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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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zwischen ihr und Gray gesehen.
    »Was ist?« fragte sie.
    »Klingt wie die Hexe und der Krieger.« Grays Augen waren dunkler geworden, und er sah Shannon mit gespanntem Interesse ins Gesicht. »Was passiert dann?«
    Shannon lächelte angespannt. »Erzählt ihr es mir?«
    »Also gut.« Gray sah Brianna an, die ihm auffordernd zunickte. »Der Legende nach hat einmal eine weise Frau, eine Hexe auf diesem Land gelebt. Sie hatte das Zweite Gesicht und lebte, da diese Gabe nicht nur ein Segen war, abseits des Dorfs. Als sie eines Morgens zum Steinkreis kam, um mit ihren Göttern zu kommunizieren, fand sie dort den verwundeten Krieger mit seinem Pferd. Sie hatte die Gabe zu heilen, und so verband sie seine Wunden und pflegte ihn, bis er wieder genesen war. Sie verliebten sich. Wurden ein Paar.«
    Er machte eine Pause, versorgte sie alle mit frischem Tee und hob seine Tasse an den Mund. »Natürlich verließ er sie, weil es Kriege zu führen und Kämpfe zu gewinnen gab. Er schwor ihr, daß er zurückkommen würde, und sie gab ihm zur Erinnerung an sich eine Brosche für seinen Umhang mit.«
    »Und hielt er sein Wort?« Shannon räusperte sich. »Kam er zurück?«
    »Es heißt, daß er es tat, daß er in einer stürmischen Nacht über das Feld zu ihr zurückgeritten kam. Er wollte sie zur Frau nehmen, aber er war nicht bereit, sein Schwert dafür aufzugeben. Sie hatten eine erbitterte Auseinandersetzung. Es schien, daß ein Kompromiß bei aller Liebe unmöglich war. Als er wieder von dannen ritt, gab er ihr die Brosche zurück, damit sie an ihn denken sollte, bis er wiederkam. Aber er kam nie mehr zurück. Es heißt, daß er auf einem Schlachtfeld gestorben ist. Und mit ihrem Zweiten Gesicht wußte sie es in dem Moment, in dem es geschah.«
    »Das ist doch nichts weiter als eine Geschichte.« Doch weil sie plötzlich fror, hielt Shannon ihre Tasse mit beiden Händen fest. »Ich glaube nicht an solche Dinge. Und du willst mir doch wohl nicht erzählen, daß du daran glaubst.«
    Gray zuckte mit den Schultern. »Doch, das tue ich. Ich glaube, daß es diese beiden Menschen gab und daß das Band zwischen ihnen beiden so stark war, daß es immer noch zu spüren ist. Was mich interessieren würde, ist zu erfahren, weshalb du davon träumst.«
    »Ich habe ein paar Träume von einem Mann auf einem Pferd gehabt«, erwiderte Shannon in ungeduldigem Ton. »Was für jeden Psychiater wohl ein gefundenes Fressen wäre. Aber das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und jetzt bin ich müde«, fügte sie hinzu, während sie sich bereits erhob. »Ich gehe ins Bett.«
    »Nimm deinen Tee mit rauf«, sagte Brianna sanft.
    »Danke.«
    Nachdem Shannon gegangen war, legte Brianna Gray eine Hand auf die Schulter. »Dräng sie nicht zu sehr, Grayson. Sie hat bereits Probleme genug.«
    »Sie würde sich besser fühlen, wenn sie nicht alles in sich hineinfressen würde.« Lachend drehte er den Kopf und küßte Briannas Mund. »Mit solchen Dingen kenne ich mich schließlich bestens aus.«
    »Genau wie du damals braucht sie Zeit.« Brianna stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Ausgerechnet Murphy. Wer hätte das gedacht?«

11. Kapitel
    Es war nicht so, daß Shannon den Steinkreis absichtlich mied. Sie kam einfach nicht früh genug aus dem Bett. Und daß sie wieder von eigenartigen Träumen heimgesucht worden war, dachte sie, während sie über ihrem verspäteten Frühstück mit Brötchen und Kaffee saß, überraschte wohl kaum.
    Biskuitauflauf und eine von einem meisterhaften Erzähler zum besten gegebene Legende waren die besten Garanten für eine ruhelose Nacht.
    Doch die Klarheit der Träume beunruhigte sie. Sich selbst gegenüber konnte sie eingestehen, daß sie die Träume regelrecht miterlebte, statt daß sie den Geschehensablauf nur in Bildern vor sich sah. Sie fühlte die rauhe Decke in ihrem Rücken, fühlte das Kitzeln des Grases, spürte die Hitze und das Gewicht des Mannes, der auf und in ihr war.
    Sie atmete langsam aus und legte eine Hand auf ihren Magen, der sich bei der Erinnerung in schmerzlicher Sehnsucht zusammenzog.
    Sie hatte geträumt, daß sie sich mit dem Mann, der Murphy und zugleich ein anderer gewesen war, liebte. Sie hatten sich im Steinkreis getroffen, hatten über ihren Köpfen den weißen Mond wie ein Leuchtfeuer inmitten eines Sternenmeers flackern gesehen. Sie hatte den Ruf einer Eule vernommen, hatte seinen keuchenden warmen Atem an ihrer Wange gespürt. Sie hatte das vertraute Spiel seiner Muskeln unter ihren

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