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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Wechsel der Jahreszeiten. Zwar liebte er die langen Tage und die warmen Sommermonate, aber manchmal sehnte er sich geradezu nach kaltem, beißendem Herbstfrost und dem Gefühl, dass der Winter nahte. Am meisten vermisste er den Schnee. Natürlich gab es die Möglichkeit, am Wochenende rauf in die Berge Ski fahren zu gehen, und sie waren auch schnell mit dem Billigflieger in den großartigen Skigebieten von zum Beispiel Telluride oder Park City. Doch ihm fehlten die rieselnden Schneeflocken vor dem Fenster, die Garten und Autos bedeckten. Er vermisste den Frühling. Und nicht zuletzt vermisste er das Eingebundensein in eine Gemeinschaft.
    Doch vielleicht war das nun mal typisch Großstadt.
    Er bog von der Jefferson zu Tor  8 ab, nickte dem Wachtposten in seinem Häuschen zu und stellte das Auto auf einem Parkplatz ab. Dann schulterte er seine Laptoptasche, kehrte zur Jefferson zurück und überquerte die McClintock, nicht weit vom Shrine Auditorium entfernt. Tagsüber war der Stadtteil ganz nett, doch nach Einbruch der Dunkelheit wagten sich Studierende und Universitätsangestellte nur in Gruppen oder von einem Wachmann begleitet zum Parkplatz zurück. Diese Art von Gegend war es.
    Der dunkle, gewalttätige Unterleib der Stadt hatte gottlob weder ihn noch Naomi je tangiert, und er verschwendete kaum einen Gedanken daran. Viel mehr setzten ihnen die Erinnerungen an Halley zu, die überall in dieser Stadt lauerten. In Santa Monica war es am schlimmsten. Während fast eines ganzen Jahres war ihnen das dortige St John’s Hospital zum zweiten Zuhause geworden. John und Naomi hatten abwechselnd in Halleys Zimmer geschlafen. Hilflos sahen sie mit an, wie sich sein Zustand verschlechterte, immer in der Hoffnung auf ein Wunder, das sich nie ereignen sollte.
    Manchmal tat es schon weh, nur den Namen
Santa Monica
zu hören. John hatte gehofft, dass sich das nach Lukes Geburt ändern würde und sie wieder in die Zukunft blicken könnten, anstatt ständig im Schatten der Vergangenheit zu leben. Doch nach Dr. Rosengartens Diagnose waren sogar ihre Hoffnungen auf einen Neuanfang in ihren Grundfesten erschüttert worden.
    Mein Gott, in was habe ich uns da bloß hineingeritten?
    Tief in Gedanken versunken betrat er das vierstöckige Gebäude und nahm den Aufzug hinauf in die dritte Etage, wo sich das Institut für Kognitionswissenschaften befand. Als er ausstieg, sah er einige Studenten über den Flur wandern, vertraute Gesichter, von denen er aber nur wenige mit Namen kannte. Es war Mittagszeit, und normalerweise hätte er jetzt eine Pause eingelegt, anstatt mit der Arbeit anzufangen.
    Plötzlich versperrte ihm ein hübsches chinesischstämmiges Mädchen den Weg. »Hallo, Dr. Klaesson – könnte ich Sie vielleicht einen Augenblick sprechen? Ich habe Probleme mit ein paar Ihrer Aussagen in der Vorlesung letzten Donnerstag über Neuraldarwinismus, und ich müsste unbedingt …«
    »Könnten wir das auf später verschieben, Mei-Ling?«
    »Natürlich – soll ich zu Ihnen ins Büro kommen?«
    »Ja, vielleicht so gegen vier – passt Ihnen das?« Er hatte keinerlei Überblick über seine Termine an diesem Nachmittag, aber er wollte in diesem Moment einfach mit niemandem reden. Er brauchte ein wenig Zeit für sich.
    Um nachzudenken.
    Um zu versuchen, Dr. Leo Dettore zu erreichen.
    »Um vier passt es mir gut«, sagte die Studentin.
    »Wunderbar.« Er ging weiter den Flur mit dem glänzenden Linoleumboden entlang, rechts gesäumt von grauen Metallaktenschränken, links von geschlossenen Türen.
    Die letzte Tür zur Linken führte in einen Raum mit zehn Computerarbeitsplätzen, von denen vier mit einigen seiner Diplomanden und Postdocs besetzt waren. Einer lehnte sich halb komatös zurück, eine Dose Cola in der Hand, ein anderer beugte sich hochkonzentriert zu seinem Bildschirm. Johns junge Postdoc-Assistentin Sarah Neri mit ihren wirren roten Haaren saß mit der Nase nur wenige Zentimeter vom Monitor entfernt und studierte eine Grafik. John schlich auf Zehenspitzen an ihr vorbei ins Allerheiligste seines Büros und vergrub sich dort.
    Es war ein ganz annehmbares, wenn auch unpersönliches Büro, großzügig geschnitten, nüchtern eingerichtet und mit einem relativ hohen Fenster, das Aussicht über einen quadratischen Innenhof und zwei weitere Universitätsgebäude bot. Jede Oberfläche in Johns Reich war bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Papieren bedeckt, sogar die Besucherstühle und ein Großteil des Bodens, ein

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