Notlösung vorgesehen
später bereits zu spät sein konnte. Dennoch mußten wir das Risiko eingehen.
»Raffiniert«, bemerkte Hannibal, als wir uns zurückzogen und einen anderen Weg zu unserem Ziel suchten. »Wenn erst einmal so ein Materialvernichter aktiviert worden ist, dann frißt er Materie in sich hinein und wandelt diese in Energie um. Er stopft sich förmlich damit voll, bis er restlos gesättigt ist. Dann gibt er diese Energie an seine schlafenden Brüder weiter und macht diese damit munter. Diese fressen Materie in sich hinein …«
»Seien Sie doch still«, bat Casaceli nervös. »Ich glaube, da war etwas.«
Ich spürte, daß er recht hatte. Irgend etwas befand sich in unserer Nähe. Die Bedrohung war körperlich fühlbar.
Hannibal blieb stehen und drückte sich in eine Nische zwischen zwei Kisten, die ihn weit überragten. Ich deckte ihn mit meinem Körper ab. Casaceli brauchte nicht zu sehen, wie die Augen des Kleinen glasig wurden.
Sekunden später seufzte dieser bereits auf.
»Verdammt, Großer«, sagte er leise. »Da ist etwas, aber ich erwische es nicht richtig.«
Ich wollte mich ebenfalls auf eine telepathische Sondierung konzentrieren, als zwei Kisten vor uns umgekippt wurden. Matteo Casaceli konnte noch rechtzeitig zurückspringen. Dann stürzten sie krachend vor ihm auf den Boden und verfehlten ihn nur knapp.
Der Kleine und ich schnellten uns zu den Seiten weg, bevor wir eigentlich erkennen konnten, was geschah. Keinen Sekundenbruchteil zu früh, denn plötzlich wirbelte ein unförmiger Gegenstand durch die Luft. Er kam dort herab, wo wir beide eben gestanden hatten.
Ich setzte mit einem weiten Sprung über einen flachen Container hinweg und blickte von oben auf eine unförmige Gestalt herab, die fünf Meter tiefer aus einem Spalt hervorkroch, der sich in der Verpackung eines riesigen Behälters gebildet hatte. Als sie sich aufrichtete, befand sich der völlig kahle Kopf nur noch knapp zwei Meter unter mir. Das bedeutete, daß dieses Wesen gut drei Meter groß war.
Es hatte eine absolut humanoide Gestalt und war völlig unbekleidet. Wir blickten uns starr in die Augen. Ich entdeckte keinerlei Spuren von Intelligenz bei dem Riesen. Meine telepathischen Fühler stießen ins Leere, so als ob der andere gar nicht vorhanden gewesen wäre.
Und doch war er da.
Er brüllte wütend auf, ließ sich in die Knie sinken und sprang senkrecht in die Höhe. Ich fuhr zurück. Die mächtigen Hände krallten sich um die Kante des Containers, auf dem ich stand.
»Was ist das für ein Riesenbaby?« fragte Hannibal. Er glitt an mir vorbei, hüpfte spielerisch leicht in die Höhe und ließ sich mit beiden Füßen auf die Fingerspitzen des Nackten herabfallen. Ein geradezu tierisches Geschrei war die Antwort auf diesen Angriff. Unglaublich schnell fuhr eine der beiden tatzenähnlichen Klauen auf den Kleinen zu, der jedoch glänzend reagierte und früh genug auswich.
»Verdammt, was machen wir mit ihm?« fragte Utan, als wir uns langsam zurückzogen.
Der Riese kroch über die Kante hoch. Die Augen quollen ihm leicht aus den Höhlen. Wiederum versuchte ich, ihn telepathisch zu erfassen.
Er war nicht mehr als ein Tier im Körper eines Menschen.
Schnaufend richtete er sich vor uns auf. Wir hatten einen Spalt zwischen zwei Behältern erreicht, die beide etwa zwanzig Meter hoch waren. Selbst dieses Wesen mit seinen vermutlich titanischen Kräften konnte sie nicht zur Seite schieben. Der Spalt aber war so schmal, daß es uns auch nicht zu folgen vermochte.
Es näherte sich uns und versuchte, uns mit ausgestrecktem Arm zu erreichen.
»He, laß das«, sagte Hannibal. Er schlug dem Riesen mit dem Laufgitter seiner Thermorak auf die Finger.
»Wo ist Casaceli?« fragte ich.
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