Noch ein Kuss
den Höhepunkt als Erster und Carly folgte ihm. Ineinander verschlungen, Mike noch in ihr, legte sie den Kopf an seine Wange.
Doch als er »Verlass mich nicht« flüsterte, weigerte sie sich, ihm zu glauben und beschloss, ihn lieber mit einem Kuss zu beruhigen.
Die Sommersonne, die durch das Fenster schien, weckte Mike als Ersten aus dem Schlaf. Im hellen Licht des Tages erschienen die Träume der letzten Nacht nur noch wie ferne Schatten. Carlys lange Beine waren um seine geschlungen und erinnerten ihn daran, dass es in dieser harten Welt auch viel Schönes gab.
Carly hatte ihn aufgefangen und sich um ihn gekümmert, als er sie gebraucht hatte. Sie hatte ihm wesentlich mehr geholfen als er ihr. In seinem ganzen Leben war nie jemand für ihn da gewesen, keiner hatte jemals ihm zuliebe die eigenen Bedürfnisse zurückgestellt. Seine gute Laune an diesem Morgen war auf das echte Mitgefühl zurückzuführen, das ihm in der Nacht entgegengebracht worden war.
Mike streckte sich und legte eine Hand auf Carlys nackte Brust. Es war lange her, dass er sich so wohlgefühlt hatte. Vielleicht war es sogar das erste Mal in seinem Leben. Und obwohl die Realität versuchte, sich in seine Gedanken zu drängen, ließ er es nicht zu. Für ihn hatte es bisher nicht viele friedliche Momente gegeben. Deshalb wollte er diesen genießen, solange er konnte.
Carly schlug ihre braunen Augen auf und lächelte ihn an.
»Guten Morgen.« Mike küsste sie auf die Lippen.
»Ist es schon Tag?« Sie gähnte. »Fühlt sich so an, als wären wir gerade erst eingeschlafen.«
»Ich glaube, da könntest du recht haben, aber ich weiß einen guten Weg, um Schlaf nachzuholen.«
»Und der wäre?«
Mike nahm sie in die Arme und sagte: »Man bleibt einfach den Rest des Tages im Bett.«
Er sehnte sich schon wieder nach ihr – fast genauso sehr, wie er sich danach sehnte, einer neuerlichen Diskussion über den Albtraum der letzten Nacht aus dem Weg zu gehen. Ob sie sein doppeltes Motiv durchschaute, konnte Mike nicht sagen. Jedenfalls sträubte sie sich nicht, sondern beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Lippen. Dann gab sie ihm einen spielerischen Klaps auf seine neugierige Hand.
»Das hört sich gut an, aber ich kann meine Arbeit nicht noch länger aufschieben«, erwiderte sie.
»Was hast du denn heute noch vor?«
»Also, ich muss mit einer Art Stoffsammlung für das Buch anfangen. Und ich muss die Briefe durchsehen, die meine Verlegerin mir als Anregung für ein oder zwei neue Sommerkolumnen geschickt hat. Ich denke, ein Monat mit Wiederholungen ist genug, du nicht?«
»Tja, ich könnte die letzte Nacht mit dir endlos wiederholen, ohne Langeweile zu bekommen.« Lässig ließ Mike seine Finger auf ihrer Brust kreisen. »Und wie ist es mit dir?«
Bildete er es sich nur ein oder hatte Carly sich versteift, als er sie so berührte? »Ich meine, wir sollten es nicht übertreiben.« Ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Die Arbeit wird sich nicht in Luft auflösen, also setze ich dich vor die Tür.«
Dass Carly sich zierte, war keine Überraschung für Mike, und er nahm sich vor, sie nicht zu drängen. »Du kannst mich nicht einfach vor die Tür setzen, wo ich doch gar nicht weiß, wo ich hingehen soll«, appellierte er an ihr gutes Herz.
»Stimmt. Aber ich kann dich bestechen, damit du verschwindest.«
Carlys Versuch, lockere Scherze zu machen, beruhigte ihn etwas, doch die Tatsache, dass sie ihn anscheinend loswerden wollte, war nicht zu übersehen. Und angesichts ihrer eingestandenen Ängste hatte dieses Bedürfnis wahrscheinlich mehr mit ihrer ungewohnten Intimität und Leidenschaft zu tun als mit der Notwendigkeit zu arbeiten. Da die gemeinsame Nacht das vorher schon starke Band zwischen ihnen, das letztlich gezwungenermaßen lösen musste, weiter gefestigt hatte, beschloss er, Carly ihren Willen zu lassen.
»Ich bin leicht zu manipulieren. Was schwebt dir denn vor?«
»Ich mache dir ein schönes Frühstück und dann verschwindest du für ein paar Stunden. Geh los und mach irgendwo ein paar Fotos.«
»Gibt es Pfannkuchen?«, fragte Mike. »Du weißt, dass man da, wo ich in letzter Zeit herumgelungert habe, keine bekommen kann.«
»Ich glaube, das kriege ich hin«, erwiderte Carly trocken.
»Mit Schinken?«
»Okay.«
»Und frisch gepresstem Orangensaft?«
Carly grinste und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. »Jetzt verlangst du zu viel.«
»Also gut, einverstanden.« Seitdem sich das Gespräch nicht mehr um Sex drehte,
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