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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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eigentlich immer noch mit dem Typ, mit dem du auf dem Schulball warst? Dem mit den zusammengewachsenen Augenbrauen?«
    Wider Willen musste ich schmunzeln. »Conrads Augenbrauen sind nicht zusammengewachsen. Und zu deiner Frage: Nein. Wir – sind nicht mehr zusammen.«
    »Cool«, sagte er. Das Wort hing in der Luft.
    Das war einer dieser Momente, in denen man sich wie an einer Weggabelung fühlt. Der Abend konnte sich so oder so entwickeln: Ich müsste mich nur ein kleines bisschen nach links beugen, dann könnte ich ihn küssen. Ich könnte die Augen schließen und mich ganz in ihm verlieren. Weitermachen mit dem Vergessen. So tun als ob.
    Cory war süß und nett, aber ein Conrad war er wirklich nicht. Nicht mal annähernd. Cory war wie ein Bürstenschnitt, geradlinig, ohne Überraschungen. Anders als Conrad. Der konnte mich mit einem einzigen Blick, einem Lächeln total aus dem Takt bringen.
    Cory streckte eine Hand aus und stupste mich leicht am Arm. »Tja dann, Conklin, vielleicht könnten wir …«
    Ich fuhr hoch und sagte das erste Beste, was mir in den Kopf kam: »Mist, ich muss dringend zum Klo. Wir sehen uns, Cory!«
    Ich machte, dass ich vom Trampolin runterkam, suchte meine Flipflops, und lief zurück zum Haus. Beim Pool entdeckte ich Taylor und steuerte geradewegs auf sie zu. »Ich muss mit dir reden«, zischte ich sie an.
    »Und? Was hast du geantwortet?« Taylors Augen blitzten, und sie guckte so ekelhaft selbstzufrieden, als hätte sie das alles eingefädelt.
    »Ich müsste mal dringend zum Klo, das hab ich gesagt!«
    »Belly! Du solltest doch mit ihm knutschen! Mach, dass du zurück zum Trampolin kommst.«
    »Kannst du jetzt mal aufhören, Taylor? Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht interessiert bin. Außerdem hab ich gesehen, wie du vorhin mit ihm geredet hast. Hast du ihm etwa gesagt, er soll mich fragen, ob ich mit ihm weggehe?«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Na ja … der ist doch schon das ganze Jahr hinter dir her, und er hat sich echt Zeit gelassen. Kann schon sein, dass ich ihm einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben habe – aber nur einen ganz kleinen. Und ihr habt wirklich so süß zusammen ausgesehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte wirklich, du hättest das nicht gemacht.«
    »Ich wollte dich doch nur auf andere Gedanken bringen!«
    »Danke, nicht nötig.«
    »Und ob!«
    Eine Minute lang starrten wir uns an. An manchen Tagen, Tagen wie diesem, hätte ich sie erwürgen können. Ständig versuchte sie, mich herumzukommandieren. Es stand mir bis oben hin: Taylor schubste mich hierhin und dorthin, sie wollte bestimmen, was ich anziehen sollte, gerade so, als wäre ich eine ihrer schäbigeren, armseligeren Puppen. Und so war es immer schon zwischen uns gewesen.
    Trotzdem war ich irgendwie erleichtert, denn wenigstens hatte ich jetzt eine gute Ausrede. »Ich geh dann mal«, sagte ich.
    »Was soll das denn heißen? Wir sind doch eben erst gekommen!«
    »Ich bin nicht in Stimmung, okay?«
    Anscheinend war sie es allmählich leid mit mir, denn sie sagte: »Langsam nervt das echt, Belly. Seit Monaten jammerst du bloß rum. Das ist nicht gesund. Meine Mom sagt auch, du solltest dich mal mit einem Typen treffen.«
    »Wie bitte? Du hast mit deiner Mom über mich geredet?«, knurrte ich. »Sag ihr, sie soll sich ihre psychologischen Ratschläge für Ellen aufsparen.«
    Taylor schnappte nach Luft. »Ich hör wohl nicht recht.«
    Ellen war Taylors Katze und litt, laut Diagnose von Taylors Mutter, an saisonaler affektiver Störung , auch Winterdepression genannt. Den ganzen Winter über verabreichten sie dem Tier Antidepressiva, und wenn Ellen im Frühling immer noch launisch war, brachten sie sie zu einem Katzenflüsterer. Genützt hat es allerdings nie was. Wenn man mich fragte: Ellen war schlicht und einfach ein gemeines Biest.
    Ich holte Luft. »Monatelang hab ich mir angehört, wie du wegen Ellen rumgeheult hast, und dann stirbt Susannah, und alles, was dir dazu einfällt, ist, ich soll mit Cory rummachen und Bier-Pong spielen und sie einfach vergessen. Tut mir leid, aber so läuft das bei mir nicht.«
    Taylor sah sich kurz um, dann beugte sie sich vor und sagte: »Tu doch nicht so, als wärst du bloß wegen Susannah traurig. Es geht dir doch auch um Conrad, und das weißt du selber.«
    Ich konnte es nicht fassen, was sie da gerade gesagt hatte. Es hatte wirklich gesessen. Und zwar deswegen, weil es stimmte. Trotzdem war es ein Schlag unter die Gürtellinie.

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