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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Beine angezogen hatte und sein Gesicht in den Händen barg, als wollte er sich unsichtbar machen.
    »Weder gestritten noch sonst was«, erwiderte Jigal Chajun empört, »am Abend vom Feiertag, wieso sollten sie denn streiten?«
    »Sie stehen Ihrer kleinen Schwester eigentlich nicht sehr nahe«, bemerkte Michael, »Sie wissen nicht viel über sie.«
    »Naja, ich war schon nicht mehr daheim, als sie geboren wurde, uns verbindet nicht viel miteinander«, meinte Jigal verlegen, »sie ist ein kleines Mädchen, was gibt es da schon zu wissen? Peter allerdings hat mit ihr geredet, mit ihm hatte sie irgendeine gemeinsame Sprache.«
    »Und Sie haben nicht mit ihr gesprochen?«, wandte sich Michael an Dschalal.
    Der Junge kräuselte seine Lippen zu einem ironischen Lächeln, doch der entsetzte Blick wich nicht aus seinen Augen: »Ich? Ich nicht, sie kam nicht in die Wohnung, und auch draußen ... wenn ich sie getroffen habe, haben wir uns gegrüßt, das war alles.«
    »Und außer im Laden haben Sie sie nicht gesehen?«, hakte Balilati nach.
    »Nein, ich habe sie nicht gesehen, wirklich nicht«, flehte Dschalal, »ich habe nur dort bei dem Haus darauf gewartet, dass nicht die ganze ... dass die Polizei nicht ... dass sie mich nicht erwischen«, flüsterte er und fuhr sich mit beiden Händen über die Wangen.
    »O.k.«, sagte Balilati und sah Michael mit fragendem Blick an.
    »Wir bringen Sie jetzt ins Präsidium, zum Migrasch Harussim«, sagte Michael, und Dschalal senkte den Kopf, als fügte er sich in sein Urteil.
    »Aber er hat doch nichts damit zu tun!«, rief Jigal Chajun alarmiert, »er hat nichts gemacht, gar nichts. Glauben Sie mir, er hat sich mit niemandem eingelassen, will nur in Frieden leben, ar beiten, existieren, überleben, verstehen Sie das? Weshalb drücken Sie nicht ein Auge zu?«
    »Ich verstehe sehr gut«, erwiderte Michael mit einer Ruhe, die die innere Pein verdeckte, die er empfand, »aber auch Sie werden verstehen, dass wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können, dass wir nicht so tun können, als wüssten wir nicht, dass er ein Palästinenser aus den besetzten Gebieten ohne Aufenthaltserlaubnis innerhalb der grünen Linie ist.«
    »Und jetzt garantiert nicht, bei den ganzen Unruhen«, fügte Balilati hinzu, »können wir vielleicht jemanden auf freien Fuß setzen, der so das Gesetz übertreten hat? Wenn wenigstens ... wenn Sie wenigstens irgendeine brauchbare Information in Bezug auf Nesja oder den Mord an Zohra Baschari hätten ...«
    Balilatis Lider schlossen sich zur Hälfte über seinen Augen, wie bei einem orientalischen Händler, der um den Preis zu feilschen beginnt und nun auf das Gegenangebot wartet. Dschalal schüttelte verneinend den Kopf. »Gebe Gott, ich wüsste etwas«, flüsterte er, »bei Gott, wie viel würde ich darum geben, jetzt nicht ins Gefängnis zu kommen, alles würde ich darum geben.«
    »Nicht einmal erfinden kann er was«, bettelte Jigal, »schaut ihn an – geradlinig wie ein Lineal, er kann Ihnen nichts geben, damit Sie ihn in Ruhe lassen. Zwei Jahre lang wird er dafür sitzen. Man wird ihm zwei Jahre geben für Fälschung von Dokumenten, Hintergehung und was nicht noch alles. Und das jetzt! Mit diesen ganzen Ausschreitungen, und danach werden sie ihn nach Ramallah zurückschicken, und dann ist schon alles aus und vorbei.«
    »Ich bedaure«, sagte Michael und meinte es auch, »wir haben keinen Weg, das zu umgehen.« Auch Balilati schaute nicht besonders fröhlich drein. Es war ihm anzusehen, dass Dschalal auch an sein Herz rührte, sei es mit seiner Aufrichtigkeit, seiner Fügsamkeit oder seiner Schönheit, die schwer zu ignorieren war.
    »Ich kann jetzt nicht mitkommen wegen Nesja«, sagte Jigal Chajun mit gebrochener Stimme, als sie vor dem Streifenwagen standen. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, als er sich an Michael wandte: »Könnten Sie ein gutes Wort einlegen, dass man ihn nicht zusammenschlägt? Dass er ... dass er wenigstens nicht so sehr zu leiden hat, er ist ein zarter Junge.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte Balilati und flüsterte dem Polizisten hinterm Steuerrad etwas zu, und bevor er die Tür des Streifenwagens zuschlug, beugte er sich zu Dschalal hinunter und sagte: »Mit Empfehlungen ans Gericht kann das vielleicht run tergesetzt werden, manchmal sogar um ein Jahr. Nicht wahr, Ochajon?« Michael deutete ein mattes Nicken an und verfolgte dann mit seinem Blick den sich die Straße hinunter entfernenden Streifenwagen.
    »Keinen

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