Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
Vom Netzwerk:
und
die geschwungenen Beine. Und dieser Schrank ist französischer Barock –
Atlasholz, vergoldet, mit geschnitzten Verzierungen.« Sie stieß auf einen
kleinen, runden Lacktisch und klärte ihn über chinesische Einflüsse auf die
europäischen Stilrichtungen und Tee-Services auf.
    Im Laufe
des Vormittags wurden ihre Fachgespräche etliche Male von Kunden unterbrochen,
und dabei verwandelte sich Jessica jedes Mal nahtlos von der
Antiquitätenliebhaberin in eine sachkundige Verkäuferin. Slade beobachtete sie
dabei, wie sie Stücke präsentierte, deren Herkunft erklärte und anschließend
geschickt über den Preis verhandelte. Wenn er bisher noch Zweifel gehegt
hatte, so wurden diese jetzt vollständig ausgeräumt. Jessica betrachtete ihren
Laden keineswegs als Spielwiese. Sie führte ihn äußerst professionell und arbeitete
weitaus härter, als er es ihr zugebilligt hatte. Zudem war sie nicht nur sehr
geschickt im Umgang mit den Kunden, wie er sich eingestehen musste, sondern
verdiente auch gutes Geld mit ihren Möbeln – zumindest ließen das die Zahlen
auf den diskreten Preisschildern vermuten.
    Warum also,
fragte er sich, sollte sie, nachdem sie ihrem Laden so verbunden war und dieser
auch noch reichlich Profit abwarf, das Risiko eingehen, dieses florierende
Unternehmen zum Schmuggeln zu missbrauchen? Nachdem er sie kennen gelernt und
einige Zeit mit ihr verbracht hatte, fiel es Slade zunehmend schwerer, ihr zu
unterstellen, dass sie aus Lust und Langeweile schmuggelte. Außerdem war sie
keineswegs auf den Kopf gefallen. War es demnach denkbar, dass vor ihrer Nase
irgendwelche krummen Geschäfte abliefen, ohne dass sie davon wusste?
    »Slade, es
ist mir peinlich, Sie um etwas zu bitten.« Jessica hielt die Stimme gesenkt,
während sie dicht neben ihn trat.
    Sie litt
anscheinend nicht unter Berührungsängsten, denn ihre Hand lag
bereits wieder auf seinem Arm. Mochte es auch noch so unverantwortlich sein,
dachte Slade, aber er begehrte diese Frau.
Er drehte sich so zu ihr, dass er Jessica wie zufällig zwischen sich und der
alten Truhe einkeilte. Sie ließ ihre Hand auf seinem Arm liegen, knapp unter
dem Ellbogen. Und obgleich sie sich an keiner anderen Stelle sonst berührten, konnte
er sich plötzlich mit aufregender Deutlichkeit vorstellen, wie ihr Körper sich
unter seinen Händen anfühlen würde. Sein Blick huschte über ihre Lippen, ehe er
sie wieder ansah.
    »Um was
bitten?«
    Ihr
Verstand setzte aus. Ein Rauschen erfüllte ihren Kopf, das wie die Brandung des
Meeres klang. Sie hätte einen Schritt zurücktreten und den Kontakt abbrechen
können – oder einen Schritt nach vorn, um ihn zu intensivieren. Jessica tat
keines von beidem. Sie war sich nur vage des Drucks in ihrer Brust bewusst,
als ob jemand ihren Brustkorb zusammendrückte, um ihr den Atem zu rauben. In
diesem Augenblick wussten beide, dass er sie nur zu berühren brauchte, um alles
zu verändern.
    »Slade«,
flüsterte sie – halb Frage, halb Aufforderung.
    Er wich
zurück, zurück von der Schwelle, die zu überschreiten Konsequenzen nach sich
gezogen hätte, die er nicht verantworten konnte und wollte. »Soll ich noch
etwas irgendwohin tragen?«, erkundigte er sich mit ungerührter Stimme und
machte ein paar Schritte weg von ihr.
    Innerlich
zitternd, lehnte sich Jessica an die Truhe. Sie brauchte Abstand. »Mrs.
MacKenzie möchte diese Spielkommode gleich mitnehmen. Sie holt gerade ihren
Wagen, um direkt vor der Ladentür zu parken. Macht es Ihnen was aus, die
Kommode rauszutragen und in den Kombi zu heben?«
    »Nein.«
    Sie deutete
schweigend auf das entsprechende Möbelstück und rührte sich erst wieder, als
Slade damit durch die Tür war. Dann erlaubte sie sich, tief und ausgiebig
durchzuatmen. Das war kein Mann, bei dem eine Frau die Kontrolle über sich
verlieren durfte, ermahnte sie sich. Er würde weder zärtlich noch besonders
freundlich mit ihr umgehen. Sie legte die Hand flach auf die Truhe, um die
Spannung zu lösen, die ihre Hand verkrampfte. Das nächste Mal lässt du es erst
gar nicht zu so einer Situation kommen, beschwor sie sich.
    Es ist die
Art, wie er mich ansieht, so als ob er meine Gedanken lesen könnte. Sie fuhr
sich mit zitternden Fingern durchs Haar. Dabei weiß ich nicht einmal selbst,
was ich den ke, wenn er mich so ansieht, wie sollte er es dann wissen? Und
trotzdem ... und trotzdem raste ihr Puls immer noch wie verrückt.
    Als sich
die Ladentür wieder bimmelnd öffnete, hatte sie sich noch keinen Zentimeter

Weitere Kostenlose Bücher