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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Krüp­pel­ge­wäch­sen der Tai­ga se­hen. Wahr­schein­lich drück­ten be­reits et­li­che Be­ob­ach­ter auf die Alarm­knöp­fe.
    Dann war es elf Uhr sechs­und­vier­zig.
    We­ni­ge Se­kun­den spä­ter ex­plo­dier­te der mäch­ti­ge Ra­ke­ten­spreng­kopf ei­nes Kampf­ge­schos­ses, das ei­gent­lich erst im frei­en Raum zwi­schen Er­de und Mond fern­ge­zün­det wer­den soll­te. Nie­mand hat­te je­mals ge­nau er­mit­teln kön­nen, wel­che Schalt­feh­ler zu der Ka­ta­stro­phe ge­führt hat­ten. Es muß­te sich um ei­ne Ver­ket­tung von meh­re­ren un­glück­li­chen Zu­fäl­lig­kei­ten ge­han­delt ha­ben.
    Den weit über uns auf­zu­cken­den Glut­ball ge­wahr­ten wir nur auf den Bild­schir­men der Mar­sor­tung. Sie war so phan­tas­tisch durch­kon­stru­iert, daß die da­mit ver­bun­de­nen Au­to­mat­rech­ner die Ur­sa­che der grel­len Leucht­er­schei­nung blitz­ar­tig er­kann­ten und die Hel­lig­keit dros­sel­ten.
    Fil­ter auf Fil­ter wur­de vor­ge­scho­ben. Trotz­dem blieb der im­mer grö­ßer wer­den­de Feu­er­ball von schmerz­haf­ter Hel­lig­keit.
    Schließ­lich wur­de er zu ei­ner künst­li­chen Son­ne – und dann zuck­te die Ver­nich­tung auf den Erd­bo­den hin­ab.
    Die De­to­na­ti­ons­hö­he be­trug knapp ein­und­zwan­zig Ki­lo­me­ter. Hö­her war die drei­stu­fi­ge Ra­ke­te in­fol­ge des na­he­lie­gen­den Start­plat­zes noch nicht ge­we­sen.
    Ein­und­zwan­zig Ki­lo­me­ter gal­ten nicht als idea­le Zünd­hö­he, aber das traf mehr für Bom­ben nor­ma­len Ka­li­bers zu.
    Mit die­ser Waf­fe woll­ten die Rus­sen ih­re ers­te Koh­len­stoff­bom­be tes­ten, die C-Bom­be. Sie war En­de der neun­zi­ger Jah­re bei den Mi­li­tärs groß in Mo­de ge­we­sen, bis man spä­ter be­merkt hat­te, daß die grau­en­haf­te Ver­nich­tungs­strah­lung des C-Man­tels nicht in­ten­si­ver tö­ten und zer­stö­ren konn­te als die nor­ma­le Flut aus Feu­er, Hit­ze, Gam­ma und Druck­wel­len. Das wur­de auch von ei­ner H- Bom­be in aus­rei­chen­dem Ma­ße er­zeugt.
    Der »Punkt Null«, die Zo­ne der to­ta­len Pri­mär­ver­nich­tung, lag sieb­zig Ki­lo­me­ter wei­ter öst­lich. Wir be­fan­den uns in den Rand­ge­bie­ten.
    Trotz­dem feg­te ei­ne über­aus hef­ti­ge, rot­glü­hen­de Druck­wel­le über die­ses Land hin­weg, die je­des Le­be­we­sen, egal ob Mensch, Tier oder Pflan­ze, au­gen­blick­lich ver­nich­te­te oder schwer schä­dig­te.
    Der ko­chend­hei­ße Or­kan tob­te so­gar hier noch mit der­ar­ti­ger Ge­walt, daß es rings­um­her plötz­lich kei­ne Ve­ge­ta­ti­on mehr gab.
    Ich er­blick­te auf den Bild­schir­men der Au­ßen­bord­be­ob­ach­tung lich­ter­loh bren­nen­de Bäu­me und Bruch­stücke je­der Art. Sie ras­ten mit ho­her Ge­schwin­dig­keit da­von, um schließ­lich weit in den Him­mel ge­ris­sen oder hun­dert Ki­lo­me­ter vom Ort des Grau­ens ent­fernt ab­ge­reg­net zu wer­den.
    Erst da­nach kam der Schall. Er war so laut, daß uns bei­na­he die Trom­mel­fel­le platz­ten, ob­wohl wir Oh­ren­schüt­zer an­ge­legt hat­ten.
    Ei­ne zwei­te und drit­te Druck­wel­le, nicht mehr ganz so heiß wie die ers­te, vollen­de­ten das Werk der to­ta­len Zer­stö­rung.
    Se­kun­den spä­ter be­gan­nen un­se­re Gam­ma- und Be­ta­zäh­ler zu ra­sen. »Ti­cken« konn­te man zu die­sem schril­len Pfeif­ge­räusch nicht mehr sa­gen.
    Am Ho­ri­zont wur­de ein un­ge­heu­rer, feu­er­durch­loh­ter Atom­pilz er­kenn­bar. Er wur­de von zahl­lo­sen Ton­nen hoch­ge­ris­se­ner und glut­flüs­sig ge­wor­de­ner Ma­te­rie be­glei­tet.
    Das war das En­de für die neu­en und über­wie­gend ge­hei­men In­dus­trie­an­la­gen im großen Drei­eck zwi­schen Le­na und Wil­juj.
    Es dau­er­te ei­ni­ge Zeit, bis das Grol­len ver­stumm­te und die hef­ti­gen Bo­den­er­schüt­te­run­gen nachlie­ßen.
    Der Pilz stand noch lan­ge am Him­mel, dann ver­weh­te er all­mäh­lich mit den plötz­lich auf­ge­kom­me­nen Or­kan­win­den.
    Der Zeit­de­for­ma­tor hat­te die Ka­ta­stro­phe so mü­he­los über­stan­den, wie das für mar­sia­ni­sche Er­zeug­nis­se selbst­ver­ständ­lich zu sein schi­en. Es wa­ren

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