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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Ruft den Ziegler an«, beschied er knapp und meinte damit den Leitenden Oberstaatsanwalt in Ulm.
    Linkohr versprach, dies sofort zu tun. »Noch was«, fügte er an, »es hat da einen Anruf auf das Handy des Toten gegeben. Und Sie werden es nicht erraten, woher.«
    Häberle hatte jetzt keine Lust auf ein Ratespiel, weshalb er einigermaßen ungeduldig erwiderte: »Sie werden es mir ja gleich sagen.«
    »Aus China. Von einem Handy, das auch auf unseren Chinesen aus Naturns registriert ist.«
    »Ach.« Häberle suchte nach einer logischen Erklärung – doch ihm fiel keine ein. Er musste sich jetzt auf das Gespräch mit dem Staatsanwalt in Bozen vorbereiten. Vielleicht konnte sich der einen Reim drauf machen.
     
    Fludium hatte sich wieder in Akten vertieft und eine Tasse starken Kaffee danebengestellt. Von den Mobilfunkgesellschaften waren jede Menge Verbindungsdaten und Adressen gekommen. Seit es Handys gab, wurde bei nahezu allen Fällen geprüft, welche Geräte sich im Bereich der Tatorte eingeloggt hatten. Häufig war dies jedoch angesichts der Fülle von Daten eine wahre Knochenarbeit, sich durch die langen Auflistungen zu arbeiten. Dennoch stießen die Kriminalisten dabei nicht selten auf Merkwürdigkeiten.
    Am meisten interessierten Fludium die Kontakte, die in den letzten Tagen mit dem Handy des Zugtoten zustande gekommen waren. Er besah sich die lange Liste, die jedoch nur aus Nummern bestand. Wie immer. Er würde jede einzelne prüfen und einem Namen zuordnen müssen. Während er die Liste überflog, fiel ihm eine einzige Vorwahlnummer auf: 008610. Auch das musste herausgefunden werden.
    Fludium hatte sich noch am Mittwochmittag mithilfe des Staatsanwalts die richterliche Verfügung eingeholt, alle Handydaten erheben zu dürfen, die während der Fahrt des ICE über die Geislinger Steige im dortigen Bereich registriert worden waren. Die Mobilfunkbetreiber konnten das Gebiet einer einzigen Funkzelle zuordnen, von der aus das enge Rohrachtal versorgt wurde. Fludium staunte jedoch, als er die Liste der eingeloggten Handys sah: Insgesamt waren es 367 Stück. Ihm wurde klar, dass sich allein in dem vorbeigefahrenen ICE sehr viele Geschäftsreisende befanden, von denen mit Sicherheit jeder ein Gerät bei sich trug. Aber auch ganz normale Passagiere waren heutzutage kaum noch ohne Handy unterwegs. Hinzu kam, dass auf der Bundesstraße 10 gleichfalls viele Mobiltelefone vorbeigefahren wurden.
    Der Kripobeamte seufzte in sich hinein. Er stellte zufrieden fest, dass die Aufstellung so aussah wie die vielen anderen, die er in den vergangenen Jahren durchforstet hatte. Man konnte daraus entnehmen, welche Geräte nur passiv eingeloggt waren und von welchen gerade ein Gespräch geführt worden war. Von den jeweils anderen Gesprächspartnern waren nur die Nummern aufgeführt. Bis jede einzelne überprüft und der dazugehörende Name herausgefunden sein würde, würden Tage vergehen, dachte Fludium und überflog die Zahlen. Die meisten waren mit 0049 gekennzeichnet, waren also innerdeutsche Gespräche. Der Kriminalist besah sich die folgenden Ziffern, um Verbindungen in die nähere Umgebung herausfinden zu können. Beim flüchtigen Betrachten stieß er auf sechs Vorwahlnummern, die in den Nahbereich führten: Sie wiesen nach der Länderkennzahl die 73 auf. Zweien davon folgte eine 1. Klar, erkannte Fludium: 0731 – für Ulm. Aber das musste nichts bedeuten.
    Auf einem anderen Zettel hatte er sich jene Nummer notiert, die auf dem Handy des Toten stand, als dieser Anruf gekommen war. Die Mobilfunkgesellschaft hatte mithilfe des Ulmer Staatsanwalts erfreulicherweise unbürokratisch reagiert und ihm sofort sagen können, dass das Gerät des Anrufers auf einen Chinesen in Naturns zugelassen war, sich derzeit aber in China eingeloggt hatte. Wo genau dort, das werde noch geprüft, hieß es. Man habe bislang nur die Fernleitung zurückverfolgen können.
    Fludium fasste einen Entschluss.
     

24
    Der Mann, der sich auf dem Rücksitz des Taxis niedergelassen hatte, war für chinesische Verhältnisse geradezu hünenhaft. Hocke drehte sich irritiert zu ihm um, doch in dem spärlichen Licht, das von der beleuchteten Fassade des Restaurants ins Wageninnere drang, konnte er von den Gesichtszügen nichts erkennen. Der Mann sagte ein paar Worte auf Chinesisch, worauf der Chauffeur mit einigen knappen Lauten antwortete und sich anschließend lächelnd seinem Nebensitzer auf Englisch zuwandte: »The same route like you.« Hocke verstand. Der

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