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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
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einen verschwörerischen Blick zu. »Gut, wenn
man weiß, wie man die Frauen behandeln muss. Hi, Michael. Willkommen in der
Heimat.« Er kramte in seiner Tasche und brachte ein zerdrücktes Päckchen
Zigaretten zum Vorschein. Als er sich nach Streichhölzern umsah, fiel sein
Blick auf den Sekretär. »Heh, wo kommt der denn her?«
    »Ein Stück
von Michaels Beute, auf das ich bereits Ansprüche angemeldet habe«, erklärte
Jessica und reichte ihm seinen Kaffee. »Du kannst dich nächste Woche mit der
Buchhaltung amüsieren.«
    »Am
Montag«, sagte er mit Nachdruck und musterte den Sekretär. »Queen-Anne.«
    »Entzückend,
nicht wahr?« Sie reichte Slade eine Tasse und trat dann vor den Sekretär. Dann
schlug sie die Klappe hoch und zeigte David das Innenleben des Möbels.
    Slade
verspürte plötzlich ein Prickeln im Nacken. Die Spannung im Raum verdichtete
sich – er spürte es ganz deutlich. Er
wandte den Blick von Jessica ab und beobachtete die beiden Männer. Michael goss
Milch in seinen Kaffee. David hatte inzwischen Streichhölzer gefunden. Mit
einem kurzen Achselzucken dachte Slade, dass er schon die Flöhe husten hörte.
    »Warte
erst, bis du den Rest siehst«, sagte Jessica zu David, während sie sich wieder
aufs Sofa setzte. »Michael hat sich diesmal wirklich selbst übertroffen.«
    Slade ließ
die Unterhaltung an sich vorbeiziehen und antwortete nur knapp, wenn jemand
eine direkte Frage an ihn richtete.
Sie vergötterte den Burschen, stellte er fest. Das erkannte er
an der Art, wie sie ihn neckte, ihm in gespieltem Ernst Vorschriften machte und
ihn bemutterte. Slade erinnerte sich an
ihre Bemerkung, dass sie sich immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht
hätte. In David hatte sie offenbar einen Ersatz gefunden. Wie weit würde sie gehen,
um ihn zu decken? Bis zum bitteren Ende, schoss es ihm durch den Kopf.
Wenn er einen unumstößlichen Eindruck von Jessica Winslow gewonnen hatte, dann
war es ihre absolute Loyalität.
    Ihre
Beziehung zu Michael war weniger genau umrissen. Sollten sie tatsächlich ein
Liebespaar sein, dann, stellte Slade fest,
nahm sie die Sache wohl nicht sonderlich ernst. Irgendwie konnte er sich aber
nicht vorstellen, dass Jessica leichtfertig mit Intimitäten umging.
Leidenschaftlichkeit, dachte Slade wieder. Dieser kleine, schlanke Körper beherbergte
eine glühende Leidenschaftlichkeit. Falls Michael tatsächlich ihr Liebhaber
sein sollte, hätte Slade Anzeichen dafür in diesem Kuss sehen müssen, den sie
an der Tür getauscht hatten.
    Während
Slade diesem Gedanken nachhing, wanderte sein Blick unweigerlich zu ihrem Mund.
Er war weich und nicht geschminkt. Er bildete sich ein, aus zehn Metern
Entfernung dessen Geschmack auf der Zunge zu spüren. Langsam und unaufhaltsam
wurde er von einem starken Verlangen erfasst – dem ein dumpfer, hämmernder
Schmerz folgte, der ihm völlig unbekannt war. Wenn er sie haben könnte, nur
ein Mal, würde dieser Schmerz verschwinden, redete Slade sich beinahe
erfolgreich ein. Einmal musste er diese seidenweiche Haut berühren, diese
Leidenschaft auskosten, und dann wäre er frei von ihr. Er musste sich von ihr
befreien.
    Jessica
streifte Slade nur mit einem kurzen Blick und schon hielt er sie mit seinen
Augen fest. Sie waren wie Gefängnistore, die sich hinter ihr schlossen. Sie
spürte, wie er sie in seinen Bann zog – es war ein so körperliches Gefühl, als
hätte er sie bei der Hand genommen. Sie ließ sich nicht ziehen. Er ist wie
Treibsand, ermahnte sie sich. Du kommst nie wieder heraus, wenn du diesen
letzten Schritt wagst. Und dennoch reizte sie das Risiko.
    »Jessica?«
    Michael
nahm ihre Hand, durchbrach ihre Gedanken. »Hmm, ja?«
    »Wie wär's?
Sollen wir heute Abend in dieses kleine Restaurant oben an der Küste zum Essen
gehen?«
    Seine
ruhigen, vertrauten, grünen Augen lächelten sie an. Jessica spürte, wie ihr
Puls sich normalisierte. Das war ein Mann, den sie verstand. »Ja, gern.«
    »Und mach
dir keine Gedanken, wenn es spät wird«, warf David ein. »Ich schmeiße den Laden
morgen schon allein; du bleibst zu Hause.«
    Jessica hob
ob dieser Bevormundung energisch die Brauen. »Ach, wirklich?«
    David
quittierte ihren rüden Tonfall mit einem Schnauben. »Dann mal los, Miss
Radcliffe«, meinte er an Slade gewandt. »Sie vergisst immer, dass ich sie schon
kannte, als sie zwölf war und eine Zahnspange trug.«
    »Werd bloß
nicht frech, mein Lieber, sonst schick' ich dich wieder ins Bett«, drohte sie
ihm mit

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