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Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Nummer Drei: Thriller (German Edition)

Titel: Nummer Drei: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Lake
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wäre am nächsten Tag Weihnachten und es bestünde die Gefahr, dass jemand das Fest absagte oder dass Weihnachten überhaupt nicht stattfand, sondern etwas Schreckliches wie eine Beerdigung drohte. Ich wusste nicht, wie ich mich beim Verlassen der Jacht fühlen würde. Könnte ich mein altes Leben fortsetzen? Es wäre schön, nicht überall den Zigarettenrauch zu riechen und die ausgespuckten Khatbrocken auf dem Boden zu sehen. Und erst dieser stinkende Kaffee und die Gefahr.
    Abe r …
    Aber Farouz. Er war der allgegenwärtige Rauch, er war die Gefahr, und ich wusste, es täte weh, wenn wir Abschied nähmen.
    Am nächsten Morgen begegnete ich Ahmed und Farouz im öffentlichen Bereich der Jacht. Sie wirkten gereizt. Ich weiß nicht, ob es die Aufregung wegen der bevorstehenden Übergabe des Lösegelds war oder ob sie sich Sorgen machten, Mohammeds Angehörige könnten sie zur Rechenschaft ziehen, und sie müssten mit Vergeltung rechnen, sobald sie an Land zurückkehrten. Mir fiel auf, dass es keine Wachwechsel mehr gab, seit Mohammeds Leichnam abtransportiert worden war. Vielleicht waren sich die Piraten nicht sicher, wen sie sich mit den Verstärkungen vom Land an Bord holten.
    Schließlich verkündete Tony, der Austausch werde am folgenden Morgen um 6 . 00 Uhr stattfinden. Jetzt kam mir die Vorstellung, nach Hause zurückzukehren, sogar noch eigenartiger vor. Seltsam, dass in unserer Abwesenheit alles seinen gewohnten Gang genommen hatte – Ampeln hatten umgeschaltet, auf den Straßen waren Autos gefahren, am Samstagabend lief Dr. Who . Das Gleiche hatte ich nach Moms Tod gedacht. Die Welt drehte sich einfach weiter und scherte sich um nichts. In diesem Fall waren allerdings wir diejenigen, die vermisst wurden, und das war noch eigenartiger. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlte. Es mag verrückt klingen, aber ein Teil von mir wollte nicht weg. Es war egal, was Mohammed passiert war, und die leise Stimme in meinem Kopf, die mir zuflüsterte, sein Tod sei meine Schuld, hatte nichts zu bedeuten.
    Ich glaube, an diesem Abend konnte keiner von uns schlafen. Wir saßen im Kino und spielten ein Spiel: Was tust du als Erstes, wenn du wieder zu Hause bis t ? Die Stiefmutter wollte ein Bad nehmen. Felipe wollte seine Tochter umarmen und ihr einen Kuss geben. Tony wollte sich betrinken. Damian wollte in seinem Lieblingslokal ein Steak mit Fritten bestellen. Dad wollte Golf spielen.
    Und ich?
    Ich wusste es nicht.
    Mir fiel nichts ein, rein gar nichts. Zu Hause wäre ich wieder in Sicherheit, aber dort gab es keinen Farouz, keine Schule und nach wie vor keine Mom. Aber die anderen starrten mich an und erwarteten, dass ich mitspielte.
    »Also«, sagte ich daher, »ich werde alles nachholen, was ich im Fernsehen verpasst habe.«
    Offensichtlich war das die falsche Antwort, denn alle lachten herablassend, als sei ich nicht ganz dicht.
    Danach ging ich aufs Klo und legte mich schlafen. Das heißt, ich wollte schlafen. Als ich das Kino verließ, berührte Damian mich am Arm.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Diese Sache mit Farouz. Ich glaub e … es war wohl ein Glück, dass er gestern Abend in der Nähe war.«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Ich wollte dich nur beschützen.«
    »Ich weiß, aber ein Dad reicht mir.«
    »Ja, sicher.« Er lief rot an, und ich war froh, dass sich meine Vermutung bestätigte.
    Ja, er hatte mich beschützen wollen, aber er war auch scharf auf mich. Das freute mich, aber nicht etwa, weil er mich mochte, sondern weil er dadurch eine Schwäche zeigte. Auf der Jacht gab es viel zu viel Macht, zu viel Kontrolle. Ich wollte nicht, dass auch noch ein Mann wie Damian Macht über mich hatte.
    »Schon gut«, sagte ich. »Mach dir keine Sorgen.«
    Ich schob mich an ihm vorbei.
    Als ich zurückkehrte, erwartete mich die Stiefmutter an der Tür.
    »Ist mit dir und Damian alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ä h … ja«, antwortete ich und dachte rasch nach. »Ich habe mich nur entschuldigt, weil ich wegen Felipe so dickköpfig war.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, antwortete sie. »Damian und Tony wissen genau, dass sie einen großen Bonus erhalten, wenn wir hier lebend herauskommen. Damian ist der Kapitän, und Tony wird von der Bank bezahlt. Wenn man richtig darüber nachdenkt, ist Felipe das einzige echte Besatzungsmitglied.«
    Ich blickte zu ihm hinüber, er saß etwas abseits von allen anderen, und erkannte, dass sie recht hatte.
    »Verdammt.«
    »Keine Sorge«, beruhigte mich die Stiefmutter. »Du

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