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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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den Raum betrat.
    „Das
ist ein Galgen!”, stieß sie hervor. „Wieso wird hier ein Galgen aufgebaut?” Sie
konnte nicht glauben, was dort unten im Hof vor sich ging.
    „Na,
für Robin Hood”, erklärte der Diener ganz selbstverständlich. „Heute ist seine
Hinrichtung.”
    „Hinrichtung?”
Sie schrie das Wort voll Entsetzen hinaus. Er hatte doch zugesagt, ihn am Leben
zu lassen und vor ein Gericht zu stellen!
    „Was
ist denn los?”, fragte Eadrics noch schlaftrunkene Stimme aus dem Nebenzimmer.
    Sie
stürzte hinüber, völlig außer sich vor Wut.
    „Wie
kannst du das tun, du verdammter Lügner!”, brüllte sie ihn an.
    Sie
hatte ihm geglaubt! Ihn für einen Menschen mit gutem Herzen gehalten, dem das
Schicksal böse mitgespielt hatte. Sie hatte Mitleid für ihn empfunden, ihn
getröstet in ihren Armen, und war sich so absolut und unumstößlich sicher
gewesen, dass hinter der Maske des harten Sheriffs eine warme Seele verborgen war.
Hatte ihm abgekauft, dass er Zuneigung für sie aufbrachte. So sicher war sie
sich gewesen, dass dies die Wahrheit war und er ihr nichts vorspielte.
    Doch
nun das!
    „Ich
hasse dich, Eadric”, spie sie ihm entgegen, denn genau das fühlte sie in diesem
Augenblick. Maßlose Enttäuschung und blanken Zorn auf ihn, der sie belogen und
betrogen hatte. Vielleicht nicht nur, was die Begnadigung von Robin anbelangte,
sondern auch bei allem anderen. Sicher waren auch seine Gefühle für sie nur
vorgeschoben gewesen, damit sie ihm im Bett zu Diensten war. Nur das hatte er
von ihr gewollt, ausschließlich ihren Körper, sonst nichts. Diese Erkenntnis
brannte wie Feuer in ihrem Brustkorb.
    „Hasse
dich, hasse dich, hasse dich!”, bekräftigte sie und konnte die Tränen nur
mühsam zurückhalten.
    Er
sprang aus dem Bett, nackt, packte sie grob an den Handgelenken und sah sie mit
stechendem Blick an, aus dem jedes Fünkchen Gefühl gewichen war.
    „Wie
kannst du es wagen, so mit mir zu reden!” Seine mächtige Stimme donnerte durch
den Raum.
    „Ich
rede mit dir, wie ich will. Du hast nicht die geringste Ehre im Leib, Eadric”,
fauchte sie.
    Er
umklammerte ihre Hände so fest, dass sein eiserner Griff sie jäh aufstöhnen
ließ. Dann kam er mit seinem Gesicht gefährlich nah an sie heran. „Was erlaubst
du dir, Weib!”, zischte er. „Niemand spricht so mit mir!”
    Weil
er sich immer noch für etwas Besonderes hielt, dieser Bastard! Diese Bestie,
die mit einem Menschen nichts gemein hatte. Ausgenutzt hatte er sie! Zu seiner
Hure gemacht und ihr Zuneigung vorgegaukelt, damit sie ihm zu Willen war und
seine Lust befriedigte. Aber jedes einzelne Wort aus seinem Mund war gelogen,
das sah sie nun ganz klar, da brauchte sie nur aus dem Fenster zu schauen, wo
der Beweis in diesem Moment aus starken Holzbalken aufgebaut wurde.
    Sie
wollte ihn leiden sehen, wollte auch ihn verletzten, am besten tödlich
verwunden. Ihm auf irgendeine Weise wehtun, damit er wenigstens ansatzweise
spürte, was er ihr angetan hatte. Ihr Blut hatte sich in glühendes Erz
verwandelt, das heiß durch ihren Körper jagte, ihr Kopf dröhnte, alles in ihr
schrie nach Rache.
    „Eins
sollst du noch wissen”, begann sie, „nämlich, dass alles, was ich gesagt und
getan habe, ein Teil unserer Vereinbarung war. Nichts davon war echt. Auch
heute Nacht nicht, ich habe dir nur gesagt, was du hören wolltest, damit dieser
Pakt endlich erfüllt ist. Sonst war da nichts, überhaupt nichts.”
    Er
erstarrte. Wortlos. Die Augen geweitet.
    Seine
Hände ließen sie so plötzlich los, dass sie zurücktaumelte und fast das
Gleichgewicht verloren hätte.
    Jede
Farbe wich aus seinem Gesicht, was sie mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. Sollte
er leiden! Genau wie sie.
    Susannah
bemerkte kaum, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Aus Wut, Schmerz,
Enttäuschung, sie konnte es nicht einordnen. Ihr ganzer Körper zitterte, ihr
Hals war zugeschnürt. Plötzlich wollte sie nur noch weg. Seinem Blick
entfliehen, diesen verfluchten grünen Augen, die sie immer noch anstarrten. Der
Glanz in ihnen war versiegt, genau wie seine Worte. Genau wie der Zauber seiner
Berührungen, wie all das Gefühl, das sie ihm entgegengebracht hatte, wie das
Vertrauen in sein gutes Herz. Ihr eigenes war zum Eisklotz gefroren, hart und
kalt.
    Sie
wandte sich mit unsicheren Beinen um, wankte aus seinem Schlafgemach und am
großen Tisch vorbei, legte die Hand auf den Türgriff. Da hörte sie seine Stimme
hinter ihr, schneidend wie der Januarwind.
    „Ich
habe

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