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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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keine Zeit zu verlieren. Ohne nachzudenken, sprang ich zwischen die beiden und zwang dadurch Lucas, ein paar Schritte zurückzuweichen. Doch das reichte nicht. Er drang sofort wieder vor, ging durch mich hindurch, um zu Rob zu gelangen. Ich zermarterte mir das Hirn nach irgendetwas, womit ich ihm drohen konnte, doch das brachte nichts. Ich fühlte mich so hilflos und war so schrecklich wütend darüber, dass er Rob jetzt umbringen würde. Eine Welle von Zorn schlug über mir zusammen. Ich starrte in Lucas’ grausames Gesicht. »Lass ihn in Ruhe!«
    Dann überlegte ich nicht lange, ich presste mein Amulett gegen seins, verstärkte diesen Druck noch durch die Kraft meiner Gedanken, damit etwas von der Energie aus meinem Amulett in seines floss. Ich hatte keinerlei Ahnung, was passieren würde, es schien mir einfach nur das Richtige zu sein. In meinem Amulett loderte es plötzlich kurz auf, als wäre ein Feuer unter dem Stein entzündet worden, und Lucas heulte laut auf. Es klang wie bei einem verwundeten Tier, seine Augen blitzten mich an, und er stieß ein bösartiges Fauchen aus. Hinter mir fiel Rob wie in Zeitlupe in sich zusammen. Ich stieß wieder zu, fester diesmal, und die Wirkung war regelrecht elektrisierend. Es sah so aus, als ob das Feuer in meinem Amulett sich über Lucas’ Handgelenk ergießen würde, und plötzlich war seine Hand von einem goldenen Glimmer umgeben wie von hundert Wunderkerzen. Die Funken bewegten sich seinen Arm hinauf, wurden dabei immer schneller, und innerhalb von Sekunden war er nur noch eine funkensprühende Silhouette. Entsetzt hielt er sich die Arme vors Gesicht, vor die Stelle, wo sich sein Mund öffnen und schließen sollte, und er strauchelte ein paar Schritte zurück. Dann stieß er ein letztes grässliches Brüllen aus, die Funken rieselten auf den Bürgersteig, wo sie verglimmten.
    Überrascht sprang ich zurück, als sich die Funken dann zu einer eigenartigen Pfütze auf dem Pflaster formten, denn ich wollte nicht, dass meine Füße damit in Berührung kamen. In den verspiegelten Fenstern konnte ich sehen, wie die funkelnde Masse auf den nächsten Gulli zurollte, und innerhalb von Sekunden war sie darin verschwunden – wie von der Straße verschluckt.
    Plötzlich war es gespenstisch still.
    Ich schaute auf mein Amulett. Das seltsame Glühen war noch da, verblasste aber schnell. In den verspiegelten Fensterscheiben konnte ich nur noch die Menge Gaffer sehen, keine Spur von Callum. Aber etwas war noch da. In den spiegelnden Scheiben erblickte ich zu meinen Füßen ein Häufchen aus schwerem Stoff. Alles, was von Lucas übrig geblieben war, war sein Umhang. Was auch immer ich getan hatte, wie auch immer ich es getan hatte, ich hatte versagt. Lucas hatte Rob alles ausgesaugt und war weg.
    Rob lag bewegungslos am Boden, und die Menge an neugierigen Gaffern kam in Bewegung. Schnell schaute ich bei Rob nach Lebenszeichen. Er atmete, war aber bewusstlos. Ich griff nach meinem Handy und rief einen Krankenwagen. Dann schrie ich in die Menge, jemand sollte in einem der umliegenden Büros Wasser holen. Rob sah äußerst hilflos und um Jahre jünger aus. Mir blieb nur, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen und zu warten, bis die Sanitäter eintrafen. Trotz aller Anstrengungen hatte ich es nicht geschafft, ihn zu retten. Lucas hatte gewonnen. Niemand war in der Lage gewesen, Robs Geist so zu kopieren, wie das Callum bei mir gemacht hatte. Rob war kurz davor zu sterben.

19. Entscheidung
    Der Krankenwagen traf innerhalb von Minuten ein. Die Sanitäter schoben mich behutsam zur Seite und kümmerten sich um Rob. Ich war völlig verzweifelt. Rob war so gut wie tot, und von Callum gab es keine Spur. Ich versuchte, mich auf das zu konzentrieren, was die Sanitäter sagten, doch die ganze Zeit wartete ich eigentlich darauf, dass sein Gesicht in einer der spiegelnden Flächen auftauchte.
    »Was ist denn hier passiert? Wie ist es zu diesem Zusammenbruch gekommen?«
    »Ich … ich weiß es wirklich nicht. Wir haben uns gestritten, und plötzlich hat er seinen Kopf umklammert und geschrien. Und dann ist er umgekippt.« Es spielte keine Rolle, dass ich log. Wenn sie wüssten, was tatsächlich passiert war, hätte das auch nichts an seiner medizinischen Versorgung geändert, da es nichts gab, was man tun konnte. Robs Gehirn war verbrutzelt. Trotz all meiner Anstrengungen, ihn daran zu hindern, hatte Lucas ihm alles genommen. Überwältigt von den Ereignissen des Tages, ließ ich meinen Tränen

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