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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Nummer wählen, um ihr einen saftigen Fluch nebst einer Absage um die Ohren zu hauen, doch die Vernunft gewann in letzter Sekunde Oberhand. Sie brauchte diesen Job. Wo sonst fand man gute Bezahlung und freundschaftliches Flair mite i nander vereint? Ruth war ein einnehmender, aber leider auch kompromissloser Chara k ter, der nicht zögerte, hart durchzugreifen. Passte j e mand nicht ins Team und störte den reibungslosen Ablauf der Dinge, fand sich derjenige auf dem Gehweg vor dem Verlagsgebäude wieder. Sara zweifelte keine S e kunde, dass auch sie dieser Gefahr ausgesetzt war.
    Vor sich hinschimpfend stand sie auf und packte ihre Koffer, die sie vor ein paar Stunden erst ausgeräumt hatte. Ihr war zum Heulen zumute. Bei diesem Wetter würde es ewig dauern, bis sie den Flughafen erreicht hatte. Besser, sie machte sich schon jetzt auf den Weg. Irgendein wag e mutiger Taxifahrer würde sich ihrer schon annehmen. Hinter den ri e selnden Flo c ken herrschte absolute Stille und unverfälschte Nacht. In New York tobte tags wie nachts das Leben. Es gab keine S e kunde des Innehaltens. Die Stadt, die niemals schlief, bot ihr keinen Platz mehr, um die Seele ausruhen zu lassen. Saras Hoffnung, diesen Tretmü h len für ein paar Wochen entfliehen zu können, zerplatzte wie eine Se i fenblase. Sie nahm ihr Gepäck und schlafwandelte die Treppe hinunter. Ein winziger, kaum tröstender Hauch von Erleichterung stellte sich ein, als sie sah, dass Anna noch immer am Empfang saß. Mit einem gewaltigen Eisb e cher auf dem Scho ß hockte sie vor einem Schwarz-Weiß-Fernseher, der die Größe eines Radios besaß.
    „Haben Sie etwas von Makah gehört?“ Ihre Augen brannten. Herr im Himmel, am liebsten hätte sie auf der Stelle losgeheult. „Man hat mich zurück nach New York beordert. Die Hütte brennt.“
    Anna lächelte mitfühlend. Das war zu viel . Sara spürte, wie ihr die Kontrolle entglitt. Tränen stiegen ihr in die Augen, alles begann sich zu drehen.
    „Tut mir leid, Schätzchen. Es hat wohl wieder ein paar Notfälle geg e ben, zu denen er gerufen wurde. Wahrscheinlich wird es später Abend, ehe er auftaucht. Soll ich dir ein Taxi rufen?“
    „Ja, danke.“ Da ihr schwindelig war , fiel sie auf einen der Stühle und hielt sich an ihrem Koffer fest. Schmerzimpulse zuckten durch ihr G e hirn. Was war nur mit ihr los? Wurde sie krank? Ausgerechnet jetzt, wo sie Kopfschmerztabletten dringend nötig hätte, befanden sich keine in ihrem Gepäck.
    „Es kann aber dauern, bis es hier aufkreuzt.“ Anna stellte ihr Eis be i seite und zückte das Telefon. „Du hast ja gesehen, wie die Straßen au s sehen.“
    „Mein Flug geht erst morgen früh. Haben Sie vielleicht Kopfschmer z tabletten?“
    „Nein, tut mir leid. Ist es sehr schlimm?“
    „Es geht. Hören Sie, könnten Sie mir einen Gefallen tun?“
    „Aber sicher doch.“
    „Geben sie Makah das hier.“ Sie reichte Anna eine Visitenkarte, wobei es all ihre Kraft erforderte, die drei dafür nötigen Schritte aufrecht zu vollführen. „Er soll mich bitte anrufen. Es ist dringend.“
    „Natürlich. Mach ich doch gern. Aber Sie sehen nicht gut aus. Soll ich Ihnen einen Tee machen? Kaffee? “
    „Nein, danke.“
    Sara setzte sich wieder. Etwas Eigenartiges ging hier vor sich, und sie war dem hilflos ausgeliefert. Verflucht, sie kannte Makah nicht einmal. Er war ein Fremder. Ein faszinierender Fremder, sicher, aber niemand, der sie krank machen durfte vor Sehnsucht. Jahrelang war sie als starke, unerschütterliche Frau durchs Leben gegangen, die nichts aus der Bahn werfen konnte. Sie hatte ihren Schulabschluss mit Bestnote abgeschlo s sen, Praktiken auf drei Kontinenten absolviert, in einem Tempel in Ind i en ihre Faszination für alte Kulturen entdeckt, zahllose Erfahrungen g e sammelt, ihr Studium mit glänzender Note abgeschlossen und sich in sämtlichen Staaten beworben, um letztlich den Sprung von Quebec nach New York zu wagen, raus aus ihrem vertrauten Leben … und jetzt hoc k te sie hier und fühlte sich wie ein hilfloses Kind. Vielleicht lag darin der Knac k punkt. Sie hatte sich nie um etwas sorgen müssen. Alles war ihr in den Schoß gefallen. Ein behütetes, gut situiertes Elternhaus, der Besuch der besten Schule Montreals, Reisen durch die Welt, ein gut bezahlter Job in New York. Sie war einem sanften, ihr wohlges i nn t en Strom g e folgt, der sich plötzlich in reißendes Wildwasser ve r wandelte.
    Die undichten Fenster ließen kalte Zugluft herein. Wenn der Wind

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