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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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»Nie, niemals hätte ich gedacht, dass ich je so etwas sagen würde. Aber im Moment denke ich tatsächlich so. Ich weiß keinen Ausweg.«
    »Sie haben sich heute gelangweilt«, erwiderte John. »Ich glaube, das war das Problem. Harriet ist der gleichen Meinung.«
    »Sie hat keine Ahnung von Kindern«, erwiderte Naomi ein bisschen säuerlich. »Und sie ist ganz vernarrt in Luke und Phoebe.«
    »Spricht sie jemals mit dir über sie? Dass sie zum Beispiel gar nicht auf sie reagieren?«
    »Sie hält es für eine Phase, die sie durchmachen.«
    John suchte einen Augenblick nach dem richtigen Platz für einen Krug und sagte dann: »Hoffen wir mal, dass Dr. Michaelides recht hat und sie einfach stärker intellektuell gefordert werden müssen. Vielleicht war es ein Fehler, einen Clown zu engagieren, und wir hätten stattdessen besser einen Astrophysiker angeheuert, der ihnen etwas über die Molekularstruktur von Raketentreibstoff oder den Klimawechsel erzählt hätte.«
    Naomi lächelte matt. »Guter Witz, wenn es einer wäre.«

81
    JOHN ERWACHTE MORGENS UM SECHS nach einer unruhigen Nacht. Naomi hatte sich unablässig herumgewälzt und zweimal war er vom Rascheln und Knistern einer Blisterverpackung wachgeworden, als sie Paracetamol nahm. Jetzt schlief sie tief und fest, wie üblich halb auf seiner Seite, so dass er fast über dem Rand hing.
    Er schlüpfte so vorsichtig wie möglich aus dem Bett, um sie nicht zu wecken, durchquerte das Zimmer und sah aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit. Es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis die Sonne aufging. John schlüpfte in Morgenmantel und Hausschuhe und schlich im Dunkeln nach unten.
    Noch jemand war bereits auf, bemerkte er, denn der Fernseher lief, und er sah Licht durch den Spalt unter der Wohnzimmertür fallen. War das Naomis Schwester Harriet? Aber die schlief normalerweise lange. Er öffnete die Tür und spähte hinein.
    Luke und Phoebe saßen in ihren Bademänteln auf dem Fußboden, den Rücken an das Sofa gelehnt und völlig gefesselt von einer Fernsehsendung. Doch es war keine der Kindersendungen, die Naomi normalerweise für sie eingeschaltet hätte, sondern eine Wissenschaftssendung für Erwachsene, die irgendetwas mit der Fernuniversität zu tun hatte. Ein Dozent stand vor dem dreidimensionalen Modell einer komplexen Atomstruktur und sprach über die Bildung von Halogen. Er erklärte, wie der Quarzhalogenscheinwerfer eines Autos funktionierte.
    »Guten Morgen, Luke, guten Morgen, Phoebe«, sagte John.
    Beide warfen ihm einen kurzen Blick zu, als fühlten sie sich von ihm gestört, und sahen dann wieder auf den Bildschirm.
    »Möchtet ihr etwas frühstücken?«
    Luke hob die Hand und bedeutete ihm damit, zu schweigen und sie nicht weiter abzulenken. John starrte ihn an, kaum fähig, die Situation vollständig zu begreifen. Seine dreijährigen Kinder saßen um sechs Uhr an einem Sonntagmorgen vor dem Fernseher, restlos fasziniert von einem Mann, der über Halogengas redete.
    Nachdenklich zog sich John aus dem Zimmer zurück und ging wieder in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen.
    Sie würden es auf jeden Fall über sich ergehen lassen müssen, dass die Psychologin Tests mit ihnen durchführte. Und er würde mit Naomi darüber beratschlagen, sie doch in eine besondere Förderinstitution zu geben. Es musste doch auch entsprechende Einrichtungen geben, bei denen die Kinder nachmittags nach Hause kamen und sie trotz allem noch ein Familienleben haben konnten – mit amüsanten Familienaktivitäten, etwa dem gemeinsamen Lernen über die Molekularstruktur des Halogengases.
    Er schaltete den Wasserkocher ein. Dann löffelte er etwas Kaffeepulver in einen Becher und holte eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank. Irgendetwas kam ihm merkwürdig vor; ein Geräusch fehlte. Und plötzlich nahm er auch einen unangenehmen Geruch wahr.
    Nach verdorbenem Fleisch.
    Er rümpfte die Nase, öffnete die Kühlschranktür und schnupperte. Nur die normalen Kühlschrankgerüche – nichts Ekliges, nichts Verdorbenes lag darin. Irritiert schloss er die Tür und schnüffelte noch aufmerksamer. Dann kontrollierte er auch das Gefrierfach und roch an den Ablagen, aber auch darin war nichts schlecht geworden.
    Der Wasserkocher brodelte und zischte lauter und schaltete sich dann mit einem Klicken ab. John goss kochendes Wasser in seinen Becher, fügte Milch hinzu und rührte um.
    Als er sich mit dem Kaffee in der Hand umdrehte, sah er es.
    Der Becher rutschte ihm aus der Hand,

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