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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Ende verließ er ihn wieder, ging eine Rollstuhlrampe hinauf und gelangte zu einer Flügeltür mit einer Metallstange. Er drückte sie hinunter und fand sich zu seiner Erleichterung in einer verlassenen Nebenstraße wieder.
    Er rannte durch die bitterkalte Luft eine lange Steigung hinauf, fort von den Reportern und dem Meer in Richtung Stadtzentrum. Nach ein paar Minuten gelangte er in eine breite, menschenleere Einkaufsstraße. Ein Streifenwagen fuhr vorbei, dann ein Taxi, dann ein Bus mit nur wenigen Passagieren. Er rannte immer weiter, entlang an Schaufenstern mit Modepuppen, Hi-Fi-Anlagen, Möbeln, Lampen, Computern und einer Bank, die man zu einer Bar umgebaut hatte. An einer Ampel blieb er stehen und sah auf seine Armbanduhr.
    Luke und Phoebe befanden sich in den Händen von Fremden. Was geschah mit ihnen? Lebten sie noch? Er schloss die Augen und wünschte, er könnte etwas anderes tun, als nur blöde Fragen zu beantworten. Er wünschte, er wäre wach geworden, hätte aus dem Fenster geschaut, gesehen, wie diese Scheißkerle seine Kinder entführten und sie mit bloßen Händen in der Luft zerrissen.
    Als er weiter die Straße hinunterlief, sah er einen Teenager, der mit dem Fahrrad von einem Zeitungskiosk wegfuhr. Als er den Kiosk erreichte, hielt er inne und ging hinein.
    In dem schmalen, engen Kabuff waren auf der einen Seite Zeitschriften ausgestellt, darunter diverse Softpornos, auf der anderen britische und internationale Zeitungen. Der Verkäufer beobachtete ihn von der Theke aus mit griesgrämiger Miene.
    Die Story prangte auf den Titelseiten aller britischen Zeitungen und auch auf einigen der internationalen Blätter. Er sah sogar ein Foto von sich und Naomi unter dem Titel einer Zeitung, deren Sprache er nicht identifizieren konnte.
    DESIGNERBABYS ENTFÜHRT !
    ZWILLINGE GEKIDNAPPT !
    ZWEIFACHE ENTFÜHRUNG  – TRAGÖDIE FÜR ELTERN VON DESIGNERBABYS
    Willkürlich zog John eine Zeitung heraus und öffnete sie. Fotos von ihm und Naomi starrten ihn an, wie sie vor ihrem Haus standen. Die Bilder waren ein wenig unscharf – einer der Reporter auf dem Feld musste sie gestern Morgen mit Teleobjektiv aufgenommen haben.
    Er begann, den Artikel zu lesen.
    Der schwedische Wissenschaftler Dr. John Klaesson und seine Frau Naomi sind verzweifelt, nachdem gestern am frühen Morgen ihre Zwillinge Luke und Phoebe entführt wurden.
    In einem bewegenden Aufruf gestern Abend im Fernsehen …
    »Hey!«
    John blickte erschrocken auf. Der Besitzer meinte ihn.
    »Entweder kaufen oder Finger weg!«
    John hielt die Seite mit seinem Foto hoch und erwiderte matt: »Das sind meine Kinder.«
    »Was?« Der Mann sah nicht einmal zu ihm hin, sondern wühlte unter der Theke nach irgendetwas.
    »Die Zwillinge in den Schlagzeilen, das sind meine Kinder.«
    Der Mann blickte zu ihm auf und zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen. Kaufen oder abhauen.«
    John legte die Zeitung zurück und befühlte seine Taschen, er hatte kein Geld dabei, keinen roten Heller.
    »Tut mir leid«, sagte er zerstreut. »Ich komme wieder.«
    Den Mann interessierte das nicht, er hörte schon gar nicht mehr zu.
    John verließ den Kiosk und rannte lustlos zum Hotel zurück. Er betrat es durch die Tür, die er vorhin offen gelassen hatte.
    Naomi stand unter der Dusche, als er ins Zimmer kam. »Renate Harrison hat angerufen und sich nach uns erkundigt. Um kurz vor neun erwartet sie uns am Hinterausgang«, sagte sie.
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Ja, sie hat gesagt, in der Nacht hätten sich neue Entwicklungen ergeben, Einzelheiten erfahren wir auf dem Präsidium.«
    »Aber sie haben sie nicht gefunden?«
    »Nein.«
    Naomi drehte das Wasser ab und kam heraus. John reichte ihr ein Handtuch. Wie verletzlich sie aussieht, dachte er, tropfnass, die Haare eng am Kopf klebend. Er legte ihr das Handtuch um und hielt sie eine Weile reglos in den Armen.
    Wenn sie Luke und Phoebe nicht gefunden haben, bleibt uns wenigstens die Hoffnung, dass sie noch am Leben sind,
dachte er.
    Und in Naomis Augen spiegelte sich genau der gleiche Gedanke wider.

106
    ALS SIE AN DEM RUNDEN TISCH in seinem Büro saßen, begleitet von Renate Harrison, schien es John viel länger als vierundzwanzig Stunden her zu sein, seitdem Detective Inspector Pelham in ihr Leben getreten war.
    »So«, begann er. Er sah wie aus dem Ei gepellt und hellwach aus. »Konnten Sie ein wenig schlafen?«
    »Nicht so richtig«, antwortete John.
    »Kein bisschen«, sagte Naomi.
    »Sie können heute Abend schon

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