Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
heran. Der versuchte sich zu wehren, und Kepler schlug ihm sofort gegen den Kopf. Das war brutal genug, damit der Chinese reglos wurde. Kepler band sein linkes Handgelenk und das rechte des zweiten Südafrikaners fest. Mit dem letzten Kabelbinder befestigte er das rechte Handgelenk des Chinesen an der Strebe des äußeren rechten Sitzes. Die drei Männer saßen jetzt auf dem Boden mit verschränkten Armen nebeneinander, ohne dass einer mit einer Hand an die andere kam. Der Chinese kam wieder zu sich.
"Weißt du jetzt, woher ich Meister Hung kenne?", fragte Kepler ihn drohend.
Der Chinese wich seinem Blick aus. Kepler drehte sich um und sah Nikolai, der in der Tür stand und ihn erschrocken beobachtete.
"Fragen?", erku ndigte er sich.
Der Russe ging wortlos weg. Kepler setzte sich wieder in seinen Sessel.
Die Zeit verging langsam unter dem monotonen Summen der drei Strahltrie bwerke im Heck der Falcon . Kepler konnte sich nur mit Mühe wach halten, das Nichtstun und die abklingende Aufregung machten ihn immer müder.
Dann erwischte er sich dabei, dass er mit den Augen nach Budi suchte und der Stich in seinem Innern machte ihn für kurze Zeit wach und wütend.
Als dieses Gefühl abklang, fragte er sich, ob der Tausender wohl einen Kaffee abdeckte. Die Strecke von Kongo nach Namibia betrug etwa dreitausend Kilometer. Bei Mach null Komma acht waren es weniger als vier Stunden. Fast drei waren sie schon in der Luft, also mussten sie sich jetzt im namibischen Luftraum befinden. Kepler beschloss, die restliche Zeit ohne Kaffee auszuhalten.
Es war allerdings schwer. Eines musste man dem Russen lassen, fliegen konnte er wirklich gut. Das Flugzeug, obwohl klein, lag sehr ruhig in der Luft. Wenn nicht das leichte Vibrieren des Rumpfes und das monotone Geräusch der Triebwerke wären, hätte man denken können, man wäre am Boden. Das und das endlos Gleiche hinter dem Fenster wirkten einschläfernd. Kepler kämpfte dagegen an indem er die drei gefesselten Männer unentwegt anstarrte. Sie schlossen die Augen, um ihn nicht ansehen zu müssen, sogar der Chinese.
Plötzlich gab das Satellitentelefon einen kurzen Ton von sich. Kepler öffnete die SMS und sah geografische Koordinaten. Sie sagten ihm nicht viel.
Er ging ins Cockpit und legte das Telefon auf das Armaturenbrett.
"Fliegt diese Koord inaten an", befahl er.
Er sprach Englisch damit auch der Be lgier ihn verstand. Der warf einen Blick auf das Display des Telefons, dann auf die Karte.
"Das ist ja mitten im Nichts", sagte er und suchte aufgescheucht nach Au sflüchten. "Da können wir nicht hin, es ist außerhalb unserer Reichweite."
"Diese Falcon hat eine Reichweite von sechseinhalbtausend Kilometer, ihr kommt nicht über den Point of no Return", widersprach Kepler.
Dann änderte er den Ton. Die Glock konnte er ziehen wie kein zweiter, ein Flugzeug fliegen dagegen überhaupt nicht. Er brauchte die Piloten noch.
"Und was juckt dich eine zusätzliche Flugstunde? ", meinte er. "Je besser es für mich läuft, desto größer wird eure Prämie, haben wir doch so ausgemacht."
Nikolai sah zu ihm und er nickte. Er hatte die Prämie schon in Bukavu versprochen, und tausend Dollar für ein paar Sandwiches zu bezahlen hatte er auch ohne mit der Wimper zu zucken vermocht. Der Russe stupste seinen Kollegen in die Schulter und machte ihm mit den Augen ausdrücklich ein Zeichen. Julien nickte daraufhin widerwillig und übertrug die Koordinaten auf seine Karte.
"Wir müssen Windhuk wegen der Flugplanänderung bescheid s agen..."
"Das mach mal", meinte Kepler.
Zwei Sekunden später wurde Nikolais Gesichtsausdruck plötzlich verklärt. Julien folgte seinem Blick aus dem Fenster und wurde blass.
Kepler sah hinaus und erkannte, dass er die Prämie gar nicht hätte zu erwähnen brauchen. Er blickte fassungslos ins Fenster und seine Müdigkeit verflog.
Sie wich der Wut.
Grady hatte echt was drauf, die Falcon wurde an jeder Seite von einer Atlas Cheetah eskortiert. Die beiden Jäger, modernisierte Versionen der Dassault MirageIII , erschienen aus dieser Perspektive wirklich sehr eindrucksvoll, vor allem die Luft-Luft-Raketen neben den Flügeltanks unter den dreieckigen Tragflächen.
Und noch beeindruckender war die Reaktionszeit. Und noch mehr die Tats ache, dass die Jäger im fremden Luftraum operierten. Namibia war zwar Teil Südafrikas gewesen und hatte keine eigenen Luftstreitkräfte, von einigen flugunfähigen Helikoptern abgesehen, dennoch war es ein souveräner Staat.
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