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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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überlegte er kurz. A23 oder A7, entschied sich dann aber instinktiv für die
A7 und bog ab, was sich bei der nächsten Verkehrsdurchsage als richtige Entscheidung
erwies, denn auf der A23 hatte es zwischen Albersdorf und Schafstedt einen Unfall
gegeben. Die Autobahn war daher aufgrund von Bergungsarbeiten bis auf weiteres gesperrt.
    Er fuhr zügig
über die B 199 Richtung Flensburg. Das Wetter war herrlich. Die Sonne strahlte von
einem wolkenlosen Himmel und draußen war es richtig warm. Auf den Feldern links
und rechts der Straße wechselten sich blühende Rapsfelder mit Fennen voller Rinder
oder Pferde ab. Der Sommer war nicht mehr fern.
    Doch Dirk Thamsen hatte dafür kaum
einen Blick übrig. In Gedanken war er bei dem gestrigen Gespräch mit seinem Chef.
Die Neuigkeit über den vorzeitigen Ruhestand von Rudolf Lange war schon ein Schock
an sich gewesen. Aber warum hatte er ausgerechnet ihn als seinen Nachfolger vorgeschlagen?
Irgendwie machte ihm das Angst. Konnte er wirklich eine Dienststelle leiten? Und
vor allem, wollte er das überhaupt? Wie würden seine Kollegen reagieren? 
    Die Stelle als Leiter bedeutete
eine Menge Verantwortung und wenn er die Argumente seines Chefs bezüglich dessen
Aufhörens berücksichtigte, war es keine gute Idee, den Job zu übernehmen. Außerdem
würde das heißen, er hätte wesentlich weniger Zeit für seine Kinder. Und das ausgerechnet
jetzt, wo seine Mutter aufgrund des Zustands seines Vaters als Unterstützung praktisch
ausfallen würde. Schlimmer noch. Magda Thamsen würde seine Hilfe benötigen und die
würde er ihr auf jeden Fall geben wollen.
    Er schüttelte seinen Kopf in Gedanken.
Er konnte zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich die Leitung der Dienststelle übernehmen.
Warum hatte Rudolf Lange nicht warten können, bis er regulär in Rente ging? Bis
dahin wären seine Kinder aus dem Gröbsten heraus gewesen und die Versorgung seines
Vaters hätte sich auch geklärt gehabt. So sah er sich gezwungen, den Job, auf den
er eigentlich immer spekuliert hatte, eine Chance, die sich ihm vermutlich nicht
noch einmal bieten würde, absagen zu müssen.
    Auf der A7 hatte er nicht durchgehend
freie Fahrt. Immer wieder stockte der Verkehr, weil es eine Baustelle gab oder jemand
mit 80 km/h auf der linken Spur einen LKW überholte. Als er die Hochbrücke über
den Kanal passierte, war es bereits Viertel vor zehn.
    Zum Glück hatte er gleich seinen
Anzug angezogen und musste sich nicht noch umziehen. Wenn nur sein Deo nicht versagte,
denn aufgrund des Zeitdrucks kam er gehörig ins Schwitzen. Sein Hemd war unter den
Achseln und am Rücken bereits nass.
    Kurz vor Hamburg kam der Verkehr
erneut ins Stocken. Ein LKW hatte die Höhenkontrolle am Elbtunnel ausgelöst. Sofort
stauten sich die Wagen. Er überlegte kurz, bereits in Schnelsen abzufahren, aber
er kannte sich zuwenig aus. Vermutlich würde es ihn mehr Zeit kosten, sich bis Altona
durchzufragen, anstatt abzuwarten, bis der Stau sich auflöste und der Wegbeschreibung
Marlene Schumanns zu folgen. Sie hatte ihm handschriftlich aufgemalt, wie das Standesamt
in Altona zu finden war. Über der Zeichnung stand in geschwungenen Buchstaben: Trauung
Tom Meissner und Marlene Schumann, 12. Mai 2000, 11:00 Uhr.
    Eigentlich
merkwürdig, warum sie sich noch nicht duzten. Dabei hatte er das Gefühl, sie sehr
gut zu kennen. Außerdem war er ihr Trauzeuge. Da passte ein förmliches Sie sowieso
nicht.
    Natürlich hatte
er sich gewundert, als sie ihn fragte, ob er sie zum Traualtar geleiten würde. Ihre
Argumente, mit denen sie ihre Frage begründet hatte, waren überzeugend gewesen.
Und sie hatte recht, kaum einem war ihre Freundin Heike wahrscheinlich besser bekannt
als ihm. Außer natürlich Marlene selbst.
    Er mochte sie.
Vielleicht würde sich ja heute die Gelegenheit geben, das förmliche Sie abzulegen
und zum freundschaftlichen Du überzugehen. Vorausgesetzt, er kam rechtzeitig zur
Trauung.
    Vor ihm bewegte sich allerdings
gar nichts. Ob es zusätzlich noch gekracht hatte? Die Höhenkontrolle allein konnte
doch wohl kaum solch ein Chaos auslösen. Er stieg aus, stellte sich auf die Bodenleiste
an der Fahrerseite und versuchte festzustellen, was der Grund für diesen ewig langen
Stau war. Doch er konnte nichts ausmachen und ein Blick auf die Uhr verriet ihm,
viel Zeit blieb nicht mehr.
    »Mist«, fluchte er und stieg wieder
in den Wagen. »Hier bewegt sich aber auch gar nichts!«
     
    »Wo Thamsen bloß bleibt?«, flüsterte Haie Tom zu. Sie

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