Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
ersten Stock schimmerte ein schwaches Licht, und er fragte sich, ob dort die Zwillinge schliefen.
    Schweiß rann ihm den Nacken hinunter.
    Er schloss die Augen und sprach das Gebet des Herrn. Anschließend hielt er schweigend Wache und wartete darauf, dass das andere Paar ging. Andererseits, dachte er, spaßten sie schließlich mit den Sündern in deren Haus und waren daher zweifellos ebenfalls mit dem Satan im Bunde. Es wäre also ein Dienst am Herrn, sie ebenfalls zu töten.
    Aber so lauteten seine Befehle nicht.
    Wenn ihr das aber nicht tut, versündigt ihr euch gegen den Herrn. Dann habt ihr die Folgen für eure Sünde zu tragen; das müsst ihr wissen. Numeri 32 : 23
.
    Es war zehn Uhr. Er war ein wenig nervös, aber der Herr war an seiner Seite, und das gab ihm Kraft. Noch mehr Kraft verlieh ihm das Wissen, dass er durch seine Taten heute Abend dem Herrn seine Liebe und seinen bedingungslosen Gehorsam beweisen konnte.
    Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Johannes  3 : 19
.
    Um kurz nach elf schlich ein Fuchs durch den Garten und löste die sensiblen Bewegungsmelder aus, deren Scheinwerfer den Rasen und das Gebüsch ringsum in grelles weißes Licht tauchten. Der Apostel blieb reglos stehen. Das Gesicht des Sünders erschien am Fenster. Er sah für einige Augenblicke hinaus und verschwand dann. Sonst geschah nichts. Nach drei Minuten erloschen die Scheinwerfer wieder.
    Bald darauf erhoben sich die vier Leute vom Esstisch und setzten sich auf Sofas im Hintergrund des Raumes. Durch das Fernglas erkannte er, dass die Sünderin etwas in Tassen einschenkte, wahrscheinlich Kaffee. Jetzt hörte er Musik, ziemlich laut sogar. Drinnen musste sie noch lauter sein. Cole Porter. Dekadente Musik.
    Ein guter Zeitpunkt. Er baute das Luftgewehr zusammen, befestigte das Nachtsichtfernrohr, drückte den Luftzylinder an seinen Platz und schob zehn . 22 -Kaliber Patronen in das Magazin.
    Er benutzte einen kräftigen Stock als Stütze, spähte durch das Nachtsichtfernrohr und sah die Hauswand ganz nahe und in einem weichen grünen Licht. Kurz darauf hatte er den ersten Strahler im Fadenkreuz. Die noch heiße Birne glühte hell orangefarben, so grell, dass sie ihn fast blendete.
    Einen Monat lang hatte er auf der Bergranch in Colorado seine Treffsicherheit perfektioniert, aber am Ende war es doch Gott, der das Projektil zu seinem Ziel geleitete. Er drückte den Abzug, hörte das
Plopp!
des Schusses und einen Sekundenbruchteil darauf ein leises Klirren, ganz unauffällig. Ein Regen von Glassplittern, die durch das Nachtsichtgerät wie Funken aussahen, fiel zu Boden.
    Wenige Augenblicke später half ihm Gott, den zweiten Bewegungsmelder mit einem Schuss unschädlich zu machen, genauso mühelos wie den ersten. Nachher, wenn alles vorbei wäre, würden zwei kaputte Lampen und zwei flachgedrückte Luftgewehrkugeln kaum auffallen.
    Eine Stunde später verstummte die Musik, und die Leute erhoben sich. Er beobachtete, wie sie sich verabschiedeten, sich küssten. Sie verließen das Zimmer und verschwanden aus seinem Blickfeld.
    Kurz darauf hörte er, wie der Motor eines Autos angelassen wurde, der Jeep, wie er annahm. Die Sünder kehrten zurück und begannen, den Tisch abzuräumen.
    Dann verließen sie endlich das Wohnzimmer und schalteten das Licht aus. In einem Zimmer im oberen Stockwerk ging eine Lampe an. Ganz kurz erblickte er die Sünderin im Fensterrahmen. Sie starrte hinaus in die Nacht, doch dann kam ihr Mann, legte die Arme um sie und liebkoste sie.
    Lass sie in Ruhe, Widerling. Geh ins Bett. Schalte das Licht aus. Du bist egoistisch, du lässt mich zu lange warten.
    Der Mann entfernte sich vom Fenster, und kurz darauf folgte ihm die Frau. Dann endlich, scheinbar nach einer Ewigkeit, ging das Licht aus.
    Der Apostel überquerte den Rasen. Im Strahl einer Mini-MagLite-Taschenlampe, die er zwischen den Zähnen hielt, knackte er mit einem Dietrich das Schloss der Küchentür. Es bot kaum Widerstand. Doch er öffnete die Tür nicht. Stattdessen kletterte er an einem Regenfallrohr empor bis zu dem Kästchen dicht unter dem Dach, das die Alarmanlage enthielt. Er bohrte ein Loch in das Kästchen, sprühte die ganze Dose schnelltrocknenden Dichtschaums hindurch und ließ sich wieder zu Boden fallen.
    Dann schlich er ums Haus. Es dauerte ein paar Minuten, bis er das stahlummantelte Telefonkabel gefunden hatte. Er zündete

Weitere Kostenlose Bücher