Notlösung vorgesehen
Hinhalte-Manöver, mit denen die anderen Zeit herausschinden wollen. Sie sind noch nicht soweit, wie sie gern sein möchten, sonst hätten sie längst härter und entschlossener zugeschlagen oder sich irgendwo vergraben.«
Dr. Framus G. Allison gesellte sich zu uns. Er hatte die letzten Worte gehört. Gestikulierend lehnte er sich gegen die Fensterbank.
»Sie haben vollkommen recht«, sagte er zu Reling. »Die Fremden bluffen ganz gewaltig. Sie wollen uns vortäuschen, daß sie die marsianische Technik perfekt beherrschen. Sie tun alles, um Zeit zu gewinnen. Sie haben ihren eigentlichen Trumpf noch nicht in der Hand.«
»Tröstlich zu hören«, entgegnete Reling. »Können Sie uns auch schon verraten, was ihr Trumpf ist?«
»Ich kann nur vermuten.«
»Dann vermuten Sie endlich.«
»Irgendwo in der Südpazifik-Antarktis-Zone haben die Fremden einen Stützpunkt eingerichtet. Sie befinden sich mitten in den Materialmassen, die vom Mars-Versorger Alpha-sechs hierher abgestrahlt worden sind«, führte der Australier aus. »Ihr Plan kann nur sein, strategisch wichtige Maschinen zu aktivieren und mit ihrer Hilfe einen Brückenkopf einzurichten, der uneinnehmbar für uns ist.«
»Dazu gehören eine Menge Leute«, wandte Hannibal ein.
»Fallen Sie nicht vom Stuhl«, erwiderte Allison, und ein seltsamer Schatten fiel auf sein rotwangiges Gesicht. »So etwas läßt sich produzieren.«
»Läßt sich das?« fragte Hannibal ironisch. »Wie denn?«
»Das ist eine Frage, die wir noch nicht beantworten können.«
»Das ist eine verdammt hübsche Wendung, Framus. Damit können Sie alles behaupten, ohne daß man Sie festnageln kann«, protestierte der Kleine. Ich bemerkte, wie sich seine Augen verdunkelten, und ich konnte mir denken, was er angesichts einer Aussage empfand, wie Dr. Allison sie gemacht hatte. Menschen lassen sich nun einmal nicht so ohne weiteres »produzieren«. Oder doch?
»Was haben Sie, MA-23?« fragte der Australier erstaunt. Er faltete die Hände vor seinem mächtigen Leib. »Denken Sie doch an die Ereignisse auf der Venus. Standen Ihnen da nicht drei Frauen gegenüber, die von den Soghmolern im wahrsten Sinne des Wortes produziert worden waren? Sie haben sie für Terranerinnen gehalten.«
»Wir haben es hier nicht mit Soghmolern zu tun«, protestierte ich, spürte aber, auf welch schwachen Füßen meine Worte standen.
»Haben wir nicht?« fragte Dr. Allison. »Wer sagt denn das? Nur weil wir uns einbilden, Soghmoler könnten die Erde nicht erreicht haben, wollen wir diese Möglichkeit von vornherein ausschalten? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Thor.«
»Okay, Framus, ich gebe zu, daß Sie recht haben können«, lenkte ich ein.
»Ihre Theorie hat etwas für sich«, sagte Reling. Er deutete auf die Reste des Schuppenwesens. »Das Ding da könnte im Labor hergestellt worden sein.«
»Es ist eine Züchtung«, bekräftigte Dr. Allison so nachdrücklich, als habe er ein gutes Dutzend Beweise in der Tasche. »Und es ist ein Ding, das voller Probleme für die Gegenseite steckt.«
»Warum?« fragte ich, obwohl ich bereits ahnte, was er sagen wollte. Er fuhr sich mit beiden Händen über das blonde Stachelhaar.
»Das liegt doch auf der Hand, Thor«, bemerkte Dr. Samy Kulot, unser Para-Mediziner, der in diesem Moment zu uns kam.
»So, wirklich?«
»Allerdings. Die Fremden haben durch diesen Bio-Roboter mit Ihnen gesprochen, als sie auf Ihren Bluff reagierten. Und sie haben den Teil zerstört, der noch unvollkommen ist, und den sie mit aller Macht verbessern wollen.«
Das war es! Genau das hatte ich befürchtet.
»Sie wissen, was ich meine«, sagte Kulot erbarmungslos. Der Chirurg lächelte auch jetzt, und in seinem
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