Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
meine Frau scheut sich, es auszusprechen.«
    »Betrachten Sie Ihre Kinder so, Dr. Klaesson? Als Freaks?«
    »Natürlich nicht als Freaks im Sinne von Abnormitäten im Panoptikum, aber doch als sehr abweichend von anderen Kindern. Fast als seien ihre Gehirne – anders verschaltet.«
    »Anders verschaltet – genau das sind sie meiner Meinung nach auch«, sagte die Psychologin.
    Wieder sagte lange niemand etwas, dann fuhr die Psychologin fort. »Wenn ich Ihnen helfen soll, müssen Sie von jetzt an rückhaltlos offen zu mir sein.« Sie sah beide abwechselnd eindringlich an. »Bitte beantworten Sie mir eine Frage: Als Sie Dr. Dettore konsultierten, hat er Ihnen da eine Art Standardpaket angeboten?«
    »In welchem Sinne?«, fragte Naomi zurück.
    »In dem Sinne, dass er womöglich eine Art Kombiangebot für seine Patienten hatte.« Sie hob die Hand und zählte an den Fingern ab. »Einen gewissen IQ , garantierte Körpergröße, besonders sportlich – hatten Sie das Gefühl, dass er gewisse Eigenschaften in Kombination angeboten hat?«
    »Nein«, erwiderte John. »Wir hatten eine unglaublich breite Angebotspalette.«
    »Überwältigend viele Möglichkeiten«, fügte Naomi hinzu. »Die Qual der Wahl.«
    Die Psychologin blickte kurz auf ihren Computerbildschirm. Dann lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und sah John und Naomi nachdenklich an.
    »Ich habe ein wenig recherchiert. Seit meinem Besuch bei Ihnen Ende letzter Woche habe ich mit sechsundzwanzig Kinderpsychologen telefoniert beziehungsweise gemailt – alle behandeln Kinder, die in Dr. Dettores Offshore-Klinik gezeugt wurden.«
    »Ich dachte, solche Informationen seien vertraulich«, bemerkte Naomi.
    »Sind sie auch«, bestätigte die Psychologin. »Deswegen haben die Kollegen, mit denen ich Kontakt aufgenommen habe, die Eltern der Kinder gefragt, ob sie sie herausgeben und ob ich mit ihnen Kontakt aufnehmen dürfe.«
    Wieder schaute sie auf den Bildschirm, legte die Hände auf den Schreibtisch und lehnte sich nach vorn. »Alle Kinder sind Zwillinge, und in jedem Fall war dies eine Überraschung für die Eltern. Alle besitzen die gleiche weit überdurchschnittliche Intelligenz und sind auch in der übrigen Entwicklung ihrem Alter weit voraus. Und alle haben genau die gleichen Verhaltensstörungen wie Luke und Phoebe.«

89
    JOHN UND NAOMI VERSCHLUG ES ZUNÄCHST DIE SPRACHE. Diese Nachricht mussten sie erst einmal verarbeiten.
    »Wollen Sie damit andeuten, dass sie Klone sind?«, fragte John und spürte, wie sich vor Panik seine Kehle zuschnürte.
    »Nein. Ich habe einige Eltern gebeten, mir Fotos zu schicken, weil ich mich das auch gefragt habe. Aber die Kinder sehen alle unterschiedlich aus.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Ich sehe viele Eltern und Kinder und kann Ihnen versichern, dass es zwischen Ihnen und Luke und Phoebe unverkennbare Ähnlichkeiten gibt.«
    »Gott sei Dank!«, seufzte Naomi.
    »Die gleiche hohe Intelligenz, der gleiche Entwicklungsvorsprung, die gleichen Verhaltensauffälligkeiten bei allen Zwillingen – wie kann das sein?«, fragte John. »Wir haben doch nur einige wenige Optionen ausgewählt. Andere Eltern müssen eine andere Auswahl getroffen haben, manche wesentlich radikaler als wir. Wie können sich die Kinder dann so sehr gleichen?«
    »Vielleicht aus demselben Grund, warum Sie alle nur ein Kind wollten, aber Zwillinge bekommen haben?«, mutmaßte die Psychologin mit fragendem Blick.
    Naomi starrte sie an. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Dr. Michaelides möchte andeuten, dass Dr. Dettore möglicherweise seine eigenen Pläne hatte«, sagte John.
    Naomi nickte. »Wissen Sie, irgendwie habe ich das schon seit der Geburt der Kinder tief im Inneren gespürt.«
    »Dettore hat in Wissenschaftlerkreisen den Ruf, äußerst skrupellos zu sein«, erklärte Sheila Michaelides. »Man muss sich nur einmal die Zeitungsinterviews mit ihm im Laufe der letzten paar Jahre durchlesen und man erkennt einen Mann mit eiserner Entschlossenheit, dem weder die Grundsätze der medizinischen Ethik noch die Argumente seiner Kritiker etwas gelten.«
    »Glauben Sie, dass er Naomi – und Dutzende anderer Frauen – als eine Art ahnungslose Leihmütter für ein Experiment missbraucht hat?«
    »Ich befürchte: ja.«
    John und Naomi sahen sich an und fanden im ersten Moment keine Worte.
    »Doch das sollte keinen Einfluss auf Ihr Verhältnis zu Ihren Kindern haben«, fuhr Dr. Michaelides fort. »Selbst wenn ihre genetische Ausstattung nicht der

Weitere Kostenlose Bücher