. Die meisten von denen, die vorn gesessen hatten, sind wohl auf der Stelle tot gewesen. Sie haben es nicht geschafft.« Seine Stimme zitterte, aber er sprach weiter. »Es waren hauptsächlich Frauen. Schließlich gelang es uns, mehrere kleine Kinder aus dem Bus zu ziehen und den Hügel hinaufzuführen. Als der Bus explodierte, hatte ich eins auf dem Arm, das weinend nach seiner Mutter rief.«
    Carly schluckte, doch der Kloß in ihrem Hals wollte sich nicht auflösen. So gern sie Mike auch getröstet hätte, ihr fehlten die Worte.
    »Die nächsten Wochen habe ich damit verbracht, den Vater dieses Kindes zu suchen. Es stellte sich heraus, dass er schon vor einiger Zeit getötet worden war. Der Unfall hat die meisten dieser Kinder zu Vollwaisen gemacht.«
    So wie Mike. Oh Gott. Wie betäubt stand Carly auf, ging zu ihm hin und legte eine Hand auf die Schulter, die er immer noch misshandelte. »Und das hier?«, fragte sie leise, während sie seine Hand festhielt.
    »Auf dem Weg in den hinteren Teil des Busses habe ich mir einen Muskel zerrissen.«
    Als Carly ihn auf die Schulter küsste, berührten ihre Lippen das neue Narbengewebe. Warum hatte sie es nicht eher bemerkt? »Das muss schrecklich gewesen sein.«
    »Willst du das Schlimmste auch noch hören? Mein verfluchter Chef war stinkwütend, dass ich keine Bilder gemacht habe. Diese Kinder hatten gerade alles verloren, und er wollte exklusive Fotos.« Angewidert schüttelte Mike den Kopf. »All diese verlassenen Kinder und er denkt an mögliche Schlagzeilen.«
    »Mike … «
    »Aber weißt du was? Er hatte recht. Das war mein Job und ich habe ihn nicht erledigt. Ich konnte nicht. Genauso wenig, wie ich nachher zurückgehen konnte.« Mike ließ den Kopf hängen und lehnte sich ans Fenster. »All diese Kinder … «
    Kein Wunder, dass er wieder in den Staaten war und sich mit so banalen Themen wie Sommerferienorten beschäftigte.
    »Mike.« Carly drehte ihn zu sich um. Seine gequälte Miene verriet, wie schwer es ihm gefallen war, das zu erzählen. Aber noch schlimmer war, dass er all die Monate mit seinem Schmerz allein gewesen war.
    »Zur Waise zu werden ist nicht dasselbe wie verlassen zu werden«, sagte Carly sanft. »Es gibt einen Unterschied. Zugegebenermaßen keinen allzu großen, aber es gibt ihn.«
    »Sag das mal den Kindern, die ihre Eltern verloren haben.« Mike zögerte. »Und zwar unwiderruflich.«
    Voll Mitgefühl dachte Carly an den kleinen Jungen, der er einmal gewesen war. »Diese Eltern haben ihre Kinder nicht verlassen. Sie sind einem grausamen Schicksalsschlag zum Opfer gefallen. Das scheint zwar zunächst kein Unterschied zu sein, doch auf lange Sicht wird dieses Wissen ihren Schmerz lindern.«
    Schon während sie das sagte, wurde Carly ihr Fehler bewusst. Denn für Mike hatte sich selbst auf lange Sicht nichts geändert. »Wie lange hast du diese Träume schon?«, fragte sie.
    Mike zuckte die Achseln. »Seit dem Unfall.«
    »Verstehe.« Eine schlimme Zeit, in der er seine Lage mit der jener Kinder verglichen und sich vorgeworfen hatte, nicht an ihrer Stelle gestorben zu sein oder zumindest seine Arbeit getan zu haben. Was brauchte er, um diese bösen Gedanken zu vertreiben?
    Die Antwort lag, wie sie wusste, auf der Hand. Mike musste zurück in den Beruf, den er liebte, und sich beweisen, dass er die Vergangenheit und die Gegenwart meistern konnte. Sie passte nicht in dieses Szenarium. Und da sie Mikes Charakterstärke kannte, war ihr klar, dass die Trennung viel eher kommen würde als erwartet. Was auch für sie gut war, selbst wenn es sich im Moment nicht so anfühlte.
    »Weglaufen ist keine Antwort. Du musst dagegen ankämpfen«, sagte sie, wohl wissend, dass sie ihn damit von sich stieß. Carly schloss die Augen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
    »Ich weiß. Ich bin nur nicht sicher, ob ich dazu bereit bin.«
    »Du wirst schon merken, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.«
    Mike nickte.
    Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände, drückte seine Lippen auf ihre und küsste sie hungrig, zehrte so lange von ihrer körperlichen und emotionalen Kraft, bis sie beinah in die Knie ging. Sie lehnte sich an ihn und drückte ihren Busen aufreizend an seine harte Brust.
    »Carly«, sagte Mike stöhnend. Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett zurück. »Lass mich vergessen«, sagte er, als er in sie eindrang.
    Diesmal vereinigten sie sich mit einer explosiven Mischung aus Leidenschaft und Verlangen. Mike erreichte

Weitere Kostenlose Bücher