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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Erkundungsausflügen in die nähere
Umgebung hatten sie, noch unter den Augen von Jasmina, die ersten
Flitzerfossilien gefunden. Jetzt hatte man wenigstens eine gewisse
Vorstellung, wer oder was die Brücke gebaut haben
könnte.
    Die zweite Phase des Plans sah vor, Jasmina krank zu machen. Das
war für Grelier als Herrn über die Körperfabrik ein
Leichtes gewesen. Er hatte die Klone manipuliert, ihre Entwicklung
verzögert und immer mehr Anomalien und Defekte ausgelöst.
Jasmina konnte die Bindung an die Realität durch
regelmäßige Schmerzzufuhr nicht mehr aufrechterhalten und
geriet in Isolation. Darunter litt ihr Urteilsvermögen, und sie
hatte das Geschehen kaum noch unter Kontrolle.
    Nun konnte der Plan in die dritte Phase gehen: die Rebellion. Die
beiden hatten vor, eine Meuterei anzuzetteln und die Gnostische
Himmelfahrt in ihre Gewalt zu bringen. Einige von den Ultras
– ehemalige Freunde von Morwenna – hatten gewisse
Sympathien für Quaiche erkennen lassen. Quaiche und Grelier
hatten bei ersten Erkundungen auf Hela einen vierten, voll
funktionsfähigen Wachposten entdeckt, eine Drohne des gleichen
Typs wie jene, die für den Absturz der Räubertochter verantwortlich gewesen waren. Nun hieß es, auf Jasmina
einzuwirken, um die Gnostische Himmelfahrt in Reichweite des
letzten Wachpostens zu bringen. Normalerweise hätte sie sich
geweigert, sich einem Himmelskörper wie Hela auch nur auf
Lichtstunden zu nähern, aber die Anziehungskraft der Brücke
und der Flitzerfunde erwies sich als stärker als ihr
Instinkt.
    Hätte die Drohne die gewünschte Wirkung erzielt und
einen oberflächlichen Schaden angerichtet, der aber unter der
Besatzung Panik und Verwirrung auslöste, dann wäre das
Schiff für eine Übernahme reif gewesen.
    Aber es war anders gekommen. Der Angriff des Wachpostens war
heftiger ausgefallen, als Quaiche gedacht hatte. Die Gnostische
Himmelfahrt war tödlich getroffen worden. Quaiche hatte das
Schiff nur lahm legen wollen, um es dann zu besetzen, doch
stattdessen war es einfach hochgegangen. Um den Einschlag herum war
es zu einer Welle von Explosionen gekommen, die sich immer weiter
ausbreitete und schließlich die Synthetikertriebwerke
erreichte. Dann waren über Hela zwei neue Sonnen erschienen. Als
das Licht erlosch, war von Jasmina und dem großen Lichtschiff,
das Quaiche und Grelier hierher gebracht hatte, nichts mehr
übrig gewesen.
    Quaiche und Grelier saßen fest.
    Aber das war nicht ihr Untergang. Das bereits bestehende Lager
lieferte alles, was sie brauchten, um auf Jahre hinaus zu
überleben. Sie erkundeten mit Rovern das Gelände. Sie
sammelten Flitzerfossilien und versuchten, die Körperpartien der
exotischen Aliens zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen.
Aber sie scheiterten immer wieder. Quaiche war wie besessen.
Über ihm hing das geheimnisvolle Haldora. Unter ihm lagen die
Flitzerteile, die kein taxonomisches Bild ergeben wollten. Er hatte
sich mit Feuereifer auf beide Rätsel gestürzt. Er ahnte,
dass sie in irgendeinem Zusammenhang standen, und hoffte, die
Lösung würde ihm verraten, warum er gerettet und Morwenna
geopfert worden war. Für ihn waren die Rätsel
göttliche Prüfungen, und er traute nur sich allein zu, sie
zu lösen.
    So vergingen erst ein, dann zwei Jahre. Sie umrundeten Hela und
scharrten mit den Fahrzeugen eine grobe Piste aus, die mit jeder
neuen Runde deutlicher hervortrat. Sie wichen vom Äquator nach
Norden und nach Süden ab und fuhren die Stellen an, wo die
größten Fossilienvorkommen gefunden worden waren. Hier
begannen sie zu graben, legten Stollen an und sammelten weitere
Mosaiksteinchen. Danach kehrten sie jedes Mal wieder zum Äquator
zurück, um zu überdenken, was sie entdeckt hatten.
    Und eines Tages im zweiten oder dritten Jahr kam Quaiche die
entscheidende Erkenntnis: Er musste eine weitere Auslöschung
beobachten.
    »Wenn es wieder geschieht, muss ich es sehen«,
erklärte er Grelier.
    »Aber wenn es – ohne besonderen Anlass – wieder
geschieht, dann beweist das doch, dass es kein Wunder war.«
    »Nein«, widersprach Quaiche mit Nachdruck. »Wenn es
zweimal geschieht, dann hat Gott einen Grund, es mir nochmals zu
zeigen, dann will er sicherstellen, dass ich nicht mehr daran
zweifle, so etwas schon einmal erlebt zu haben.«
    Grelier ging auf das Spiel ein. »Aber die telemetrischen
Daten von der Dominatrix bestätigen doch, dass Haldora
verschwunden ist. Genügt Ihnen das nicht?«
    Quaiche winkte nur verächtlich ab. »Was sind

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