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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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den Plastiksack fühlte. Kurz blickte er in die Richtung, in der Tom und
Marlene warteten, holte tief Luft und riss ein kleines Loch in den Sack.
    Haare quollen ihm entgegen. Viele Haare. Ein Fell. Er lachte
befreit. Die Freunde kamen näher und blickten nun ebenfalls in das Loch
hinunter. Tom starrte zunächst ungläubig in die kleine Grube, doch Marlene fing
sofort zu kichern an.
    Jemand hatte seinen Hund
heimlich vergraben. Und sie hatten gedacht, der Mann hätte eine Leiche
verscharrt. Die Erleichterung stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben.

     
    Dirk Thamsen war früh dran. Er hatte sich mit
seiner Exfrau zum Essen beim Griechen verabredet, wollte in aller Ruhe mit ihr
über die Kinder sprechen.
    Er wählte einen Tisch in der Nähe der Tür, bestellte ein Bier
und blickte sich um. Das Lokal war bereits gut besucht.
    Kurze Zeit später erschien Iris. Zum Glück war sie allein. Er
hatte befürchtet, sie könnte ihren neuen Freund mitbringen, als Verstärkung
sozusagen. Doch als er ihren leicht glasigen Blick wahrnahm, wusste er, dass
sie eine Verstärkung nicht benötigte. Sie hatte sich lieber reichlich Mut
angetrunken. Kaum hatte sie sich hingesetzt, begann sie bereits, zu streiten.
    »Du hast kein Recht, mir die Kinder wegzunehmen!«
    Er blieb ruhig, wusste er Timo und Anne momentan doch in sehr
guter Obhut. Dass er sich jedoch so wenig beeindruckt zeigte, machte sie
rasend. Wütend schleuderte sie ihm eine Gemeinheit nach der anderen an den
Kopf. Als sie lauthals über seine nach ihrer Ansicht jämmerlichen Bettkünste
lästerte, wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Die Gäste von den
Nachbartischen verfolgten interessiert ihre Ausführungen über seine angebliche
Impotenz.
    Er spürte Wut in sich aufsteigen. Ihm wurde heiß. Das Blut
rauschte in seinen Ohren.
    »Schluss jetzt!«, schrie er plötzlich und sprang auf.
    Er packte sie am Arm, zerrte sie aus der Gaststätte. Sie war
völlig überrascht, wehrte sich nicht.
    »Ich will dich nicht mehr sehen!«, zischte er ihr zu. »Und
wenn du deine Kinder treffen willst, wende dich ans Jugendamt!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zurück in
den Gastraum.
    »Einen Ouzo, bitte!«
    Er setzte sich an den Tresen und beobachtete den Wirt dabei,
wie er die klare Flüssigkeit in das Glas eingoss.
    Der Schnaps rann wohlig warm seine Kehle hinab. Er holte tief
Luft. Jetzt ging es ihm besser. Er nickte dem Besitzer der Taverne zu und ließ
sich bereitwillig ein weiteres Glas einschenken.

     
    Als Marlene und Tom das griechische Restaurant
in der Uhlebüller Straße betraten, saß Kommissar Thamsen immer noch am Tresen.
Sie hatten keine Lust zum Kochen gehabt und waren spontan in die Taverne
gefahren. Marlene hatte zuerst der Sinn nicht so sehr danach gestanden, aber
Tom hatte sie überreden können.
    »Ist das nicht der Kommissar?«, fragte sie, als sie durch den
Gastraum gingen und nach einem freien Tisch Ausschau hielten.
    Er nickte und grüßte flüchtig den Mann, der sich an einem
Bierglas festhielt, welches ganz offensichtlich nicht sein erstes war.
    Sie wählten einen Platz in einer gemütlichen Nische. Der Wirt
kam, brachte die Speisekarten und zündete die Kerze auf dem Tisch an. Marlene
blätterte unschlüssig in der Karte, ihr Blick wanderte immer wieder zu dem
Kommissar, der mit zusammengesackten Schultern am Tresen saß.
    »Was meinst du, ob er auch Kummer hat oder ob ihn der Fall so
mitnimmt?«
    Er drehte sich leicht um. Eigentlich müsste ein Polizist ja
daran gewöhnt sein, obwohl – konnte man sich an Mord und Verbrechen überhaupt
jemals gewöhnen? Und wie häufig kam es hier in der Gegend schon vor, dass
jemand ermordet wurde? Sicherlich nicht allzu oft. Verständlich, wenn ihn das
mitnahm. Die Gegend und die Leute waren hier ziemlich friedlich. In einer
Kleinstadt oder auf einem Dorf ging man eben doch anders miteinander um als in
einer Großstadt. Hier kannte jeder jeden und man achtete aufeinander, verspürte
so etwas wie Verantwortung gegenüber dem Nachbarn. Da passierten halt auch
weniger Verbrechen.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Vielleicht geht es ihm nicht gut.«
    Geradezu in derselben Sekunde, in welcher er den Satz
ausgesprochen hatte, gab es ein lautes Gepolter.
    Erschrocken blickten die
Gäste hinüber zum Tresen.
    Der Kommissar war einfach vom Barhocker gefallen.
    Tom stand sofort auf und half ihm, während alle anderen das peinliche
Schauspiel nur

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