Objekt Lambda
Sachen weit von hier entfernt, trotzdem sollte er versuchen, sie zu holen. Er streckte den Kopf am Rand des Wasserfalls hinaus. Sobald seine Ohren sich an das Rauschen gewöhnt hatten, hörte er fernes, jetzt klagendes Kreischen der Orgs. Sie hatten offenbar ihren Verlust inzwischen festgestellt.
Ganz in der Nähe befanden sich dicht beisammen mehrere Bienenbäume. Die Wesen, die darin hausten, waren furchtbare Gegner, wenn aufgescheucht, es war bekannt, daß sie auf Orgs losgingen. Aus diesem Grund würden die Orgeltern vermutlich nicht näher herankommen, was natürlich sehr vorteilhaft war. Aber was geschah, wenn die Bienen das Ei oder später den Nestling rochen und angriffen?
Schweren Herzens ließ er das Ei allein und machte sich auf den Weg zu seinen Sachen, doch vor allem, um Nahrung zu finden, damit er Vorrat hatte, wenn das Orgküken ausschlüpfte, aber auch, um einen sicheren Weg aus diesem Felsental zu finden.
Der Junge war lange weg, viel länger als er vorgehabt hatte. Die Orgs waren einmal ganz nahe gekommen, und er hatte sich in einem Gebüsch verstecken müssen, wo winzige rote Wesen hausten. Sie stachen zwar nicht, aber krabbelten auf ihm herum, und das juckte entsetzlich. Das Kreischen der Orgs war so nahe, daß er annahm, sie hätten ihn entdeckt. Doch das war glücklicherweise nicht der Fall gewesen. Erst nach langer Zeit wagte er sich aus seinem Versteck.
Seine Sachen fand er nicht, auch keinen sicheren Weg aus dem Tal, aber zumindest Nahrung: dicke, saftige Stengel eines purpurnen Busches, die angenehm süß schmeckten, und rote Wasserschlangen, die sich leicht fangen ließen. Die Freude auf das Wiedersehen mit seinem Ei beflügelte seine Schritte, als er zurückkehrte, und er schlüpfte unbemerkt von den jetzt wieder in der Ferne kreischenden Orgs hinter den Wasserfall.
Das Ei war noch da. Aber eine gedrungene, menschenähnliche Gestalt, schwarzhaarig und fast nackt, schlug mit einem Stein darauf ein. Der Mann blickte erschrocken und erstaunt hoch, als er Orgreiters Schrei hörte.
Und da, in diesem Augenblick, übermannte Orgreiter zum erstenmal in seinem Leben abergläubische Furcht. Er kannte diesen Mann! Es war der Fremde aus dem kleinen Beobachter! Und er hatte ihn doch tot gesehen!
7.
Mehrere Zehntausende von Lichtjahren von Kuckuck entfernt, an der inneren Krümmung eines der Spiralarme der Galaxis, auf die Kuckuck zuschoß, gab es einen Stern vom GO-Typ von keiner übermäßigen Bedeutung, um den der Planet Erde kreiste.
Die Menschen der Erde gehörten noch nicht lange der Gemeinschaft der Galaktischen Rassen an, aber sie waren vollwertige Mitglieder. In den größeren Städten der Erde war der Anblick von eiligen Sheliaks, glänzenden Skorpiorobotern und Hunderten anderen Rassen nicht mehr ungewohnt. Jede Großstadt hatte ihr eigenes Tachyonen-Übertragungszentrum, durch das Güter und Lebewesen aus vielen Welten ankamen, und durch das irdische Ware und Menschen gesendet wurden.
Eine junge Frau namens Zara Gentry schritt voll Selbstbewußtsein durch die Vorhalle des Bostoner Tachyonen-Zentrums. Sie war schon öfter hier gewesen, dann Zara Gentry war ein berühmter und beliebter Stereo-Star. Sie war sogar schon so gut wie überall gewesen und hatte fast alles einmal versucht, unter anderem Tachyonen-Übertragungen. Eine ihrer Kopien lebte auf Sonne I, eine andere in einer Raumstation um einen der Boaty-bit-Planeten im Sternbild Bootes. Von der Existenz dieser beiden wußte sie ganz sicher, denn es waren direkte, also von ihr übermittelte Kopien. Aber es konnte natürlich noch weitere geben, denn die Tachyonen-Duplikate mochten sich ebenfalls haben kopieren lassen. Vielleicht gab es bereits Hunderte von identischen Zaras?
Irgendwie war es ein merkwürdiges, ja sogar beunruhigendes Gefühl, daran zu denken, daß irgendwo anders ein völlig gleiches. Ich lebte und glücklich oder traurig, ja vielleicht sogar todkrank war. Eigentlich hatte sie vor einer dritten Transmission zurückgescheut, aber nun hatte man sie direkt angefordert, da wollte sie nicht nein sagen.
Jetzt war sie auf dem Weg zu einer letzten Besprechung mit ihrem Tachyonen-Betreuer vor dem großen Sprung morgen.
»Sie haben also alle Kassetten über Kuckuck studiert?« sagte er zu ihr. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
»Um ehrlich zu sein, mehr als zuvor, aber die werde ich wohl selbst lösen müssen, da noch niemand sie beantworten kann. Ich meine, keiner weiß bis jetzt, wieso es möglich
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