Notrufsender Gorsskij
Automatiken in Tätigkeit getreten, die selbst David Goldstein bisher niemals zu Gesicht bekommen hatte.
Zehn Stunden später herrschte wieder absolute Ruhe, aber aus dem Himmel regnete der lautlose Tod in der Form von stark verseuchten Staubpartikeln ab. Dieser Staub- und Aschenregen würde wochenlang anhalten. Wir wußten es aus der Geschichte, die infolge unserer Zeitreise für uns Gegenwart geworden war.
Wir saßen in der engen Zentrale zusammen und beratschlagten. Dr. Kulot hatte Karenins Aufforderung, die späteren Mutanteneltern zu liquidieren, energisch abgelehnt. Auch ich hatte den Kopf geschüttelt.
»Kommt nicht in Frage! Noch haben die Leute nichts getan, im Gegenteil. Sie sind durch einen staatlich verursachten Unglücksfall zu kranken und notleidenden Menschen geworden. Sie werden nicht erschossen und – wenn Sie daran gedacht haben sollten – die anderen Überlebenden ebenfalls nicht!«
»Die Betroffenen sind sowieso wenig später in der Strahlung umgekommen, weil sie nicht Orbanows Fachwissen und Geduld besaßen«, beschwor mich der Russe. »Seien Sie doch vernünftig! Die Leute haben viel zu früh die Tiefbunker verlassen. Wir sollten aus dem Grunde keine Hemmungen haben und sofort gewaltsam eindringen, ehe Orbanow vielleicht entkommt.«
»Nein. Menschen brachen aus, weil sie in der Notbeleuchtung und der miserablen Luft fast verrückt wurden und weil sie vor Sorge um ihre Angehörigen in den Wohnblocks beim Atomkraftwerk noch unvernünftiger reagierten. Lassen Sie die Frauen und Männer laufen, Sergej Iwanowitsch! Ich weiß, daß sie durch d ie Strahlung sterben werden. Die Leute haben nicht gewußt, daß Moskau eine Kohlenstoffbombe losließ und daß sie eine tausendfach stärkere Radioaktivität verursachte als eine normale Wasserstoffbombe. Deshalb sind sie nicht nur zu früh aus den Bunkern gekommen, sondern überdies mit unzureichender Schutzkleidung.«
»Trugen sie denn überhaupt welche?« erkundigte sich Hannibal.
»Selbstverständlich«, entgegnete ich grob. »Menschen, die in einem Atomwerk arbeiten, sind damit vertraut. Außerdem haben sie solche Dinge greifbar. Sie werden die harte Strahlung bestimmt angemessen haben, vorausgesetzt, in dem vorgeschobenen Lagerbunker gab es genügend Zählgeräte. Okay, Kleiner, du solltest dich jetzt um die Hirnschwingungen unserer besonderen Schützlinge kümmern. Wir brechen in drei Stunden auf.«
»Draußen erwartet Sie eine Radiohölle schlimmsten Ausmaßes«, warnte Goldstein. »Wollen Sie das riskieren?«
»Wir müssen. Niemand kann sagen, wie lange sich Orbanow und Louiza in den Bunkern aufgehalten haben. Wir wissen lediglich, daß sie zum Zeitpunkt der Explosion dort waren. Wir haben ihre Ankunft beobachtet. Ich gehe kein Risiko ein.«
Karenin warf einige Bilder auf den kleinen Klapptisch. Sein Gesicht wirkte verschlossen. Ich klopfte ihm auf die Schultern.
»Sergej Iwanowitsch, es muß nicht immer sofort geschossen werden! Das sollten Sie begreifen. Die armen Teufel haben schon genug durchgestanden.«
»Aber was haben Sie denn mit ihnen vor?« regte sich der sonst so apathisch wirkende Mann auf. »Ich habe eine Liquidation als selbstverständlich angenommen.«
»Wir werden sie sterilisieren, beide! Damit ist die Nachwuchsfrage gelöst, und sie können das Leben leben, das sie anscheinend neunzehn Jahre lang für erträglich gehalten haben. Vielleicht kehren sie auch in die Zivilisation zurück. Wir werden ihnen unseren gepanzerten Mannschaftswagen zurücklassen.«
Er holte tief Luft und wischte sich über die Stirn. Meine Worte hatten ihm größtes
Weitere Kostenlose Bücher