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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Mittagessen vorbereiten«, beschloß er nach einem Schweigen.
    Sie richtete auf ihn einen entsetzten Blick. Sie besaß nur einen halben Rubel, und es blieben noch zehn Tage bis zum ersten, da sie das Geld vom Bruder bekam. Auf Borg wollte niemand etwas geben.
    »Wir haben nicht genug Zeit, Ilja Iljitsch«, bemerkte sie schüchtern, »er soll das essen, was da ist ...«
    »Er ißt das nicht, Agafja Matwejewna; er kann keine Fischsuppe ausstehen, und wenn sie sogar aus Sterlett gemacht ist; er nimmt auch nie Hammelfleisch in den Mund.«
    »Man könnte in der Wursthandlung Zunge nehmen?« fragte sie plötzlich, gleichsam einer Eingebung folgend. »Das ist hier in der Nähe.«
    »Das ist gut, das könnte man, und lassen Sie irgendein Gemüse, vielleicht frische Bohnen, dazu reichen ...«
    Bohnen kosten achtzig Kopeken das Pfund! stieg es in ihr auf, kam aber nicht über die Lippen.
    »Gut, ich werde es besorgen ...« sagte sie und beschloß, die Bohnen durch Kohl zu ersetzen.
    »Lassen Sie ein Pfund Schweizer Käse holen!« kommandierte er, da er nicht wußte, wie es um Agafja Matwejewnas Geldbeutel bestellt war. »Sonst nichts! Ich werde um Entschuldigung bitten und sagen, daß wir ihn nicht erwartet haben.«
    Sie wollte gehen.
    »Und Wein!« fiel es ihm plötzlich ein.
    Sie richtete auf ihn wieder einen entsetzten Blick.
    »Man muß Lafitte holen lassen!« schloß er kaltblütig.

Sechstes Kapitel
    Nach zwei Stunden kam Stolz.
    »Was hast du? Du bist so verändert, so aufgedunsen und blaß! Bist du nicht wohl?« fragte Stolz.
    »Mit meiner Gesundheit steht es schlecht, Andrej«, sagte Oblomow, ihn umarmend, »der linke Fuß erstarrt mir immer.«
    »Wie es bei dir aussieht!« sagte Stolz, um sich blickend. »Warum wirfst du diesen Schlafrock nicht fort? Sieh, er ist voller Flicken!«
    »Das macht die Gewohnheit, Andrej; es wäre zu schade, mich von ihm zu trennen.«
    »Und die Decke und die Vorhänge ...« begann Stolz. »Ist das auch die Gewohnheit? Ist es auch zu schade, diese Fetzen herabzunehmen? Aber ich bitte dich, ist es denn möglich, daß du auf diesem Bett schlafen kannst? Ja, was hast du denn?«
    Stolz blickte Oblomow forschend an und wandte sich dann wieder den Vorhängen und dem Bette zu.
    »Gar nichts«, sagte Oblomow verlegen, »du weißt, daß ich mich niemals sonderlich um mein Zimmer gekümmert habe ... Wollen wir lieber essen. He, Sachar! Decke geschwind den Tisch. – Also, was ist mit dir? Kommst du für lange? Und woher?«
    »Errate, woher und weshalb ich komme?« fragte Stolz. »Zu dir dringen hierher ja keine Nachrichten aus der Welt der Lebenden!«
    Oblomow sah ihn neugierig an und wartete, was er sagen würde.
    »Was ist mit Oljga?« fragte er dann.
    »Ach, du hast sie nicht vergessen! Ich dachte, du würdest sie vergessen!«
    »Nein, Andrej, kann man sie denn vergessen? Das hieße vergessen, daß ich einst gelebt habe und im Paradies war ... Und jetzt! ...« Er seufzte. »Aber wo ist sie denn?«
    »Auf ihrem Gute; sie beschäftigt sich dort mit der Wirtschaft!«
    »Mit der Tante?« fragte Oblomow.
    »Und mit dem Manne.«
    »Sie ist verheiratet?« fragte Oblomow, plötzlich die Augen weit öffnend.
    »Warum bist du denn erschrocken? Sind es vielleicht die Erinnerungen?« fügte Stolz leise und fast zärtlich hinzu.
    »Ach nein, was dir einfällt!« rechtfertigte sich Oblomow, zur Besinnung kommend. »Ich bin nicht erschrocken, sondern erstaunt; ich weiß nicht, warum mich das so verblüfft hat. Schon lange? Ist sie glücklich? Sag es mir um Gottes willen. Ich fühle, daß du mir eine große Last abnimmst! Trotzdem du mir versichert hast, daß sie mir verziehen hat, war ich doch ... nicht beruhigt. Es hat immer etwas an mir genagt ... Lieber Andrej, wie dankbar bin ich dir!«
    Er freute sich so von Herzen und sprang auf seinem Sofa so herum, daß Stolz ihn bewunderte und sogar gerührt war.
    »Wie gut du bist, Ilja!« sagte er. »Dein Herz hat sie verdient! Ich werde ihr das alles erzählen.«
    »Nein, nein, sag es ihr nicht!« unterbrach ihn Oblomow. »Sie wird mich für herzlos halten, wenn sie hört, daß ich mich über ihre Heirat gefreut habe.«
    »Und ist denn die Freude kein Gefühl, und dabei nicht ein ganz selbstloses? Du freust dich nur über ihr Glück.«
    »Das ist wahr, das ist wahr!« sagte Oblomow. »Ich schwatze da Gott weiß was zusammen ... Wer denn, wer ist denn dieser Glückliche? Ich habe ja noch gar nicht gefragt.«
    »Wer?« wiederholte Stolz. »Wie schwer von Begriffen du

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