Notlösung vorgesehen
das einzige Gebäude des Stützpunkts, das frei und ungedeckt lag. Es war ein schmuckloses Hochhaus, dem in einem Flachbau die Laboratorien vorgelagert waren. Starke MA DE-Verbände sicherten es nach allen Seiten hin ab.
Unsere Maschine landete direkt vor dem Haupteingang, wo wir von mehreren Offizieren erwartet wurden. Als wir ausstiegen, kam uns Marschall Primo Zeglio, der Chef des Militärischen Abwehrdienstes EURO, entgegen. Er trug einen eleganten Pelzmantel, der ihn gegen den eisigen Wind schützte, der von Westen her wehte. Und auch seine Kopfbedeckung paßte ganz zu dem Bild des stets nach dem letzten Chic der Herrenmode gekleideten Mannes aristokratischer Abstammung. Hannibal war allerdings davon nicht zu beeindrucken.
»Oho«, hörte ich ihn murmeln, als wir auf den Haupteingang zu eilten. »Pomaden-Heini persönlich.«
Marschall Zeglio begrüßte General Reling mit Handschlag. Für seine Begleitung hatte er nur eine angedeutete Verbeugung übrig. Dafür kam er gleich zum Thema, und das war mir lieber.
»Sie wissen, daß alle antarktischen Forschungsstationen und auch die ersten Städte der Menschheit am Rande des ewigen Eises geräumt wurden, als die Nachschubgüter vom Versorgerplaneten Alpha-sechs diese Zone der Erde unbewohnbar machten«, führte er aus, als wir in einen Lift stiegen. Wir mußten eng aneinanderrücken, da sowohl General Reling als auch unser nicht weniger schwergewichtiger Dr. Framus G. Allison erheblichen Platz beanspruchten. »Dr. Sven Thomasson war einer der wenigen Wissenschaftler, die später in das Gebiet zurückkehrten und dort erneut Forschungsaufgaben durchführten. Leider gehörte es zu seinen Eigenarten, daß er sich nur äußerst selten meldete. Es ist häufig genug vorgekommen, daß er auf Funkanrufe tagelang nicht antwortete, weil er in seinen Arbeiten nicht gestört werden wollte. Wissenschaftler haben so ihre Eigenarten.«
Er warf Dr. Samy Kulot einen schwer zu deutenden Blick zu, den der Para-Mediziner jedoch souverän überging.
»Das war auch der Grund dafür, daß Dr. Thomasson allmählich zu einer kaum noch beachteten Institution wurde. Ihn hat eigentlich niemand vermißt. Jetzt, nachdem er so überraschend aufgetaucht ist, hat man nach seinem Team gesucht. Es ist verschwunden, meine Herren. Spurlos.«
»Wie viele waren es?« fragte Reling.
»Vierzehn Männer und Frauen insgesamt. Aber sie sind nicht die einzigen.«
Wir verließen die Liftkabine. General Reling blieb stehen.
»Wie ist das zu verstehen?« fragte er.
»Nun, viele Menschen haben sich nicht damit einverstanden erklärt, evakuiert zu werden. Trotz aller Bemühungen, die wir anstellten, müssen wir davon ausgehen, daß sich wenigstens ein- bis zweihundert Männer und Frauen unseren Räumungskommandos entziehen konnten.«
»Und das sagen Sie erst jetzt?« fragte Reling mit einer Stimme, die nichts Gutes verhieß.
»Wir haben das Gebiet ständig überwacht«, entgegnete Marschall Zeglio besänftigend. »Die Freien konnten nichts anstellen, was uns aufgefallen wäre.«
»Schon gut«, erklärte Reling, aber ich hörte ihm an, daß er keineswegs besänftigt war. Da hatten wir das Versorgungsgebiet mit allergrößten Mühen abgeschirmt, weil wir auf jeden Fall verhindern mußten, daß es durch eine falsche Behandlung des Materials zu einer Katastrophe kam. Doch in dem von uns nicht überwachten Gebiet war der Schlendrian eingerissen. Man hatte von mehr als hundert Menschen gewußt, die sich zwischen dem Marsmaterial herumtrieben, aber man hatte keine hundertprozentige Säuberung durchgeführt. Damit waren alle anderen
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