Notlösung vorgesehen
vollkommen verwertet worden sind. Ande ren, wie etwa auch Dr. Thomasson, hat man immer nur kleine Teile entnommen, um so die Körper möglichst lange am Leben zu erhalten.«
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Welch eiskalte Planung steckte hinter den Vorgängen in der Antarktis! Hier zeigte sich in aller Deutlichkeit, wie groß die Unterschiede in der Mentalität zwischen uns und den Marsianern tatsächlich waren.
›Sei nicht voreilig, Großer. Vielleicht denken wir auch ganz anders, wenn wir einen hundertjährigen Krieg hinter uns haben‹, bemerkte Hannibal, der mich telepathisch belauscht hatte.
›Ich habe die Marsianer nicht verurteilt, sondern nur eine Feststellung getroffen.‹
›Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen, Großer.‹
›Habe ich das getan?‹
Er grinste nur.
»Das Verhalten der Soghmoler und der Robotik zeigt, daß man sein Ziel noch nicht erreicht hat. Noch kann man nicht hemmungslos auf biologisches Frischmaterial zurückgreifen«, fuhr Reling fort.
» Frischmaterial? « fragte ich unbehaglich.
»Das ist eine Wortfindung PLATOS«, erklärte er.
Er blickte uns an.
»Die Konsequenzen sind klar«, eröffnete er uns, was wir bereits erwarteten. »Sie werden versuchen, nach bewährter Einsic kerungstaktik in den Stützpunkt zu kommen und dem grausamen Spiel dort ein Ende zu bereiten.«
»Welche Rolle werden wir spielen?« fragte ich.
»Sie werden als Mitarbeiter Dr. Nang-Tais auftreten.«
»Die gelten als erledigt, Sir«, erwiderte ich überrascht.
»Sie sitzen auf dem Mond ein. Deshalb werden Sie und MA- 23 von dort ausbrechen. Über Welt-TV werden wir eine Diskussion darüber entfachen lassen. Es wird einen kleinen Skandal geben. Die Weltöffentlichkeit wird befremdet feststellen müssen, daß Dr. Nang-Tais Anarchistengruppe größer gewesen ist, als wir bisher zugegeben haben. Und man wird sich darüber empören, daß es ihr gelungen ist, das als absolut sicher geltende Mondgefängnis zu verlassen. Weiterhin wird bekannt werden, daß Sie in das Antarktisgebiet geflüchtet sind und daß es Ihnen gelungen ist, zwischen den Bergen von Nachschubmaterial zu verschwinden. Man wird das Schlimmste befürchten, nämlich, daß Sie versu chen werden, Hochenergiewaffen zu aktivieren.«
Er machte erneut eine kleine Pause. In seinen Augen blitzte es unmerklich auf.
»Danach werden wir unsere Hilflosigkeit dokumentieren müssen. Wir werden gestehen müssen, daß wir keinen Großeinsatz wagen können, weil im Antarktisgebiet eine neue Macht entstanden ist, die so etwas mißverstehen könnte.« Seine Miene wurde wieder ausdruckslos. »PLATO hat errechnet, daß die Soghmoler augenblicklich einen Energieschirm errichten werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Das macht Ihre Aufgabe schwierig. Sie werden mit einem Diskusjäger vom Mond fliehen. Bei Ihrer Annäherung an das Einsatzgebiet müssen wir Sie verfolgen. Diese Aktion muß zwangsläufig bei den Soghmolern den Eindruck eines Angriffs erwecken. Deshalb werden wir Sie abschießen, bevor wir das eigentliche Antarktisgebiet erreichen, und uns danach zurückziehen.«
»Prost Mahlzeit«, sagte Hannibal. »Einfach fabelhaft. Man wird uns abschießen. Danach haben die Soghmoler noch etwas mehr Frischmaterial als vorher.«
»Bei Ihnen fällt nicht viel an, MA-23«, erwiderte Reling kühl.
»Mir reicht’s vollkommen.«
»Ich weiß nicht, was Sie haben, Hannibal«, bemerkte Para-Mediziner Dr. Samy Kulot freundlich lächelnd. »Vielleicht kommen Sie auf diese Weise doch noch zu einem ansehnlichen Körper.«
Der Wurzelzwerg schleuderte urplötzlich seinen rechten Schuh auf Samy, der ihm nur ganz knapp
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